Der Sonntagsfahrer: Fahr- und Denkverbote

Unter dem Motto „Autofreier Sonntag gegen Putin“ könnte das Sonntagsfahrverbot wieder auferstehen. Seine volle Durchschlagskraft erhält es aber erst in Verbindung mit einem Sonntagsdenkverbot. Besonders, wenn es auf die ganze Woche ausgedehnt wird.

Das Schlimmste, was einem Sonntagsfahrer passieren kann, ist naturgemäß das Sonntagsfahrverbot. Das bewährte Mittel zur Simulation von Regierungshandeln ist den schon länger auf Erden Weilenden aus der ersten Ölkrise 1973 bekannt. Mit dem Energiesicherungsgesetz vom 9. November 1973 wurden den Kraftstoff-Junkies insgesamt vier autofreie Sonntage sowie Tempolimits verordnet. Lediglich Taxis, Ärzte sowie Frischware-Lieferanten durften hinters Steuer. Am vierten autofreien Sonntag gab es dann so viele Ausnahmen, dass es auf den Straßen wieder zu Staus kam. Eine Ausnahme war ich selbst, da ich mich mit Hilfe einer Rückbank voll jungem Gemüse zum Frischware-Lieferanten befördert hatte.

Unter dem unschlagbaren Motto „Autofreier Sonntag gegen Putin" könnte die Idee demnächst wieder auferstehen. „Was heute erneut diskutiert wird, sparte damals kaum Sprit – und war trotzdem wichtig", schreibt der „Spiegel" und ist dabei einer bekannten Maxime treu verbunden: „Deutsch sein heißt, Dinge um ihrer selbst willen zu tun".

Ich vermute, dass das Deutschsein dieses Mal gründlicher angegangen wird. Das Sonntagsfahrverbot erhält erst in Verbindung mit einem Sonntagsdenkverbot seine volle Durchschlagskraft. Besonders, wenn es nach und nach auf die ganze Woche ausgedehnt wird. Bevor es so weit ist, habe ich hier noch ein paar Gedanken zusammengestellt, die sich in der letzten Woche in meinem Kofferraum angesammelt haben.

Der erste ereilte mich beim Radiohören: „Gesucht wird Herr Hans S., mittleren Alters und mit einem blauen Pyjama bekleidet. Er gilt als verwirrt und wurde zuletzt beim Verlassen einer Pflegeeinrichtung gesehen." Dies im Ohr, ereilte mich der spontane Gedanke, dass hier eine ausgezeichnete Beschreibung unseres politischen Führungspersonals und des Zustands der deutschen Politik vorlag. Verwirrte Herrschaften irren durch die politische Landschaft, wissen weder, woher sie kommen, noch, wohin sie wollen. Ab und zu geben sie merkwürdige Worte von sich, die sie in der Vergangenheit irgendwo aufgeschnappt haben. „Freiheitsenergie", „Impfpflicht", „mehr Windräder", „Zusammenstehen". Ein logischer Zusammenhang lässt sich daraus schon lange nicht mehr herleiten, außer dass sie garantiert in die falsche Straßenbahn steigen.

„Zwei Geiger in einer Kneipe sind einer zu viel“

Der zweite Gedanke kam mir beim Anblick eines leeren Aldi-Regals und galt meinem Hamster aus der Kindheit, der leider ein tragisches Ende fand. Hamster sind wirklich bemerkenswerte Tierchen. So wurden in den Vorratskammern des Feldhamsters bis zu 90 Kilogramm Pflanzenmaterial gefunden, die von einem einzelnen Hamster eingetragen worden waren. Ein Zwerghamster wurde mit 42 Sojabohnen in den Backentaschen gefunden. Mein eigener Hamster war weit entfernt von dieser Tüchtigkeit, hatte aber trotzdem Neider. Besonders mein Dackel mochte meine Zuneigung nicht mit einem Hamster teilen und meuchelte den Gesellen bei der erstbesten Gelegenheit. Seitdem beherzige ich eine alte ungarische Weißheit: „Zwei Geiger in einer Kneipe sind einer zu viel".

Im Übrigen bin ich mit meinem alten Volvo Kombi bestens für etwaige Hamsterfahrten ausgestattet, schließlich fasst er problemlos eine Europalette mit Salatöl. Der Begriff Hamsterfahrten etablierte sich in den ersten Jahren nach dem Krieg, weil die Versorgung mit Lebensmitteln in den Städten nicht ausreichend war. So fuhr unsere Oma mit der Eisenbahn in die Pampa und versuchte, bei den Bauern Sachwerte gegen Kartoffeln, Eier, Speck oder andere Agrarprodukte zu tauschen. Und schon wieder ein verbotener Gedanke: Ich stelle mir gerade vor, wie eine Professorin für Gender-Wissenschaft den Versuch unternimmt, ihre Promotionsurkunde gegen zwei Kartoffeln einzutauschen. 

