Die SPD hat ja nicht mehr viele Gesichter, die in den Medien quasi omnipräsent sind. Welcher Genosse könnte dem Gesundheitsexperten der Partei hier den Rang ablaufen? Seine Prognosen sind mindestens so düster wie die Aussichten seiner Partei bei den anstehenden Wahlen. Mit seinem Alarmismus findet er in ausgewählten Medien dennoch permanent Gehör. Dabei liegen seine Prophezeiungen oft arg daneben, wie Kollegen von bild.de dankenswerterweise zusammengetragen haben. Hier einige Beispiele:
Lauterbach schlägt am 16. April 2021 bei Maybrit Illner Alarm: „Diejenigen, die jetzt auf Intensivstationen behandelt werden, sind im Durchschnitt 47 bis 48 Jahre alt. Die Hälfte von denen stirbt. Viele Kinder verlieren ihre Eltern. Das ist eine Tragödie.“
Dabei habe er gar nichts über das Alter der Intensivpatienten wissen können. Auf eine Anfrage der FDP-Politikern Judith Skudelny, ebenfalls im April, hätte die Bundesregierung geantwortet, dass bei der Übermittlung der Intensivbetten-Kapazitäten keine Daten zum Alter der Patienten erfasst worden seien. Man hätte diese Daten bisher nicht „als erforderlich angesehen“.
Lauterbach räumt jetzt gegenüber BILD auch „glattweg eine Fehleinschätzung“ ein. „Meine Einschätzung kam durch persönliche Gespräche zustande, die ich mit den Leitungen von Intensivstationen geführt habe. Zum Glück ist es dann nicht so gekommen, wie ich nach diesen Gesprächen befürchtet hatte.“
Wer leidet nun "ganz besonders"?
„Sieben Prozent der Kinder, das ist unstrittig, die sich infizieren, entwickeln Long-Covid-Symptome“, hat der schwarzsehende Professor am 6. Mai bei Maybrit Illner behauptet. Unstrittig? BILD zitiert den Berliner Kinderarzt Dr. Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, dazu: „Sie müssen schon mit einer sehr, sehr großen Lupe suchen, um Fälle von Long Covid bei Kindern zu entdecken“. Lauterbach habe auf BILD-Anfrage eingeräumt, in Deutschland gäbe es dazu keine Daten und sich auf eine britische Studie berufen. „Ich wollte damit erreichen, dass durch Wechsel- und Distanzunterricht nicht so viele Kinder erkranken“, habe er sich gerechtfertigt.
Vehement drängte der Professor auf die Impfung von Kindern und Jugendlichen. In der BILD am SONNTAG habe er am 30. Mai erklärt: „Unser Impfziel von 80 Prozent schaffen wir nicht, ohne auch die Zwölf- bis 18-Jährigen zu impfen. (…) Sollte es zu einer vierten Welle kommen, und das ist keineswegs ausgeschlossen, würden die Schülerinnen und Schüler besonders darunter leiden.“
Dazu zitiert BILD den Virologen Prof. Peter Kremsner (60): „Die Impfreaktion ist bei Kindern und Jugendlichen viel stärker als bei älteren Menschen.“ Das stehe in keiner Relation zu den Auswirkungen einer Corona-Infektion, von der viele junge Menschen noch nicht einmal etwas bemerkten.
In der gleichen Ausgabe der BILD am SONNTAG behauptete er: „Die indische Variante ist wahrscheinlich 20 Prozent ansteckender als die britische.“ Dazu der Frankfurter Virologe Martin Stürmer: „Wie viel ansteckender die indische Variante ist, muss in Labor-Studien erst mal überprüft werden. Die aktuellen Daten aus Großbritannien zeigen, dass sie sich ähnlich wie die britische Variante verhält. Heißt: Vermutlich wird sie ähnlich ansteckend sein wie die britische Variante.“ Der bisherige Anteil der Infektionen mit der indischen Variante betrage in Deutschland seit ein paar Wochen nur rund zwei Prozent, was nicht gerade für Lauterbachs Behauptung spricht. „Die britische Variante hat sich in Deutschland deutlich schneller ausgebreitet. Dass die Verbreitung der indischen Variante jetzt seit Wochen konstant bleibt, gibt Hinweise darauf, dass sie doch nicht so ansteckend sein könnte wie ursprünglich vermutet“, wird Virologe Stürmer weiter zitiert.