Chaim Noll / 08.02.2024 / 10:00 / Foto: Achgut.com / 94 / Seite ausdrucken

Der „Kampf gegen Rechts“ – ein feiges Surrogat

Geht die Gefahr für Juden wirklich von „Rechts“ aus oder stellen militante Muslime das eigentliche Problem dar, das ignoriert und dadurch gefördert wird?

Der von linientreuen Medien ausgerufene, von hunderttausenden Deutschen gehorsam befolgte „Kampf gegen Rechts“ hat eine massenhysterische Dimension erreicht, die  erschreckend wirkt. Wogegen wird hier eigentlich demonstriert? Oder wofür? Für ein von allem „Rechten“ gereinigtes Deutschland? Also eine Säuberungsaktion? Und was ist mit dem Wort „rechts“ gemeint? Jede Position außerhalb der Nationalen Front der machthabenden Parteien? Bedeutet der offiziell erklärte „Kampf gegen rechts“, dass Deutschland nun unter allen Umständen „links“ werden soll? Dass man sich daran macht, diese befohlene „Verlinkung“ nicht nur, wie bisher, durch heimliches Wirken, cancel culture, Medien-Manipulation, „gesellschaftliche Ächtung“, sondern mit der Macht der Straße, mit der Gewalt der Menge zu erzwingen?

Ja, Zwang ist im Spiel, der Vorgang hat etwas Zwanghaftes. Er ist, tiefenpsychologisch gesehen, ein weiterer Versuch der Entschuldung, der Selbstreinigung von einer gefühlten Schmach. Wie sie in auf den Demos mitgeführten Transparenten „Nie wieder!“ zum Ausdruck kommt oder, noch modischer, „Nie wieder ist jetzt!“ Was soll „nie wieder“ geschehen? Das Unterdrücken unerwünschter Minderheiten und unbequemer Meinungen? Aber das geschieht doch gerade, indem man alles für „Rechts“ erklärte ausmerzen will. Es geschieht doch gerade wieder, durch diese Wut auf alle Abweichler von der linken Volksgemeinschaft, durch diese Demos der Duckmäuser.

„Nie wieder!“ – das meinte ursprünglich, ehe es ins total Nichtssagende ausgeweitet wurde, die Verhinderung neuer Judenverfolgungen in dem immer noch vom Debakel der Shoah und des verlorenen Krieges gezeichneten Land. Tragen diese Demos dazu bei, die Juden in Deutschland zu schützen? Warum marschieren ihnen dann judenfeindliche Gruppen voran wie „Fridays for Future“? Warum sieht man im Meer der Wohlmeinenden immer wieder Palästinenser-Fahnen, aber nie den Davidstern? Wer schwimmt noch so mit im großen Schwall der „Kämpfer gegen Rechts“?

Lügenblasen

Vor allem dienen die Demos „gegen Rechts“ dem Zweck, Deutschlands dringende Probleme zu verschweigen. Wie sie kürzlich Hasso Plattner anzusprechen wagte, einer von Deutschlands führenden Unternehmern, Gründer des Software-Unternehmens SAP. Im Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung sagte der gebürtige Berliner: „Ich bin Berliner, aber ich fahre nicht mehr nach Berlin (…) Dass ganze Stadtteile scheinbar übernommen wurden von Arabern, dass dort deren Ethik und Verständnis für Gesetze gelebt wird, ist nicht gut. Hinter vorgehaltener Hand sagt jeder, dass da etwas schiefgegangen ist.“ Auf Nachfrage präzisierte er, was „schiefgegangen“ sei: „Die Integration, die Erziehung, die Schulpolitik“. Über diese Probleme werde in Deutschland nicht offen gesprochen, sagte er. „Keiner geht hin und sagt: Ja, das ist schiefgegangen, jetzt müssen wir es ändern. Weil das auch wieder unpopulär ist.“

