Gastautor / 20.06.2019 / 06:23 / Foto: VU / 41 / Seite ausdrucken

Deutsche Welle: Wie ein Staatssender die Kritik ausschaltet

Von Vijeta Uniyal.

Ein Gast zu sein, heißt unter anderem, die Grenzen der Sagbarkeit zu kennen. Als indischer Journalist in Deutschland habe ich mich aus den innenpolitischen Debatten und Diskussionen konsequent rausgehalten. 

Meine journalistische Kritik befasste sich lediglich mit der außenpolitischen Wirkung der Entscheidung und Ereignisse in Deutschland. 

Als Auslandsjournalist gehört die Analyse Indien-bezogener Berichterstattung in europäischen und deutschen Nachrichtensendern häufig zu meiner Aufgabe. Im Rahmen dieser Tätigkeit folgte ich dem englischsprachigen Sender ‚DW News‘ auf Twitter. Der Sender gehört dem öffentlich-rechtlichen Auslandsrundfunk ‚Deutsche Welle‘.

Am 20. Mai 2019 veröffentlichte DW News einen Artikel mit dem Titel „Indische Muslime blicken den Wahlsieg vom [Premierminister Narendra] Modi mit Sorge.“ Die Kritik ist vollkommen berechtigt. Ich habe selbst Premierminister Modi und seine Hindu-Nationalistische Partei mehrmals in der Vergangenheit kritisiert und mich dabei in Regierungskreisen und in indischen sozialen Netzwerken nicht gerade beliebt gemacht.

Beim Lesen des Artikels sind mir jedoch einige Ungereimtheiten aufgefallen: insbesondere ein Zitat des indischen Parlamentariers Asaduddin Owaisi. Owaisi ist Anführer einer islamistischen Partei in Ostindien und hat in der Vergangenheit antisemitische Äußerungen gemacht. 

Über Twitter habe ich die Glaubwürdigkeit des islamistischen (und womöglich eines antisemitischen) Politikers als Vertreter der indischen Muslime infrage gestellt und DW News um journalistische Sorgfalt gebeten. Zusätzlich habe ich eine private Nachricht auf Twitter an den Sender geschickt und dabei die Redaktion auf die handwerklichen Mängel hingedeutet.

DW News hat weder auf meinen Tweet noch auf die private Nachricht reagiert. 

Kürzlich merkte ich, dass ich von dem Sender auf Twitter blockiert worden war. Es ist eine Sache, meine sachbezogene Kritik abzulehnen oder gar zu ignorieren. Aber mich von dem Nachrichtenverlauf auszusperren, beeinträchtigt meine journalistische Tätigkeit die Berichterstattung eines öffentlich-rechtlichen Senders analytisch zu beobachten. Als deutscher Steuerzahler habe ich schließlich das Recht auf freien Zugang zur Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender. 

Das Verhalten der öffentlich-rechtlichen Deutsche Welle zeigt, dass der Sender an einer sachlichen Kritik an seiner Berichterstattung gar nicht interessiert ist. Es ist ein Armutszeugnis, wenn ein Staatssender, der lauthals mangelnde Meinungs- und Pressefreiheit in anderen Ländern beklagt, selbst unfähig ist, mit kritischen Meinungen umzugehen.

Vijeta Uniyal ist indischer Publizist der seit 2010 in Deutschland lebt. Er studierte Germanistik an der Jawaharlal Nehru University, New Delhi und hat u.a. an der Deutschen Botschaft, dem Goethe-Institut and der Alexander von Humboldt-Stiftung gearbeitet. Seine Kolumnen wurde in renommierten Publikationen wie Gatestone Institute, Jerusalem Post, Indian Express und Jewish News Syndicate veröffentlicht. 

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Werner Arning / 20.06.2019

Man hat den Eindruck, dass deutsche Medien Kritik am Islam, oder etwa an muslimischen Politikern, Institutionen oder Parteien mit Hetze, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Islamophobie gleichsetzen. Geht hingegen tatsächliche Hetze von „muslimischer Seite“ aus, wird diese oft gar nicht wahrgenommen. Es wird ein einseitiger Schutzwall um die weltweite „islamische Gemeinde“ gebaut, der diese schützt und ihre vermeintlichen Feinde fern hält. Und nicht nur das. Diese vermeintlichen Feinde des Islam werden geradezu bekämpft. Man geriert sich als Retter und Beschützer der Entrechteten. Und als entrechtet gilt deutschen Medien häufig der Islam. Muslime geraten zum Inbegriff der unterdrückten Minderheit, der es beizuspringen gilt. Die es zu retten gilt aus den Klauen derer, die dem Islam angeblich Böses wollen. Und die deutsche Politik scheint sich an diesem Haltungskrieg kräftig beteiligen zu wollen. Koste es auch die Freundschaft mit Israel (oder den USA, aber die liegt ohnehin schon auf Eis). Doch die Muslime sind keine zu schützenden Kinder. Wann werden wir das begreifen? Erst wenn die „Kinder“ sich schamlos bedienen? Dann bekommen wir, wozu wir einladen.

Fritz Neumann / 20.06.2019

Davor haben die etablierten Massenmedien natürlich am meisten Angst: Vor sachlich vorgetragener und kenntnisreich begründeter Entlarvung der täglichen Manipulationen, Verdrehungen und Realitätsverzerrungen. Es zeigt sich wieder einmal wie das Totschlagargument „Hassrede“ als Vorwand benutzt wird, um gut begründete Kritik wegzensieren zu können.

