Fundstück / 03.09.2010 / 23:53 / 0 / Seite ausdrucken

Bei Maybrit unterm Sofa

Die Runde lobte die lebendige Debatte und die Fortschritte der Integrationsbemühungen. Eidgenosse Köppel hielt sich da natürlich bedeckt. Henryk M. Broder, deutsch-jüdischer Zyniker und Publizist, hakte in vertraut polemischem Ton in die Debatte ein, spitzte sie zu: “Komm mir nicht mit der Mehrheit, Cem”, sagte er etwa in Richtung des Grünen-Vorsitzenden. “Wenn in Frankfurt 300 Flugzeuge problemlos landen, ist das nichts. Aber wenn eines auf dem Kopf landet, ist das eine Nachricht.” Und leitete so über zu Ehrenmorden in Deutschland. http://www.sueddeutsche.de/medien/tv-kritik-sarrazin-debatte-bei-illner-komm-mir-nicht-mit-der-mehrheit-cem-1.995461-2

In ihrer Talkshow wollte Maybrit Illner nicht den Thilo-Hype untersuchen, sondern Sarrazins Thesen überprüfen. Doch der Schatten des roten Schwarzmalers legte sich wie ein klammes Tuch über die Runde. Nur Henryk M. Broder wirkte frisch und hatte Lust auf Krawall. http://www.welt.de/fernsehen/article9332688/Erst-Oezil-und-Boateng-Und-dann-kam-Sarrazin.html

Bernd Ullrich von der „Zeit“, der Grüne Özdemir und die Politikwissenschaftlerin Naika Foroutan sprachen schließlich für eine imaginäre Gruppe, für ein Wir, dass von Thilo Sarrazin gekränkt worden ist. Denn am meisten, so Ullrich, habe ja nicht Sarrazin unter dieser Debatte zu leiden, sondern die liberalen und gebildeten Türken und Moslems, die entmutigt würden. Broders Einwand, die Kanzlerin habe den Ton gesetzt, obwohl sie doch nicht als Literaturkritikerin gewählt sei und damit versucht, die Debatte abzuwürgen, konterte Özdemir: Die Kanzlerin habe Schaden vom Land abwenden wollen und außerdem redeten sie doch alle Klartext. Mit dem Zweiten kann halt, wer will, tatsächlich alles besser gesehen werden. http://www.faz.net/s/Rub9B4326FE2669456BAC0CF17E0C7E9105/Doc~E3C540ED61F9D412988E6CFEBDC04F37C~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Es bleibt Henryk M. Broder, Autor. In Max Frischs Drama „Biedermann und die Brandstifter“ lässt ein Bürger namens Biedermann zwei Brandstifter in sein Haus, obwohl klar ist, dass die beiden ihm sein Heim anzünden werden. Klar ist, dass sich mit Broder die Biedermänner immer ihren Brandstifter in die Talkrunden-Hütte holen. Sein schönster und harmloser Satz auf die Frage, wie er sich fühle, wenn sich Deutschland wirklich abschaffen würde: „Sie finden wieder leichter einen Parkplatz am Kurfürstendamm.“ Dann kommt er in Fahrt. Zu Cem Özdemir, der sich im Studio hartnäckig gegen die offensichtlich private Duzerei Broders wehrt, sagt er: „Du sprichst schon wie der Chef der Bundesbahn.“ Oder: „Ich sage das, was du dich nicht zu sagen traust.“ Eben, dass Sarrazin in seinen Kernthesen recht habe. http://www.focus.de/kultur/kino_tv/focus-fernsehclub/maybrit-illner-biedermaenner-und-der-brandstifter_aid_545713.html

Zu Broder, den die bürgerlichen Medien durch die Bank bewußt und fälschlicherweise lediglich als Polemiker und Sarkasten verharmlosen, muß man nicht viel sagen. Hilflos warf er der Statistikerin Foroutan ein Goebbels-Zitat an den Kopf, stellte Merkels Kritik auf Sarrazins Buch in die “Tradition der Reichsschriftumskammer”, um am Ende der Sendung endlich seine frauen- und menschenfeindliche Überzeugung mit einem “Kompliment” an seine Gegnerin vollständig zu enthüllen. Daß diese sich dafür bedankte, dürfte lediglich Reflex guter Erziehung gewesen sein. Der giftige Inhalt dieses “Ich finde, wir brauchen mehr Deutsche, die so gut aussehen wie Sie”, dürfte ihr erst Sekunden später bewußt geworden sein. Mal sehen, was die deutschen Frauen von diesem Broderschen Ausfluß halten. http://www.randzone-online.de/?p=7323

In der ZDF-Sendung “Maybrit Illner” sagte Broder, die Kanzlerin habe “den Ton der Debatte gesetzt”. Mit dem Kommentar, Sarrazins Buch “Deutschland schafft sich ab” sei nicht hilfreich, habe sie sich schon als Literaturkritikerin betätigt, als noch niemand das Werk kannte. Wenn aber eine nicht für die Abgabe literarischer Urteile gewählte Kanzlerin ein Buch als nicht hilfreich bezeichne, grenze das “an die übelste Tradition der Reichsschrifttumskammer”. http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/3/0,3672,8107651,00.html

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