Und weil so etwas auszusprechen bereits als „rechts“ gilt. Gegen die Wenigen, die es wagen, die auf die Übernahme von Schulen, Universitäten und ganze Stadtteilen durch militante Muslime hinweisen, die überhaupt von einer Gefahr sprechen, wird der vernichtende Vorwurf der „Islamophobie“ erhoben, und diese gehört selbstverständlich zu den „rechten“, also mit aller Macht zu bekämpfenden Gesinnungen. So nützt der überzogene „Kampf gegen Rechts“ in Wahrheit dem sich ausbreitenden islamischen Extremismus. Von dem er erstens erfolgreich ablenkt. Zweitens, indem er die, die vor ihm warnen, stigmatisiert. Und durch solche Aktionen soll Deutschland besser und bunter werden, umweltfreundlicher und toleranter? Sancta Simplicitas! Man muss so dumm sein wie Greta Thunberg, um es zu glauben.

Dabei hat sich Hasso Plattner noch höflich, sogar vorsichtig ausgedrückt. Doch deutlich genug, dass die Leit-Medien von Spiegel bis Süddeutsche seine Äußerungen verschweigen. Nur die Zeitungen des Springer-Verlags berichten unerschrocken, was der Grande der deutschen Wirtschaft gesagt hat. Man muss heute Bild und BZ lesen, um einigermaßen informiert zu sein – ich merke es an für die Älteren, die noch mit der Hysterie gegen den „Springer-Konzern“ groß geworden sind. Oh, Deutschland, deine Hysterien! Deine Massenaufwallungen… Sie geben ein paar Augenblicke ein warmes Bauchgefühl, für das Gute zu kämpfen, doch am Ende erweisen sie sich als Lügenblasen und richten nichts als Schaden an.

Systematisches Mobbing

Der „Kampf gegen Rechts“ ist ein feiges Ausweichen vor Deutschlands wirklichen Problemen. Er wird nichts bewirken als eine Verschlimmerung der Lage. Und was die deutschen Juden betrifft: Die offene Pogrom-Stimmung gegen sie, die tätlichen Angriffe kommen selten von „Rechts“, dafür tagtäglich aus islamischen Milieus. Kaum ein Jude betritt mehr ihre Stadtteile, erkennbare Zeichen des Judeseins wie die Kipa oder das Logo des Sportvereins Makkabi werden verdeckt, Israelis auf Berlin-Besuch vermeiden in den Nahverkehrsmitteln, Hebräisch zu sprechen. An deutschen Schulen, neuerdings auch Universitäten, trifft jüdische Schüler und Studenten trotzdem das systematische Mobbing der immer aggressiver auftretenden jungen Muslime.

Und die sind allgegenwärtig in Berlin und anderen deutschen Städten. Erst vor einigen Tagen wurde ein jüdischer Student am Rosenthaler Platz in Berlin von einem Palästinenser krankenhausreif geschlagen – Tritte ins Gesicht, Schädelbrüche – nachdem er sich in der Freien Universität, draußen in Dahlem, als pro-israelisch geoutet hatte. Die Attacke erfolgte in einem gänzlich anderen Stadtteil Berlins, das Opfer wurde auch dort entdeckt, offenbar werden nicht mehr nur „Stadtteile“ kontrolliert, sondern ganze Städte. Der Präsident der FU tat sich schwer mit einer Verurteilung der Tat, musste mehrmals dazu ermahnt werden – er kennt die Machtverhältnisse an seiner Universität besser als wir. Wird man den Täter ermitteln, vor Gericht stellen, wegen vorsätzlicher Körperverletzung verurteilen, oder wird man ihn mit Hilfe juristischer Finten laufen lassen wie so viele vor ihm? Ernsthaft kann sich derzeit niemand mit dieser Frage beschäftigen: Medien und Politik sind ganz okkupiert vom „Kampf gegen Rechts“.

Der „Kampf gegen Rechts“ ist ein feiges Surrogat. Ich schreibe dies fern von Deutschland, in Israel. Meine israelischen Landsleute haben derzeit ernsthafte, man kann sagen: existenzielle Probleme, nur ein Problem haben sie nicht: Sie sind nicht feige. Sie stellen sich dem wirklichen Problem, das auch hierzulande – große Überraschung – mit militanten Muslimen zu tun hat. Auch hier ist der Erfolg ungewiss, aber so, wie man es in Deutschland versucht, durch Flucht in Scheinprobleme, sinnloses Getöse, billige moralische Selbstbefriedigung, wird es auf keinen Fall funktionieren.

