Geht die Gefahr für Juden wirklich von „Rechts“ aus oder stellen militante Muslime das eigentliche Problem dar, das ignoriert und dadurch gefördert wird?
Der von linientreuen Medien ausgerufene, von hunderttausenden Deutschen gehorsam befolgte „Kampf gegen Rechts“ hat eine massenhysterische Dimension erreicht, die erschreckend wirkt. Wogegen wird hier eigentlich demonstriert? Oder wofür? Für ein von allem „Rechten“ gereinigtes Deutschland? Also eine Säuberungsaktion? Und was ist mit dem Wort „rechts“ gemeint? Jede Position außerhalb der Nationalen Front der machthabenden Parteien? Bedeutet der offiziell erklärte „Kampf gegen rechts“, dass Deutschland nun unter allen Umständen „links“ werden soll? Dass man sich daran macht, diese befohlene „Verlinkung“ nicht nur, wie bisher, durch heimliches Wirken, cancel culture, Medien-Manipulation, „gesellschaftliche Ächtung“, sondern mit der Macht der Straße, mit der Gewalt der Menge zu erzwingen?
Ja, Zwang ist im Spiel, der Vorgang hat etwas Zwanghaftes. Er ist, tiefenpsychologisch gesehen, ein weiterer Versuch der Entschuldung, der Selbstreinigung von einer gefühlten Schmach. Wie sie in auf den Demos mitgeführten Transparenten „Nie wieder!“ zum Ausdruck kommt oder, noch modischer, „Nie wieder ist jetzt!“ Was soll „nie wieder“ geschehen? Das Unterdrücken unerwünschter Minderheiten und unbequemer Meinungen? Aber das geschieht doch gerade, indem man alles für „Rechts“ erklärte ausmerzen will. Es geschieht doch gerade wieder, durch diese Wut auf alle Abweichler von der linken Volksgemeinschaft, durch diese Demos der Duckmäuser.
„Nie wieder!“ – das meinte ursprünglich, ehe es ins total Nichtssagende ausgeweitet wurde, die Verhinderung neuer Judenverfolgungen in dem immer noch vom Debakel der Shoah und des verlorenen Krieges gezeichneten Land. Tragen diese Demos dazu bei, die Juden in Deutschland zu schützen? Warum marschieren ihnen dann judenfeindliche Gruppen voran wie „Fridays for Future“? Warum sieht man im Meer der Wohlmeinenden immer wieder Palästinenser-Fahnen, aber nie den Davidstern? Wer schwimmt noch so mit im großen Schwall der „Kämpfer gegen Rechts“?
Lügenblasen
Vor allem dienen die Demos „gegen Rechts“ dem Zweck, Deutschlands dringende Probleme zu verschweigen. Wie sie kürzlich Hasso Plattner anzusprechen wagte, einer von Deutschlands führenden Unternehmern, Gründer des Software-Unternehmens SAP. Im Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung sagte der gebürtige Berliner: „Ich bin Berliner, aber ich fahre nicht mehr nach Berlin (…) Dass ganze Stadtteile scheinbar übernommen wurden von Arabern, dass dort deren Ethik und Verständnis für Gesetze gelebt wird, ist nicht gut. Hinter vorgehaltener Hand sagt jeder, dass da etwas schiefgegangen ist.“ Auf Nachfrage präzisierte er, was „schiefgegangen“ sei: „Die Integration, die Erziehung, die Schulpolitik“. Über diese Probleme werde in Deutschland nicht offen gesprochen, sagte er. „Keiner geht hin und sagt: Ja, das ist schiefgegangen, jetzt müssen wir es ändern. Weil das auch wieder unpopulär ist.“
Und weil so etwas auszusprechen bereits als „rechts“ gilt. Gegen die Wenigen, die es wagen, die auf die Übernahme von Schulen, Universitäten und ganze Stadtteilen durch militante Muslime hinweisen, die überhaupt von einer Gefahr sprechen, wird der vernichtende Vorwurf der „Islamophobie“ erhoben, und diese gehört selbstverständlich zu den „rechten“, also mit aller Macht zu bekämpfenden Gesinnungen. So nützt der überzogene „Kampf gegen Rechts“ in Wahrheit dem sich ausbreitenden islamischen Extremismus. Von dem er erstens erfolgreich ablenkt. Zweitens, indem er die, die vor ihm warnen, stigmatisiert. Und durch solche Aktionen soll Deutschland besser und bunter werden, umweltfreundlicher und toleranter? Sancta Simplicitas! Man muss so dumm sein wie Greta Thunberg, um es zu glauben.
