Sehr geehrte Frau Arfa, In der DDR wurde der Holocaust den Jugendlichen wahrscheinlich eingehender nahegebracht als in der BRD. Ich kann mich jedenfalls entsinnen, dass das Thema ausführlich mit Zeitdokumenten behandelt wurde, im Unterricht und in den sogenannten Jugendstunden. Diese Bilder vergisst man nicht. Daraufhin habe ich auch meine Großeltern auf das Unsägliche angesprochen und was sie damals davon mitbekommen hätten, sie erwiderten, dass sie das nicht gewusst hätten und erst nach dem Krieg erfahren hätten. Ich habe als Jugendliche auch noch andere aus der Kriegsgeneration angesprochenen, keiner hat was gewusst. Man nimmt das dann so hin und hinterfragt nicht weiter bei den Menschen, die man liebt. Es war schon merkwürdig in der DDR, einerseits die Aufarbeitung dieses Themas und andererseits der Kuschelkurs mit den arabischen Staaten, das waren irgendwie zwei Paar Schuhe. Ich denke es hing damit zusammen, dass die DDR sehr viel Energie und Geld in die Anerkennungspolitik steckte, Israel war der Verbündete der USA und wurde uns damit automatisch als der Aggressor hingestellt. Die Welt war eben nur gut oder böse. Ich sehe die Paralellen zur heutigen Politik Deutschlands. Ich weiß nicht zu sagen, wie die Einstellung der heutigen Jugend ist, aber wenn man frisch verliebt ist mag man sich vielleicht nicht gleich mit so schwerwiegenden Themen befassen, vielleicht hätte sich der junge Mann nach einer gewissen Zeit ganz anders verhalten. Gerade in der Anfangsphase einer Beziehung ist die Liebe ein scheues Reh…..
Liebe Frau Arfa, ich wöllte auch nicht mit jemandem mein Leben teilen,der den Antisemitismus verharmlost. Also würde ich ihn auch „abchecken“. Es gibt meiner Ansicht nach aber keine politische Sippenhaft. Nur weil mein Großvater NSDAP Mitglied war und ich ihn liebte, muss ich seine Ansichten in keiner Weise teilen. Es ist und bleibt die Aufgabe von uns Deutschen ,dass sich jeglicher Antisemitismus nicht weiter in unserem Land ausbreiten kann. Wenn Ihr Liebhaber Sie nicht versteht,sollte er mit Ihnen in die weitere Debatte einsteigen, damit sie beide ihre Perspektiven besser kennenlernen können. Ansonsten ist die Trennung besser.
“Romantische Beziehungen zwischen” Deutschen und Israelis oder Juden anderer Staatsbürgerschaft sind sicher nicht von Anfang an “zum Scheitern verurteilt”, “romantische Beziehungen zwischen Enkeln von Opfern und Tätern” möglicherweise schon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemand schätzt, nicht als er selbst, sondern als der Enkel seines vielleicht (!) antisemitischen Großvaters behandelt (geliebt?) zu werden. Für mich ist Schuld nach wie vor individuell und nicht erblich. Schade, dass sie den Menschen vom “Nazi-Enkel” nicht trennen kann. Ich befürworte die Masseneinwanderung von Muslimen, unter denen viele den Antisemitismus ihrer Herkunftsländer mitgebracht haben werden, ebenfalls nicht, würde aber nie meinem Gegenüber, auch wenn es ein Deutscher, also in ihren Augen zuallererst ein “Nazi-Enkel” wäre, unterstellen, dass er - weil er dieser Einwanderung wohl etwas blauäugig gegenübersteht - an mir als Jüdin handeln würde wie ein Nazi. Mir scheint eher, dass sie wegen ihrer Familiengeschichte (verständlicherweise) etwas übersensibel reagiert. Eine ganz normale Beziehung mit einem Deutschen scheint mir für sie unter diesen Umständen eher schwierig zu sein.
@Bernd Michalski, ‘die pseudointelligente Dummheit’ ( hübsche Tautologie) quillt auch ein bißchen aus Ihrem Kommentar hervor. Orit Arfa hat auf diesem Blog jede Menge Bewunderer, aber es muß auch möglich sein ,die Herangehensweise an ein Thema, bei dem gewiß im Grundtonus Übereinstimmung besteht, kritisieren zu dürfen. Man nennt das Toleranz und Meinungsfreiheit. Beides sind Voraussetzungen für eine pluralistische Gesellschaft. Sie müssen sich also nicht wundern, sondern einfach nachdenken. ” Seine blaugrauen Augen musterten mich kalt. Ich zitterte, denn jetzt sah ich seinen Großvater vor mir..”.. ist Hedwig Courths -Mahler-Stil und könnte aus Habecks Kinderbüchern stammen, es ist albern und überflüssig. Die Autorin ist eine tolle, überaus engagierte junge Frau, mit dem Herzen am richtigen Fleck und ausgesprochen mutig. Ein Lob kann nur ehrlich sein, wenn das Gesamtwerk der kritischen Betrachtung unterliegt.