 

Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll in Ostberlin geboren. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland. In der Achgut-Edition ist von ihm erschienen „Der Rufer aus der Wüste Wie 16 Merkel-Jahre Deutschland ramponiert haben. Eine Ansage aus dem Exil in Israel“.

Foto: Achgut.com

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A. Ostrovsky / 08.02.2024

@Klaus Gunther Hollmann : >>Wo liegen deren Ursprünge?<< # Weil Sie gerade wieder so auf der Führungspersönlichkeit als Erklärung herumreiten… Kennen Sie das Bild von Emma Löwenstamm, auf dem sie Lenin und Hitler 1909 beim Schachspiel in der Wiener Herrengasse gemalt hat? Nein? Also ob da Minderwertigkeitsdingens, kann man auf dem Bild nicht sehen. Es zieht aber irgendwie die von Ihnen behauptete Biografie in Frage. Nicht nur das. Es gibt weitere Fragen. Wenn der Lenin so von der wissenschaftlichen Weltanschauung ergriffen war, wieso hat der dann mit dem Hitler friedlich Schach gespielt. Ok, das war ja noch vor Hitlers Yperit-Vergiftung. Da war der vielleicht noch ein Gutmensch. Immerhin verändert sowas ja die Persönlichkeit, ähnlich wie eine Covid-Impfung. Das ist eben die Schattenseite von globaler Chemie und Pharma. Aber das ist noch nicht alles. Wieso hat die Emma Löwenstamm nicht erkannt, was das für welche sind, sondern sie muss sich ja in dem Dunstkreis unbedroht gefühlt haben, sonst wäre sie ja gar nicht auf die Idee gekommen, dieses Bild anzufertigen. Fragen über Fragen, aber die alten Argumente ändern sich nicht. Seltsam. Es ist wie bei der Klimaerwärmung, seit 100 Jahren wird das nachgeplappert und mit zusätzlichen Argumenten umsponnen, was der stolzgeschwellte Swante Arrhenius verkündet hatte, obwohl er das nur seinem Mitarbeiter Knud Angstöm geklaut hatte, aber eben falsch geklaut, weil nicht verstanden. Angström hat ja dagegen 1903 schon widersprochen und wurde deshalb von Arrhenius verleumdet, diffamiert und gecancelt. Da finden seit 100 Jahren auch keine neuen Erkenntnisse Eingang. Man weiß schon alles und hat immer Recht.

MarcusCato / 08.02.2024

Der “Kampf gegen Rechts” ist auch nicht besser als “Mein Kampf” von damals. Kampf = Krampf! Rechts ist jeder, der nicht linksextrem ist Rechtsstaatlichkeit ist rechtsextrem. Und wie in 1984 gilt auch heute das Motto der Insoc Partei (English Socialism): War is peace, freedom is slavery and ignorance is strength Nur so können sich die ideologischen Nachfahren der NSDAP, die Grünen, als Retter der Demokratie gerieren und jeden, der für Freiheit eintritt, zum Feind der Demokratie erklären.

Patricia / 08.02.2024

Ich stimme dem Artikel grundsätzlich zu, möchte jedoch anmerken, dass es nicht der“militante Islam“, sondern der Islam generell ist, den wir fürchten müssen. Immerhin verwendet Herr Noll nicht das Kunstwort „islamistisch“, leider aber das Kunstwort „Palästinenser“. Das müsste er doch besser wissen. Und bei Herrn Plattner weiß ich nicht genau, ob ich ihm traue.

Wilfried Cremer / 08.02.2024

Forts.: Zu den Demos: Palästina-Fahnen gehen, Israel- und Deutschland-Fahnen nicht, entweder man wird trocken ausgesondert oder es wird blutig, gerne inklusive Knochenbrüche. Das ist das Gehetze gegen Rechts und überhaupt.

