Gastautor / 20.03.2012 / 23:20 / 0 / Seite ausdrucken

Carsten Maschmeyer, der Lieblingskapitalist der BILD- Zeitung

Christoph Spielberger

Ein altes Foto zeigt den jungen Cartsen Maschmeyer auf der Motorhaube seines schwarzen Mercedes, Modell 500 SEC, König spezial Umbau (bei Minute 11). Leger zurückgelehnt posiert er mit Minipli, Goldkettchen, Hawaiihemd und weißen Slippern. Damals sah Maschmeyer aus wie eine Mischung aus Dieter Bohlen, David Hasselhof und Rudi Völler. Er sitzt auf einem Auto, von dem er stolz sagte, davon gäbe es nur sieben Stück weltweit. Ein Auto mit den breitesten Spoilern und den dicksten Reifen, voll tiefer gelegt, echt Hammer. Mensch und Auto haben eine Ästhetik, die jedem Zuhälter alle Ehre machen würde.

Die BILD- Zeitung zeigte das Foto Mitte der Atchtziger Jahre im Rahmen einer Serie über Maschmeyer als „Das GELD-GENIE. Europas erfolgreichster junger Unternehmer erzählt.” Begeistert wird berichtet, wie Maschmeyer es in 3 Jahren zu 10 Millionen DM Reichtum gebracht hat. BILD ist auch jetzt, auf Seite eins vom vergangenen Mittwoch, wieder kräftig dabei, Werbung für Herrn Carsten Maschmeyer zu machen, denn er ist einer der reichsten und bestvernetzten Männer Deutschlands. Wieder erzählt er, und jetzt, so heißt es, erzählt er alles.

Das Geheimnis seines Erfolges erscheint als Fortsetzungsserie und ist Werbetrommel für sein neu erschienenes Buch: „Selfmade – erfolg reich leben.“ Zahlreiche Fotos in dem ganzseitigen BILD- Artikel künden davon, dass Maschmeyer das zuhälterhafte in seinem Äußeren (samt spezial- Mercedes) inzwischen abgelegt hat. Er trägt nun oft Smoking und Fliege, denn er ist in einem gewissen Bereich der Spitze der deutschen Gesellschaft angekommen. Sein Vermögen wird auf 650 Millionen Euro geschätzt.

Die Methoden, mit denen Maschmeyer es erwirtschaftete, sind umstritten. Immer wieder wird sein Name in Verbindung gebracht mit Schneeballsystem- artigen Provisionszahlungen, Drückerkolonnen, Anlagebetrug, tausenden geschädigten Anlegern, Sammelklagen, illegalen Parteispenden.

BILD, Deutschlands Zentralorgang für Skandale, Titten und Volkszerstreuung, sagt nichts davon, fasst all dies zusammen in der Formulierung: „einer der schillerndsten Unternehmer Deutschlands.“ Dafür zeigt man viele Fotos mit fast allen Politikern der Republik. Einige sind seine Freunde (Schröder, Wulff), andere seine Geschäftspartner (Riester, Rürup), weitere einfach nur gute Kontakte (Westerwelle, Ferres). Alle sind unheimlich gut drauf, es wird um die Wette gelächelt. Herr Maschmeyer legt natürlich großen Wert auf die Feststellung, und ist auch jederzeit bereit, dies mit einer Klage zu bekräftigen, dass seine Beziehung zu Politikern immer rein waren, das Private und Berufliche voneinander getrennt waren. Je nachdem, ob der entsprechende Politiker zuerst Freund oder Geschäftspartner war.

In seinem Buch beschreibt Maschmeyer auf dreihundertachtzig Seiten „Selfmade“ das Rezept seines Erfolges. Für alle, die so werden wollen, wie er. Schöne Slogans, wie: Schalten Sie Ihren Zukunftsprojektor an, Schließen Sie einen Zielvertrag mit sich selbst, Networking ist das halbe Leben, Wer sich gut vernetzt kommt gut voran, Durch Bekannte neue Bekannte kennenlernen, Überlassen Sie das Wiedersehen nicht dem Zufall, Werden sie ein Menschenfinder, Puzzeln Sie sich ihr Beziehungsnetzwerk, Schaffen sie selbst Kontaktevents, all’ das machen klar worauf es ankommt: die lieben Beziehungen.

Am Anfang seiner bekannt gewordenen Kontaktpflege nach ganz oben stand eine Anzeigenkampagne für Gerhard Schröder für 650.000 DM im Jahr 1998. Vor einem Jahr zahlte Maschmeyer ihm eine Million € für die Rechte an seinen Memoiren. Rein geschäftlich oder freundschaftlich. Zuletzt brachten Maschmeyers geschäftliche- freundschaftliche Dienste Herrn Wulff in Bedrängnis.

