Prof. Hans Joachim Schellnhuber hat am 28.11.10 ein bisher nahezu unbeachtetes Interview in der FAZ gegeben, in dem er sich unter anderem über sein Demokratieverständnis und über das Kyoto-Protokoll äußert.
FAZ: Muss aber der Versuch, die ökologische Grundsatzfrage zu lösen, nicht schon deshalb scheitern, weil sie eigentlich eine Elitendebatte ist?
Schellnhuber: Solche Debatten werden immer von einem kleinen Teil der Bevölkerung ausgetragen. Wenn Sie fragen, ist Verzicht heute mehrheitsfähig, um in ferner Zukunft ein Kind vor dem Exodus zu bewahren, so lautet die Antwort zunächst: nein. Aber Kernfragen wie diese, ebenso die der Menschenrechtsfragen, gehören in die Verfassung. Das hätte zur Folge, dass es Richter gibt, die auch gegen eine Mehrheit entscheiden, wenn es im Sinne unseres Verfassungskonsenses richtig ist. Sie brauchen also auch ein paar wenige Leute, die eine ethische Elite darstellen. Am Ende werden Sie vermutlich mit einer breiten Mehrheit nicht Probleme lösen können, die eine kausale Distanz wie beim Klimawandel besitzen.
FAZ: Emissionsreduktionsziele à la Kyoto haben aber auch nicht zum Ziel geführt, die Treibhausgasmengen in der Luft steigen immer schneller.
Schellnhuber: In einigen Ländern hat es schon funktioniert. Natürlich ist Kyoto ein monströser Vertrag gewesen. Die Zahlen, die da drinstehen, sind im Grunde aus der Luft gegriffen. Dass der Erfolg zum Teil ausgeblieben ist, hat aber auch damit zu tun, dass zum Beispiel die politische Führung Amerikas damals mit dem Bewusstsein nach Japan gefahren ist, dass sie niemals die Zustimmung des Senats für ein Abkommen bekommen würde. Das war nicht in Ordnung.
Hier der ganze Text online:
http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E2097F2456F254383948257589F7772F6~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Siehe auch: Wann kommt der Putsch?
https://naturalismuskritik.wordpress.com/2009/06/05/wann-kommt-der-putsch/