Ulli Kulke / 25.11.2012 / 23:00 / 0 / Seite ausdrucken

Artenschützer klagt Naturzerstörung in Namen des Klimas an

Zu solch klaren Worten ist die Naturschutzszene nur selten bereit: Der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) schrieb jüngst in einem Papier „dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bestandsentwicklung unserer Brutvögel bisher noch schwach, die Auswirkungen der Klimapolitik (Energiepolitik) dagegen dramatisch sind“. Carl-Albrecht von Treuenfels, langjähriger Präsident des WWF Deutschland, hat das Zitat jetzt ins Zentrum eines Meinungsbeitrags für die FAZ (“Unheimliche Feldruhe”) gestellt, in dem er den Bioenergiewahn, der unser Land im Namen des “Klimaschutzes” mit einer hochgradig naturfeindlichen Monokultur überzogen hat, leidenschaftlich anprangert. „Seit der Energiewende, nämlich dem Erneuerbare-Energien-Gesetz 2005 und seit der Abschaffung der obligatorischen Flächenstilllegungen der EU 2007 können nur noch vier von 30 untersuchten Arten ihren Bestand halten, 26 Arten nehmen ab“, beruft sich von Treuenfels weiter auf die Vogelschützer des DDA. Der deutsche Agrarraum, bis vor kurzem noch Heimat einer gehörigen Artenvielfalt, wird für die Tiere zur unbewohnbaren Wüste aus Mais- und Raps-Kulturen. 

Der Aufsatz von Treuenfels erinnert an die journalistische Klageschrift gegen die Energie- und Klimapolitik der Bundesregierung, mit der der bekannte Dirigent und Mitbegründer des BUND, Enoch zu Guttenberg, erst vor einem halben Jahr nach 37 Jahren Mitgliedschaft den Austritt aus diesem Naturschutzverband begründete, weil er ihn – sehr zurecht – für mitverantwortlich hält an der Zerstörung unserer Kulturlandschaft. Wobei er darunter vor allem die flächendeckende – und ebenfalls vogelreißende – Verspargelung der deutschen Flur durch gigantomanische Windräder anprangerte.

Offenbar bedarf es erfahrener Köpfe wie den 74jährigen von Treuenfels oder den 66jährigen zu Guttenberg, die im heutigen so aufgeregten Klima-Diskurs selbstbewusst und ohne Angst vor Jobverlust oder Bann durch die Szene auftreten können, um die Dinge so unzweideutig beim Namen zu nennen: Es ist die Klimapolitik der Bundesregierung, die damit auch noch weltweit Vorbild sein will.

Man fragt ich schon, warum nicht alle in Amt und Würden tätigen Naturschützer in Deutschland und der Welt, die innerlich längst zürnen gegen die Monokulturen aus Mais und 200 Meter hohen Spargeln im Lande, den Mut zu einem konzertierten gemeinsamen Aufschrei finden. Dies auch aufgrund der internationalen Naturraumzerstörung durch Bioenergie, durch entsprechende flächendeckende Plantagen in Regenwald-Ländern.

Bekenntnisse, diesem Wahn Einhalt zu gebieten, gibt es genug, jeder Naturschutzverband grummelt mal hier oder da, dass es so nicht weitergehen könne, nachdem man lange Zeit nichts dagegen hatte im Namen eines alles legitmierenden, heiligen Klimaschutzes. Doch der Mut zu lautstarken gemeinsamen Worten fehlt, vor lauter Angst, die angebliche Vorbildfunktion Deutschlands bei dieser sakrosanten Politik womöglich in Frage zu stellen, inmitten in einer weiten Welt, die ansonsten von dieser Politik herzlich wenig wissen will, wie wir ab morgen bei der Weltklimakonferenz in Katar wieder lernen werden.

Stattdessen will Umweltminister Altmaier bei dem Treffen noch größere Selbstverpflichtungen Deutschlands zu Erneuerbaren Energien ins Spiel zu bringen. Ohne Ausbau der Bioenergie und eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Windrotoren im Lande wird dies wohl kaum zu bewerkstelligen sein. Der große Aufschrei bliebt aus. Der Klimagipfel wäre ein geeigneter Anlass gewesen.

Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog in der WELT

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