Die Händler im Görli würden ihren Geschäftssektor erweitern. Der Staat würde keinen Cent mehr bekommen. Prohibition führt zu Schattenwirtschaft. Es gibt drei Sorten Menschen: Den, der sich fügt und potentiell zum Denunzianten wird, den der sich nichts verbieten lässt und kreativ wird und den Kriminellen, der daran verdient. Nur der erste ist ein Problem. 2 und 3 gehören zum Menschsein. Und dann gibt es noch den Politiker, den niemand wirklich braucht. Das ist der, der sich neue Regeln ausdenkt (Bananenkrümmung, Seilbahngesetz auch für Flachländer, Aufdrucke auf Zigarettenschachteln), der damit seine Existenz rechtfertigt. Ohne das wäre er arbeitslos (halb Brüssel) und viele Leute glücklicher. Der Verbotsstaat ist eine ABM für Bürokraten und macht unglücklich. Es fehlt das Glück des Bürgers in der Verfassung, die aber ernster genommen werden müsste.
Die Wirkungen des Alkoholverbots bei der nazjonalen Volksarmee waren ganz ähnlich. Nur harte Sachen, an Primasprit mit Cola erinnere ich mich noch heute mit Schrecken.
@Liebster Doctor, dabei das lucide Mittelalter mit seinem Mutterkornkonsum nicht vergessen. Damit hat A. Hofmann sich die Ödnis bis tief in die 80 Jahre versüßt (und ich behaupte mal frech, daß der Spaßvogel bis ans Ende seines Lebens konsumiert und den Leuten die Hucke vollgelogen hat, um seine Ruhe zu haben). Ähssso: Hoch die Tassen, Rauchen schützt. Hallallidummdideldi.
@Hans Marder Man muss da genau unterscheiden zwischen medizinischer Anwendung und Missbrauch. Nicht jeder, der TCH verwendet missbraucht es auch. Wenn Morphine verschrieben werden, weil man THC für zu gefährlich hält, danm wird es grotesk. Allerdings kann ich nur jedem dringend davon abraten es nicht unter ärztlicher Aufsicht zu konsumieren. Wenn der Arzt denn die Aufsicht wahrnimmt. Die vielen legalen Benzodiazepin-Missbrauche sprechen Bände. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Schaden durch legalen (Alkohol, Tabak, auf Rezept) und illegalen Drogenmissbrauch ist um einiges höher als die Nebenwirkungen eines Verbots. Mord und Diebstahl sind ja auch verboten und es wird trotzdem gemacht. Einfach legalisieren, dann geht die Mord- und Diebstahl-Kriminalität radikal zurück. Dieses Argument ist definitiv nicht stichhaltig.
Was bei Alkoholverbot herauskommt, kann man sehr anschaulich in muslimischen Gesellschaften beobachten. Je strikter das Verbot offiziell angewandt wird, desto ausschweifender die (Alkohol-)Orgien, besonders in den gesellschaftlichen Schichten, die sich teuren Alkohol leisten können. Nicht das Dienstpersonal aus den Philippinen trinkt, sondern deren Herren. Teilweise gehört es zum guten Ton. Erst recht, wenn ausländischer Besuch da ist. Das wird gezeigt, was die private Bar hergibt. Wo verboten wird, entsteht ein unwiderstehliches Bedürfnis. Warum trinken Skandinavier so gerne? Nicht nur, weil es häufig so dunkel ist, sondern weil der Alkohol dort so teuer ist. Viele würden wegen des Saufens krank, heißt es. Doch werden die „Sorgen-weg-Trinker“ bestimmt eher wegen der Sorgen und weniger des Alkohols wegen krank. Aber dieses lässt sich statistisch weniger gut belegen. Wer misst schon die Sorgen? Alkoholmissbrauch hat viel mit Vorbildern zu tun. Wer bereits als Kind beobachtet, dass Alkohol Probleme löst, ist gefährdeter als derjenige, der erleben durfte, dass Alkohol in Maßen genossen, keinesfalls schädlich sein muss. Sondern im Gegenteil, einen Beitrag zur Erhöhung der Lebensqualität leisten kann. Prösterchen.