Der gemeine Landmann feiert in diesen Tagen hingegen ein heimliches Comeback. Nachdem die Traktoren-Demonstrationen der letzten Jahre wirkungslos blieben und die landwirtschaftliche Produktion in Deutschland mit immer irrwitzigeren Auflagen sabotiert wurde, dämmert jetzt der Gedanke, dass der Supermarkt nicht von Greenpeace oder BUND befüllt wird. So ging der Rapsanbau in den letzten Jahren um 400.000 Hektar zurück, weil bestimmte Beizmittel zum Schutz der Samen verboten wurden und nun vermehrt (teure) Insektizide erforderlich sind, die den Anbau unwirtschaftlich machen. Merke: Das leere Rapsöl-Regal ist genauso hausgemacht wie der leere Gastank. Selbst die abonnierte Biogemüse-Kiste gelangt übrigens mit einem Diesel-Transporter in die Stadt. Zumindest noch. Und nun die frohe Botschaft: Je leerer die Regale, desto angesehener dürfte der Berufsstand des Landwirtes werden. Aus „Bauer sucht Frau" wird womöglich bald „Frau sucht Bauer".

Als Hochzeitskutsche empfehle ich den einstigen Rolls-Royce der Landbevölkerung, einen Mercedes „Strich Acht" mit dem 54 PS starken Vorkammer-Diesel. Dem ist ziemlich egal, welches Öl man reinfüllt, nicht umsonst wurde das geräumige Mobil „Heizöl-Tanker" genannt. Man konnte damit alles machen, außer überholen. Er lief auch mit steuerbegünstigtem Landwirtschaftsdiesel, Frittenfett oder Rapsöl aus eigenem Anbau. Das gleiche gilt übrigens für das französische Pendant, den Peugeot 504 Diesel, der in Nigeria sogar bis 2005 gebaut wurde. Bei beiden passen eine halbe Tonne chinesische Mikro-Chips in den Kofferraum, man braucht aber keinen einzigen, damit das Ding fährt. So etwas nennt man auf neudeutsch resilient. Laut Wikipedia bezeichnet Resilienz in den Ingenieurwissenschaften die Fähigkeit von technischen Systemen, bei Störungen oder Teil-Ausfällen nicht vollständig zu versagen, sondern wesentliche Systemdienstleistungen aufrechtzuerhalten. In einfacher Sprache: Resilienz ist das Gegenteil von deutscher Politik.

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

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Leserpost

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Peter Woller / 20.03.2022

Der letzte Brüller: Eben gerade habe ich in unseren Bahnhof “FCK-PTN”-Aufkleber entdeckt.

Dr. Mephisto von Rehmstack / 20.03.2022

apropo Hamster: Peppe hatte einen Hamster aus dem Hessischen (deswegen hieß er nur “de Kal”), der der Star aller Feten war: waren wir ausreichend erfrischt, kam de Kal auf den Plattenteller und drehte seine Kreise, bis 33 U/min mit guter Kurvenlage ohne Probleme, 45 U/min Dauer war tagesformabhängig. Die Blicke der Damen für de Kal hatte ich mir immer gewünscht!

Richard Loewe / 20.03.2022

köstlich. Viele meiner Nachbarn hier in den USA fahren einen Prius (einer hat nen Tesla und einen Ford F150) und sind stolz, daß sie bis zu 5,3l/100km rausbekommen. Mit meinem MB 220D bin ich öfter quer durch Europa gefahren und habe 4,3L/100km verbraucht und in meinem Kofferraum (T-Modell) war auch reichlich Platz. Aus unseren Cayenne und Touareg bekomme ich tatsächlich im Jahresschnitt nur 8l - und nur im Sommer unter 7l, aber wenn meine Batterie entsorgt werden muß, muß die nicht in einem Bergwerk gelagert werden.

Kostas Aslanidis / 20.03.2022

Ich moechte vielen Leuten, nicht zur nahe treten da ich aus Griechenland schreibe. Aber dieses Land, Deutschland ist doch am absteigenden Ast. Es gibt keine einzige positive Nachricht aus dem Land. “Autofreier Sonntag gegen Putin”, da wird Putin es mit der Angst bekommen. Das Land ist moralisch am Boden. Ueberall weiten sich die” “Metastasen” aus. Es hilft keine Chemotherapie, keine Medikamente. Das Land heisst DDR, fertig, der Sieger Hoebecker.

