Gastautor / 14.12.2013 / 07:24 / 0 / Seite ausdrucken

Böse Buben sind nie schwarz

Eugen Sorg

Vor rund zwei Jahren veröffentlichte der amerikanische Journalist Colin Flaherty das Buch «White Girl Bleed a Lot». Eine schockierende Publikation. Flaherty trug Hunderte Beispiele zusammen von jungen, überwiegend schwarzen Gewalttätern, deren Opfer Weisse, Asiaten, Juden, oder wenn sie Schwarze, dann in der Regel homosexuell waren. Er berichtete von sogenannten Flashmobs wie in Milwaukee am 4. Juli, dem USA-Nationalfeiertag, als sich spontan Dutzende Schwarze zusammenrotteten und gezielt einzelne Weisse, auch Frauen, aussuchten und zusammen schlugen. Bei dieser Gelegenheit wurde von einem der Angreifenden konstatiert: «Weisse Mädchen bluten stark.» Der Titel von Flahertys Buch.

Ähnliche Szenen spielten sich an vielen anderen Orten ab, wie an jenem Volksfest in Iowa, als über drei Tage hinweg immer wieder Weisse verprügelt wurden, wobei laut einem Polizeibericht einzelne der afroamerikanischen Angreifer fröhlich im Chor «Beat Whitey Night» («Weisse-Verhauen-Nacht») gesungen hätten. Flaherty erwähnte noch eine spezielle Variante der Gewalt: Das so- genannte «Knockout Game» («K.-o.-Schlag-Spiel»). Es funktioniert so: Eine Clique junger Männer schlendert durch die Strassen, bis sich einer von ihnen für einen zufällig ihren Weg kreuzenden Passanten entscheidet. Er steuert auf diesen zu und versucht den Ahnungslosen mit einem einzigen Schlag niederzustrecken. «Eisbärenjagd» wird das Vorgehen von den Angreifern auch genannt. Wahrscheinlich weil die Opfer vornehmlich weiss sind. Ansonsten spielen weder Alter noch Geschlecht noch Äusseres eine Rolle.

In New York wurde eine 78-jährige Frau angegriffen und auf dem Pflaster liegen gelassen. In Upstate New York schlug ein 13-Jähriger dem 51-jährigen Michael Daniels die Faust ins Gesicht, doch die Kraft reichte nicht aus, um den Mann zu Fall zu bringen. Ein Kollege des Jungen doppelte nach. Daniels starb an einer Hirnblutung. Der 46-jährige Ralph Santiago aus Hoboken, New Jersey, landete nach dem Punch eines Teenagers mit dem Kopf zwischen den Stangen eines Eisengeländers und brach sich das Genick.

Auch wer nach einer Attacke nicht stirbt oder behindert ist, wird wohl für die nächsten Lebensjahre in seinem Selbst- und Weltvertrauen erschüttert sein. Wie der Mann aus Philadelphia, der friedlich den Rasen vor seinem Haus mähte, als plötzlich eine Faust in sein Gesicht krachte, und er sich auf dem Gehsteig neben seinem Rasenmäher wiederfand.

Die 78-jährige Witwe aus New York war auf dem Heimweg gewesen. Aber die Schläger hatten weder die gefüllten Einkaufstaschen noch ihr Portemonnaie angerührt. Es geht den K.-o.-Punchern nicht um Geld oder sonstige Beute. Es geht um den Thrill der Gewalt, um eine Mutprobe, um einen perversen Mannbarkeitstest. Während der eine zuschlägt, nimmt ein Kumpan alles mit seinem Handy auf, um das Video anschliessend auf Youtube zu stellen. Aufnahmen zeigen gut gelaunte, oftmals grinsend zuschauende und Chips futternde Kollegen.

Laut dem Autor von «White Girl Bleed a Lot» handelt es beim «Knockout Game» um einen nationalen, seit Jahren anhaltenden Trend. Er nennt über 70 US-Städte, in denen in den letzten Jahren viele Male nach identischen «Spielregeln» vorgegangen wurde. In der E-Book-Version des jüngst in fünfter Auflage erschienenen Buches findet sich auf fast jeder Seite mindestens ein Link zu einem Youtube- Video, das die Vorfälle dokumentiert. Flaherty zeigt aber auch Reaktionen der Behörden und der Medien darauf. In den meisten Fällen, so weist er nach, verschweigen diese die Herkunft der Täter.

Flaherty versucht sich nicht in Erklärungen, weshalb Afroamerikaner, die nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen, für weit über die Hälfte aller Gewaltverbrechen in den USA verantwortlich sind. Er listet lediglich mit der Akribie eines Buchhalters Einzelfakten auf und stellt fest, dass sich eine abstossende Spielart urbaner Gewalt­kultur entwickelt hat, deren Vollstrecker fast ausschliesslich Schwarze sind. Und er macht die Erfahrung, dass es eine wohlrespektierte schwarze Lehrerkonferenz und eine Nationale Vereinigung schwarzer Journalisten gibt, dass man von schwarzen Künstlern, schwarzen Politikern, schwarzen Polizeioffizieren reden darf, aber nicht von schwarzen Kriminellen.

«Knockout Games sind keine grosse Sache», wischte die überhebliche «New York Times» alle Evidenz vom Tisch, «sie sind eine urbane Legende.» Die linke Online-Publikation «Salon» wiederum warf Flaherty vor, er bediene sich «rassistischer Stereotype». Tötet eine Gruppe junger schwarzer Männer einen Weissen, dann sprechen die politisch korrekten Leitmedien beschönigend und gewohnheitsmässig von «Problemjugendlichen», von der «Wut, die aus Diskriminierung wächst».

Im umgekehrten Fall wurde jemand wie der «weisse Latino» George Zimmerman, ein Nachbarschaftswächter, der den minderjährigen Schwarzen Trayvon Martin unter ungeklärten Umständen erschossen hatte, von den Journalisten reflexartig als rassistisch motivierter Killer vorverurteilt. Rassistische Einstellungen scheinen allein Weissen vorbehalten und bei Schwarzen nicht denkbar zu sein. Zimmerman wurde übrigens später freigesprochen.

Akteure wie diejenigen der «Knockout Games» schrauben am fragilen Sicherungskasten einer zivilisierten Gesellschaft herum. Sie begehen einen Tabubruch – und Tabubrecher finden immer Nachahmer. Werden sie nicht öffentlich bloss gestellt, geächtet und vom Staat verfolgt, fühlen sie sich in ihrem anarchischen Tun bestätigt. Dies wiederum weckt den Verteidigungsinstinkt von Bürgern, die sich vom Staat nicht mehr beschützt fühlen und sich auf eigene Faust aufrüsten. Niemand will das, und der erste Schritt zur Verhinderung dieser unheilvollen Spirale ist die offene und nüchterne Darlegung der Probleme. Flahertys unangenehmes Buch ist ein Beitrag dazu. 

Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 13.12.13

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