In diesem Zusammenhang sei nochmals daran erinnert, dass Herr Maschmeyer die Trennung von beruflichem und privatem Engagement genau kennt. Denn er ist ein Profi. Und so spricht der Profi Maschmeyer vor Führungskräften seiner alten Firma AWD, über die Qualitätskriterien beim Anwerben neuer Mitarbeiter:

„Jetzt können Sie ja als Zirkusdirektor im Crazy Horse (Club) sagen: wat, ich muss immer wieder Titten kucken, Titten kucken, Titten kucken, Titten kucken, aber nur jede Hundertste sieht so aus, dass die Kerle da hin wollen. Und meine Damen, nicht, dass Sie denken, das geht nur so rum: wenn Sie Puffmutter wären und hätten Bimbos - Schniedel kucken, Schniedel kucken, Schniedel kucken, Schniedel kucken, ja is’ so! Egal, was Sie machen, Titten kucken, Schniedel kucken, Mitarbeiter einstellen – aus einer großen Bewerberanzahl die geeignete Klasse raussuchen, das ist für’n Pornohersteller so, das ist für’n Fußballtrainer so, und das ist auch für ne AWD- Führungskraft so!“

Auch besondere Menschen, so Profi Maschi, können AWD- Finanzberater werden: „Holen Sie sich alle Pausenclowns, Egozentriker und Profilneurotiker. Alle, die Bühne brauchen und nicht haben. Kennen Sie doch, nach ’ner Fete, sechs Mann, nach ’ner halben Stunde erzählt der schon den zehnten versauten Witz. Warum macht denn der das? Da fehlt irgend ’was, ist da die Mutterbrust verrutscht, oder Vater hat zu doll zugehauen, oder irgendwas ist da. Der braucht Bühne, der braucht Geltung, der braucht Anerkennung, sonst wird der kr.., natürlich ist der krank, aber wir können ihn symptomatisch therapieren.“

Maschmeyer erklärt, wie man das erste Beratungsgespräch führt: „Im ersten Gespräch ist alles Butter und Vanille. Da gibt’s keine Steinchen, keine Haken, keine Ösen. Nicht im Aufwärmgespräch! Meine Damen, wie haben wir Sie erobert? – wir haben doch auch nicht im ersten Gespräch gesagt: hören Sie mal, drei Wochen keine mehr gehabt, Du, die Hormone laufen über, hör zu, ich muss auf’n Entsafter, haste Zeit heut’ Abend? So war das doch gar nicht!“

BILD hat Jahrzehnte lang die Proletisierung der deutschen Bevölkerung betrieben. Mit Erfolg bis in die Eliten hinein. Carsten Maschmeyer ist Aushängeschild dieses Erfolges. Die BILD- Zeitung und Cartsen Maschmeyer haben einander wahrlich verdient.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Gastautor / 07.01.2024 / 11:00 / 18

Was hat das ultraorthodoxe Judentum mit Greta zu tun?

Von Sandro Serafin. Gehen Sie einfach mit dem Publizisten Tuvia Tenenbom auf eine kleine Reise in die Welt der Gottesfürchtigen und nähern sich Schritt für…/ mehr

Gastautor / 04.01.2024 / 06:00 / 50

Warum die EU hinter Elon Musk her ist

Von Norman Lewis. Die Brüsseler Ermittlungen gegen den Social-Media-Dienst X (ehemals Twitter) sind ein dreister Versuch der Europäischen Kommission, gegen die Meinungsfreiheit vorzugehen. X, die…/ mehr

Gastautor / 29.11.2023 / 06:15 / 42

Klimafestspiele in Dubai – was Sie wissen müssen

Von Roger Pielke Jr. Am Donnerstag beginnt in Dubai die nächste Klimakonferenz – und damit zugleich ein Festival für Katastrophen-Medien und Weltuntergangs-Propheten. Der Autor präsentiert…/ mehr

Gastautor / 12.07.2023 / 06:00 / 167

Ende eines Flüchtlingsdramas – Ein persönlicher Bericht

Von Yehudit de Toledo Gruber. Eine jüdische Seniorin in München erlebte hautnah, welche Begleiterscheinungen die deutsche Asyl-Politik für die Einheimischen und Zugewanderten mit sich bringen kann.…/ mehr

Gastautor / 29.05.2023 / 14:00 / 24

Den Talmud studieren und Top-Programmierer werden

Von Michael Selutin. Profitiert das erfolgreiche High-Tech-Land Israel von der jüdischen Tradition des Talmud-Studierens? Ist im Talmudisten der Super-Programmierer angelegt? Diesen spannenden Fragen geht unser Autor aus…/ mehr

Gastautor / 22.04.2023 / 10:00 / 22

Das Schweigen um die gestiegene Ausländerkriminalität

Frank W. Haubold. Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 verzeichnet eine massiv gestiegene Ausländerkriminalität. Doch die ist für Politik und Medien kein Thema. Am 30. März dieses…/ mehr

Gastautor / 26.02.2023 / 10:00 / 76

ChatGPT: Liebesgedicht über Henryk M. Broder

Unser Leser Stefan Willenbrecht gab der KI ChatGPT den Auftrag, eine Ode an Henryk M. Broder zu schreiben. Die Antwort: „Ich kann leider kein Liebesgedicht…/ mehr

Gastautor / 18.02.2023 / 16:00 / 16

Der Trans-Krieg gegen die Familie

Von Joanna Williams. Nachdem LGBT-Aktivisten den Mythos des Transgender-Kindes geschaffen haben, führen sie nun in dessen Namen einen Krieg gegen Eltern und Familien. Das Tolle…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com