Ganz und gar schief liegen die Kritiker der Preisverleihung an Judith Butler – die selbst Jüdin ist (was übrigens Adorno, entgegen einem weit verbreiteten Irrtum, nicht war) -, freilich mit ihrem Versuch, Adorno zum kämpferischen Verteidiger Israels zu stilisieren. Denn der eher ängstliche Frankfurter Chefdialektiker hat sich, wie sein Kompagnon Horkheimer, wohlweislich niemals öffentlich explizit auf die Seite Israels gestellt. Bei den einschlägigen Zitaten, die jetzt von den Butler-Kritikern verbreitet werden, und in denen Adorno vor dem Sechstagekrieg 1967 seine Angst vor der Zerstörung des jüdischen Staats durch die Araber ausdrückte, handelt es sich um Briefstellen. Nicht einmal 1967 jedoch konnten sich Adorno und Horkheimer dazu durchringen, sich öffentlich für Israel zu erklären – im Gegensatz etwa zu Ernst Bloch und Günter Grass (!!!). http://freie.welt.de/2012/09/03/der-adorno-preis-und-die-wirrungen-der-dialektik/