S. v. Belino / 20.06.2019

Na, Sie trauen sich aber wirklich was, werter Herr Uniyal! Respekt. Ihnen mag die rigide Beschneidung der persönlichen Meinungsfreiheit vielleicht noch neu und ungewohnt erscheinen; für viele andere gehören diesbezügliche Vorkommnisse fast schon zum täglichen Erleben. Dabei ist es ausdrücklich zu begrüßen, dass auch und gerade Journalisten wie Sie, also hochwillkommene und bestens integrierte ausländische Mitbürger, sich in solchen Fällen laut und deutlich zu Wort zu melden. Schließlich trägt auch Ihre Wortmeldung einen wichtigen Teil dazu bei, das hohe Gut der grundgesetzlich verbrieften Meinungsfreiheit in diesem Land zu bewahren. Bleiben Sie also weiterhin kritisch. Es sei denn, Sie wären geneigt, sich der stets weiter um sich greifenden Maxime zu unterwerfen, die da lautet: ...weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Aus Ihrem Beitrag lässt sich allerdings mit Gewissheit ableiten, dass Sie nicht gewillt sind, dies jemals zu tun. Gut so.

Rudhart M. H. / 20.06.2019

Hallo Herr Uniyal, ich arbeite und lebe seit mehr als 30 Jahren die meiste Zeit auf dem Balkan und ich habe anfangs mangels noch nicht vorhandenem Internet durchaus nach den Infos der DW gelechzt. Es ist erstaunlich , welchen Wandel die Programmgestaltung Radio , aber auch in letzter Zeit TV , so durchgemacht haben. Das hat weder mit Infos für die Deutschen im Ausland zu tun noch ist es besonders informativ für Ausländer. Es ist der allgemeine ÖR-Quatsch und Verblödungsmist wie im Heimatland auch. Internationalisiert mit sehr viel Denglish und Ami-Slang , einfach unsagbar blöd . Hat mit politischer Sachinformation so gut wie nix zu tun , weder über Deutschland , noch über das Ausland, zum größten Teil werden komplette Sendungen der ÖR-Anstalten übernommen und dann noch bis zum Erbrechen wiederholt. Wahrscheinlich ist das so am Billigsten , qualitativ eher niveaulos ist es sowieso in den meisten Fällen und mir ist es eher peinlich , wenn ich denke, daß das die Meinung und die Realität aus Deutschland sein soll. Ich bin sicher, daß es hohe Zeit ist ,die Besetzung der Intendanten und Meinungsträger zu überprüfen. Das betrifft aber auch die Professuren an Hochschulen, wo ich meine, daß eine große Zahl im Bereich der sog. Geisteswissenschften ersten überflüsig sind und zweitens in keinem Verhältnis zum wirklichen Bedarf mehr stehen. Intendanten und Professoren gehen aber nicht mit einem Durchschnittsgehalt nach Hause , werden aber alle von der Allgemeinheit alimentiert, die blöd ,wie sie ist, jetzt auch noch nach einer CO2-Abgabe bettelt ! Ich fasse es alles nicht mehr!

Ulrich Prieser / 20.06.2019

Der Beitragszahler finanzierte Sender sollte sich mal lieber über die positive Aussendarstellung Deutschlands kümmern. Immer wieder werde ich in Mittelamerika auf die Situation der Ausländer in D angesprochen und ob man, als Latino z.B. in Deutschland in ein Geschäft gehen könne. Man glaubt tatsächlich, A.H. und dessen Nachfolger seien hier noch an der Macht. Stattdessen die 23. Wiederholung einer Nazi-Doku. Aber in einem Land, in dem jeder Staatsgast erst einmal die Denkmäler der grässlichen Nazi-Diktatur vorgesetzt bekommt, um seine ach so antifaschistische Gesinnung zu demonstrieren, muss man sich nicht wundern, wenn viele nur die Bilder sehen und so ein falsches davon bekommen.

Marc Stark / 20.06.2019

Lieber Vijeta, wer heutzutage noch glaubt, das in diesem Land Meinungsfreiheit gilt, schnarcht immer noch gewaltig! Ganz gleich welche Vorbehalte du (möglicherweise) gegen die AFD hast, mit ziemlicher Sicherheit sind sie ein Produkt eines Wahrheitsvertädnis ala DW! 85% aller Vorbehalte fussen auf einem medialem Zerrbild! Es stimmt zwar, wir haben EINIGE unappetitliche Zeitgenossen und leiden noch an Kinderkrankheiten - umso wichtiger also, das liberale Kräfte verstärkt den Kurs mitbestimmen. Es ist auch DEIN Land und es sind auch DEINE Werte, die wir verteidigen! Also falls du noch Zweifel hast, mach dir bitte deine EIGENES Bild, du weisst ja jetzt wie Fakten im Ministerium für Wahrheit gehandhabt werden. Das betrifft ALLE Bereiche, insbesondere die Darstellung der patriotischen APO und der AFD. Lass dich von ein paar undifferenzierte Wutbürger nicht abschrecken. Die gibt es idT, aber es gibt auch jede Menge MiHas, Juden, Homos, Liberale…. und wir werden permanent mehr! Namaste!

Thorsten Wagner / 20.06.2019

Hr. Uniyal, vielen Dank für diesen aufschlussreichen Bericht. Früher nannte sich das oberste Ministerium “Propaganda”-Ministerium - das war wenigstens EHRLICH, da weiß man gleich wie der Hase läuft.

Rudolf George / 20.06.2019

So verhält sich der neue deutsche Adel: wer nicht dazu gehört, wird einfach ausgegrenzt und ignoriert.

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