Dabei hat sich Hasso Plattner noch höflich, sogar vorsichtig ausgedrückt. Doch deutlich genug, dass die Leit-Medien von Spiegel bis Süddeutsche seine Äußerungen verschweigen. Nur die Zeitungen des Springer-Verlags berichten unerschrocken, was der Grande der deutschen Wirtschaft gesagt hat. Man muss heute Bild und BZ lesen, um einigermaßen informiert zu sein – ich merke es an für die Älteren, die noch mit der Hysterie gegen den „Springer-Konzern“ groß geworden sind. Oh, Deutschland, deine Hysterien! Deine Massenaufwallungen… Sie geben ein paar Augenblicke ein warmes Bauchgefühl, für das Gute zu kämpfen, doch am Ende erweisen sie sich als Lügenblasen und richten nichts als Schaden an.
Systematisches Mobbing
Der „Kampf gegen Rechts“ ist ein feiges Ausweichen vor Deutschlands wirklichen Problemen. Er wird nichts bewirken als eine Verschlimmerung der Lage. Und was die deutschen Juden betrifft: Die offene Pogrom-Stimmung gegen sie, die tätlichen Angriffe kommen selten von „Rechts“, dafür tagtäglich aus islamischen Milieus. Kaum ein Jude betritt mehr ihre Stadtteile, erkennbare Zeichen des Judeseins wie die Kipa oder das Logo des Sportvereins Makkabi werden verdeckt, Israelis auf Berlin-Besuch vermeiden in den Nahverkehrsmitteln, Hebräisch zu sprechen. An deutschen Schulen, neuerdings auch Universitäten, trifft jüdische Schüler und Studenten trotzdem das systematische Mobbing der immer aggressiver auftretenden jungen Muslime.
Und die sind allgegenwärtig in Berlin und anderen deutschen Städten. Erst vor einigen Tagen wurde ein jüdischer Student am Rosenthaler Platz in Berlin von einem Palästinenser krankenhausreif geschlagen – Tritte ins Gesicht, Schädelbrüche – nachdem er sich in der Freien Universität, draußen in Dahlem, als pro-israelisch geoutet hatte. Die Attacke erfolgte in einem gänzlich anderen Stadtteil Berlins, das Opfer wurde auch dort entdeckt, offenbar werden nicht mehr nur „Stadtteile“ kontrolliert, sondern ganze Städte. Der Präsident der FU tat sich schwer mit einer Verurteilung der Tat, musste mehrmals dazu ermahnt werden – er kennt die Machtverhältnisse an seiner Universität besser als wir. Wird man den Täter ermitteln, vor Gericht stellen, wegen vorsätzlicher Körperverletzung verurteilen, oder wird man ihn mit Hilfe juristischer Finten laufen lassen wie so viele vor ihm? Ernsthaft kann sich derzeit niemand mit dieser Frage beschäftigen: Medien und Politik sind ganz okkupiert vom „Kampf gegen Rechts“.
Der „Kampf gegen Rechts“ ist ein feiges Surrogat. Ich schreibe dies fern von Deutschland, in Israel. Meine israelischen Landsleute haben derzeit ernsthafte, man kann sagen: existenzielle Probleme, nur ein Problem haben sie nicht: Sie sind nicht feige. Sie stellen sich dem wirklichen Problem, das auch hierzulande – große Überraschung – mit militanten Muslimen zu tun hat. Auch hier ist der Erfolg ungewiss, aber so, wie man es in Deutschland versucht, durch Flucht in Scheinprobleme, sinnloses Getöse, billige moralische Selbstbefriedigung, wird es auf keinen Fall funktionieren.
Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll in Ostberlin geboren. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland. In der Achgut-Edition ist von ihm erschienen „Der Rufer aus der Wüste – Wie 16 Merkel-Jahre Deutschland ramponiert haben. Eine Ansage aus dem Exil in Israel“.