Als ich 1960 eingeschult wurde, haben wir Kinder in Berlin(West) in den Trümmern des WKII gespielt. Gelegentlich waren noch Keller erhalten, in die wir uns nicht hineintrauten, ich erinnere mich, daß mal einer meiner Spielkameraden sagte, da lägen bestimmt tote Juden drin. Damals wußte ich nicht, was das sein sollte, ich kannte keine. Später bekamen wir einen Neuen in die Klasse, der mußte Freitags nicht zur Schule kommen, weil er in die Synagoge gehen mußte. Sein Vater, ein Psychologe, hatte sich auf die Opferseite geschlagen und war konvertiert. Ab der fünften Klasse, Gymnasium, wurden wir mit der Judenvernichtung bekannt gemacht. Das Wort Holocaust war noch nicht gebräuchlich. Von da an war das Thema aus dem Schulunterricht nicht mehr wegzudenken- egal ob im Religions-, Geschichts,- Erdkunde,- oder Deutschunterricht. Wir litten mit, verstanden nicht, wie das passieren konnte, waren überzeugt, daß wir selbst anders gehandelt hätten, niemals zu den Nazis hätten gehören können. Nach der Schulzeit habe ich das Thema für mich abgeschlossen. Ich habe mir keine Filme mit dieser Thematik mehr angesehen, außer Schindlers Liste, und keine Bücher mehr darüber gelesen. Aus dem gleichen Grund, aus dem ich auch Horrorfilme verabscheue: Schrecken ohne Erkenntnisgewinn ist nicht meine Sache. Ich weiß schon alles. Jegliche Instrumentalisierung dieses Themas, egal von welcher Seite, ist mir zuwider. Leider habe ich gelernt, daß die behauptete Einmaligkeit des Holocaust sich nur auf die Art der quasiindustriellen Durchführung bezieht, jede Gesellschaft, die so etwas ins Werk setzt, mordet halt, so gut sie kann. Ich finde diesen Aspekt nebensächlich. Muslime erfüllen bei uns jedenfalls nicht die nötigen Voraussetzungen, um als Opfer in Frage zu kommen. Auf den “Test”, dem der junge Mann hier unterzogen wurde, hätte ich mich nicht eingelassen. Auch wenn ich seine Auffassungen nicht teile, so hätte ihm doch klar sein müssen, worauf das in dieser Konstellation hinausläuft.
Sich mit dieser Autorin anzufreunden, ist gefährlich: plötzlich steht man mit all seinen Schwächen in der Zeitung! – Bei aller Hochachtung für die Autorin: Für falsch halte ich die Idee, dass sich jeder Deutsche mit den Details der Rolle seiner Familie im 3. Reich beschäftigen müsse. Dieser Mann wurde nicht durch solche Unkenntnis zum Beziehungsabbruch getrieben. Vielmehr hat er sich voll mit den in der sogenannten deutschen Vergangenheitsbewältigung antrainierten Reflexen identifiziert; das war sein Fehler. Diese sogenannte Vergangenheitsbewältigung aber verhärtet die Herzen statt sie zu öffnen; sie dogmatisiert, statt Verständnis zu wecken. Da war er dann mit den Forderungen der Autorin komplett überfordert.
wir leben im Jahr 2019….. das jemand,der den Phantomschmerz der Eltern oder Grosselterngeneration für sich zur Marke macht, deutsche heute mit den Augen von 1939 betrachtet,ist sein ganz eigenes Problem. 80 Jahre und drei Generationen später hier den “Inquisitor” zu geben,ist reichlich “unspassig"denn JEDE Nation hat in Ihren Reihen Mörder gehabt,das gilt durchaus auch für das auserwaehlte Volk. Schwamm drüber waere sicher falsch,aber der Ansatz der Schreiberin ist komplett daneben,zumal gerade Ihr in Deutschland Sie vertretendender “Zentralrat” die letzten dreissig Jahre die “Pro”-Muslim-Trommel gerührt hat ohne irgend ein Problem
“Ich glaube, dass wir zusammenpassen.” Den “Test” würde ich summa cum laude mit Sternchen bestehen! Der Islam ist eine Horror-Ideologie, deren vereinzelte nette Angehörige nicht das Geringste am Prinzip ändern. Nur der Holocaust-Film beim Kuscheln fällt aus. Auf die Idee kämen Sie aber ganz von allein, wenn Sie mich kennen würden. Ich bin genug provoziert worden von Personen, die wegen Auschwitz in die Politik gegangen sind. Sie würden nicht wollen auch nur die leisesten Assoziationen an jene bei mir hervorzurufen.
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