@Dr. Giesemann: Ich hätte gern genau das gleiche geistvolle Getränk wie Sie es hatten… gerührt oder geschüttelt ist völlig egal… Hauptsach brenna duads guad… Alles Gute
Die Prohibition war befeuert, weil der Alk-Konsum in den Staaten exorbitant war, so dass man sich sorgte, die USA würden ein Volk von Trinkern. Das Einwanderungsland hatte einfach zuviel “Pack” importiert. Sozusagen von der Gin-Lane direkt zum Salonning. Der Münchner Historiker Michael Hochgeschwender: Historiker haben errechnet, dass Amerikaner um 1800 pro Kopf (und Jahr) 26 Liter reinen Alkohols zu sich nahmen – und dabei waren Frauen und Kinder (Dienicht tranken. Frauen fingen damit witzigerweise auch erst in der Prohibition an.) mitgerechnet. Zum Vergleich: nach denselben Kriterien liegt der Wert für Deutschland heute bei 9,6 Litern reinem Alkohol pro Kopf. Aber auch in ihrer Zeit waren die 26 Liter ein außergewöhnlicher Wert. „Die bereits in der Vormoderne wegen ihrer Trunksucht bekannten Russen und Schweden kamen mit rund zwölf Litern nicht einmal auf die Hälfte.“. Kardinalfehler: Erst sollten nur die harten Sachen aus dem Verkehr gezogen werden. Das traf auch bei den Männern auf Einsicht. Denn die Zustände waren besonders am Lohntag extrem, Frauen und Kinder danach zu prügeln keine Seltenheit (In Europa allerdings auch nicht). Frömmlern und Frauenrechtlerinnen, die Prohibition brachte auch die Frauen in die Politik, war das aber nicht genug. Als auch Bier und Wein verboten wurde, kippte erwartungsgemäß die Geschichte. PS.: Der erste Kommentar in der Welt 2019 zum Thema Prohibition: “Trump ist bekanntlich totaler Abstinenzler. Das zeigt: Das eine oder andere Gläschen ist dann und wann gar nicht schlecht.” Würde er trinken, wäre das natürlich genauso schlimm.
Was steckt dahinter? Kollektive Bestrafung, vermeintliche kollektive Erziehung, erzwungene und freiwillige kollektive Selbstgeißelung? Disziplinierende Massnahmen bei gruppen- bzw. ereignisbezogenen Vorfällen, für alle? Machterhalt, besserwisserisches Gutmenschentum, Visionen oder doch aufrichtiges, ehrliches, vorausschauendes Handeln? “Und willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich Dir den Schädel ein.” Einzelne erzieherische, disziplinierende, klar begrenzte Massnahmen sind sicherlich sinnvoll, siehe gin lane, Absinthexzesse oder die riesigen Wodkaprobleme Ende der 1970iger bis Ende 1980iger in der “führungslosen” Sowjetunion. (änderte sich erst mit Gorbatschow, harte Massnahmen gegen schwarzbrennen) Während im I. WK, nach Niall Ferguson, die Wodkasteuer im Wesentlichen noch zur Finanzierung des russischen Heeres diente. Wie dünn eigentlich überall die zivilisatorische Schicht ist, haben wir bei uns erleben können. Als die Mehrheit sehr schnell bereit war, den Entführer des Bankierssohnes zu foltern, um das Versteck zu ermitteln. In den USA hat die Prohibition nicht mal ansatzweise funktioniert. Es wurde wohl mehr Alkohol konsumiert als vorher. Allerdings waren und sind die US Amerikaner ein Volk unter Waffen. Während wir uns eine Bahnsteigkarte kaufen.
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