Terence B. Pickens / 20.03.2022

Die im Artikel erwähnte Ölkrise von 1973 erlebte ich in California, USA. Vor dem von den OPEC-Staaten wegen des Yom-Kippur-Kriegs verhängten Embargos, wurde ein Barrel Öl für US $  2,90 gehandelt; an der Tankstelle kostete die Gallone [ ca.  3,8 Liter ],  29 US Cents.  1974, nach Embargoaufhebung, stieg der Barrelpreis auf US $ 11,65;  die Gallone auf 54 Cents. Tanken konnte man nur, wenn die Endzahl des Kennzeichens - gerade oder ungerade - mit der des betreffenden Tages korrespondierte. Meine damaligen starken Reiseaktivitäten über den großen Teich wickelte ich aus Kostengründen per Charter ab,  mit International Air Bahamas - die Airline besaß nur einen bunt mit dem Dschungel bemalten Flieger - auf der Strecke Luxembourg - Nassau, Bahamas, danach hüpfte ich in 45 Minuten nach Miami. In Nassau beschaffte ich mir für mein Auto in California eine over-the-counter registration die es mir wegen der Internationalität des Kennzeichens gestattete, in den USA täglich zu tanken. —Hier auf der Iberischen Halbinsel streiken seit 4 Tagen die LKW-Fahrer wegen der hohen Treibstoffpreise [ Benzin 95 am 11/3 = €  1,87 - heute € 1,80 / Liter;  Diesel am 11/3 = € 1,86 - heute € 1,79 ].  Die Milcherzeuger im Norden Spaniens entsorgen ihr nicht abgeholtes Produkt ins Abwassersystem. LIDL schließt nächste Woche Filialen. Im Parlament wird die Senkung der MwSteuer von 21% auf 10% beraten. Letzte Woche auf die Inflationsrate von 7.6%  und die Streiks hin kritisiert, meinte Sozi-Präsident Sánchez lakonisch: “Ukraine - Putin . . .  und die LKW-Fahrer sind Ultra-Rechte “.  Die Parlamentssprecherin der patriotischen Partei VOX hielt dem Präsidenten Grafiken vor, welche seine Behauptung ins Reich der Fabeln verwiesen. Sánchez ergriff erneut das Wort: “Putin brauchte eine gewisse Zeit zur Vorbereitung seines Krieges, das gilt auch für die Inflationsrate . . .” Die spanische vox populi über die Sozialisten:  “rojos, hambre y piojos . . . [ ‘Rote, Hunger und Läuse ].

Thomas Brox / 20.03.2022

“Merke: Das leere Rapsöl-Regal ist genauso hausgemacht wie der leere Gastank.” Warum so bescheiden. Die gesamte EU/ deutsche Staatsscheiße ist hausgemacht. Der fette unfähige Schmarotzerstaat versagt in allen wichtigen Bereichen. ++ Denkverbote sind in diesem Land überflüssig. Die deutliche Mehrheit der Wähler profitiert entweder direkt vom Schmarotzerstaat (Staatsapparat, steueralimentierte NGOs und private MSM, Hartz-4-Absahner, Öko-Absahner) oder ist durch allgegenwärtige Propaganda verblödet oder ist zu feige. ++ “Ich stelle mir gerade vor, wie eine Professorin für Gender-Wissenschaft den Versuch unternimmt, ihre Promotionsurkunde gegen zwei Kartoffeln einzutauschen.” Das ist feiger Unsinn. Beamten und Beamten-Pensionäre werden noch im üppigen Wohlstand leben, wenn es bereits vielen Millionen von zahlenden Untertanten im Dummland richtig dreckig geht - und das dauert nicht mehr lange. Solange noch was zu holen ist, funktioniert der EU/deutsche Beamtenfeudalismus weiter. Dieses kranke System hat bereist die Katastrophen des Weltkriegs 1 und 2 überstanden. Durchaus denkbar, das eine islamische Modifikation dieses Systems auch noch die bevorstehende finale Katastrophe überdauert. Dieses System ist das Treibhaus, in dem dem das lebensfremde rot-grüne Paradigma prächtig gedeiht. ++ “Deutsch sein” heißt: Regulieren, reglementieren, verbieten, verwalten, genehmigen, kontrollieren, bestrafen, lügen, abzocken. “Deutsch sein” ist der unerschütterliche Glaube an den totalen “Staat” - bis zum Untergang.

Stanley Milgram / 20.03.2022

GEZ-TV macht Denkverbote überflüssig. “Die Reichweite der Tagesschau betrug im Jahr 2020 durchschnittlich rund 11,78 Millionen Zuschauer”, sagt das Net. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß man nicht, sonst wärs ja keine Dunkelziffer. Ich gehe davon aus, dass es genau diese knapp 12 Mio. Offiziellen sind, die die Regale leergekauft haben. Vermutlich haben sie die “Ölkrise” (falls Putin den Hahn abdreht) einfach nur falsch verstanden. Und die Mär vom Sonnenblumenöl im Diesel-Fahrzeug tut zur “german angst” ihr übriges: “Oh wei, die Dieselfahrer kaufen jetzt palettenweise Sonnenblumenöl… kauf schnell noch so viel du bekommen kannst.” Die paar Oldtimer-Besitzer werden sich hüten, auf 100 Meter als Steuerhinterzieher erkannt, äh, gerochen zu werden. Ein falsches Wort in der Tagesschau kann alles auslösen, außer etwas Gutes…

Mathias Rudek / 20.03.2022

Hervorragend geschrieben, lieber Herr Maxeiner.

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