Gert Friederichs / 08.02.2024

Auch Herr Noll, so gebildet er ist, hat seine Scheuklappen. Das Thema Palästina - Israel wäre längst keines mehr, wenn man so eine Art Ulbrichtsche Mauer drum gebaut hätte. Niemand rein, niemand raus! Hört sich gefährlich an, aber viel gefährlicher ist das Einwirken der dort nicht sesshaften und involvierten Mächte. Mit ihren sehr speziellen Machtinteressen! Allerdings bin ich mir sicher, auch in solch einem hypothetischen Fall wären die dort eher Bodenständigen den Hineingereisten zum Opfer gefallen. Aber mit weit weniger Dramatik und Auswüchsen. Ich nehme sehr stark an, dass Herrn Noll das Wort “Hineingereiste” gar nicht gefällt.

Klaus Keller / 08.02.2024

Ich befürchte man wird mit der Methode mehr des selben, versuchen die Probleme zu lösen. Für Israel bin ich allerdings optimistischer, da es mehr Leute gibt denen ich zutraue andere Lösungen zu versuchen als nur die, aus Gaza einen Parkplatz zu machen. PS Dr. Kohl sprach eints von der Gnade der späten Geburt, weil er sich in demütiger Weise nicht ganz sicher war ob er damals richtig gehandelt hätte. Solche Ansätze gibt es heute nicht mehr. Man ist der Arroganz näher als dem Zweifel. PPS Nie wieder, gilt ohnehin nicht für alle. Bei mehr als 100.000 vorgeburtlichen Kindstötungen im Jahr allein in Deutschland und so gut wie keinen Geburten von Kindern mit Downsyndrom betreibt man heute das was man früher Selektion nannte. Man hat die Tötungen nur in die Phase vor der Geburt verlegt. Man muss noch darauf hinweisen das die Abtreibung Standartverfahren der Geburtenkontrolle im Ostblock war. M.E. immer noch ein Symbol dafür wie man Wechselseitig miteinander umgeht und ich bin nicht Bereit mir die Standards von Linken definieren zu lassen. Ein Paradoxon ist im übrigen das m.E. die islamischen Zuwanderer oft eher streng Konservativ sind. Ich denke Linke bilden die Ausnahme.

sybille eden / 08.02.2024

Die Muslime müssen nicht gleich “militant” sein, lieber Herr Noll, es reicht schon wenn sie einfach nur Muslime sind. Das hat der Artikel von Ayaan Hirsi Ali , gestern hier veröffentlicht, sehr schön dargelegt.

Helmut Wolf / 08.02.2024

Ich bin 1959 geboren,  gehöre der älteren unbelehrbaren Generation an, die schon zu Coronazeiten nicht auf Kurs war. Damals glaubte ich mich bereits komplett fehl am Platz, war geächtet und beschimpft innerhalb der eigenen Familie. Doch was jetzt ab geht toppt alles. Wo waren die “Gutmenschen” nach dem Angriff auf Israel? Wer hat für Israel eingestanden? Helene Fischer?Udo Lindenberg und Konsorten?Alles feige und angepasste nützliche Idioten. Denken diese Mitläufer überhaupt, oder ist ihr “Gutmenschenhirn” schon gar nicht mehr vorhanden?In der Masse mitmaschieren,Haltung zeigen, dabei sein. Das ist deutsches Idiotentum. Der eigene Ast wird immer dünner, der Islamismus kommt stetig voran. Die eigenen Opfer werden unter den Teppich gekehrt .Eine Politik machende Bande die die eigene Kultur, das eigene Volk verraten hat. Die Mörder in die Freiheit entlässt und für Demokratie einstehenede einsperrt . Dafür treten die Kämpfer gegen Rechts ein. Massenweise, hirnlose Handlanger der Diktatoren aus Berlin .Daran ist Deutschland schon mal gescheitert.  Gelernt hat niemand. Eine eigene Meinung, schon gar nicht gegen die Allgemeinheit. Dabei sein, das ist der gute Deutsche. Meine Sympathie gilt Israel, nicht dem Kampf gegen Rechts.Warum hat der Deutsche Untertan überhaupt Gehirn? Bestimmt nicht zum Denken.

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