Julian Marius Plutz, Gastautor / 01.09.2022 / 12:00 / Foto: Pixabay / 43 / Seite ausdrucken

Arbeitsmarkt im August: Mehr Arbeitslose und Arbeitskräftemangel

Die einen suchen Arbeitskräfte, die anderen verwalten steigende Arbeitslosenzahlen und die Bundesregierung kann nichts dafür.

Auch für diesen Monat schlägt die Bundesagentur für Arbeit (BA) die üblichen wilden Kapriolen sprachlicher Unlogik: „Trotz der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten ist der Arbeitsmarkt robust. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben zwar im August erneut stärker zugenommen als jahreszeitlich üblich, so der Bericht. „Dies liegt jedoch weiterhin an der Erfassung ukrainischer Geflüchteter“, beruhigt uns die neue Vorstandsvorsitzende für Arbeit, Andrea Nahles.

Der Talking Point der ehemaligen Ministerin ist klar: „Im Zuge der Sommerpause und durch die noch andauernde Erfassung ukrainischer Geflüchteter gab es im August 2022 einen weiteren deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat, und zwar um 77.000 auf 2.547.000.“ Das Erzählmuster ist so simpel wie unlauter. Da Putin einen Krieg angezettelt habe, für den wir nichts können, sind nun ukrainische Flüchtlinge im Land, die die Arbeitslosenzahlen in die Höhe treiben, für die wir nichts können. Putin ist nun auch an der hohen Zahl von Hartz-IV-Empfängern schuld. Hätten Sie es geahnt? 

Frührentner dürfen Vollzeit dazuverdienen

Jeder, der sich länger mit dem Arbeitsmarkt befasst, weiß, dass diese Aussage Unsinn ist. Denn die Zahlen waren vor einem Jahr sogar etwas höher (24.000 mehr) als in diesem August. Was auch klar ist: Man kann die von Frau Nahles 2,547.000 proklamierte Arbeitslosenzahl getrost verdoppeln. Genaueres zu meiner Schätzung finden Sie hier.

Aufatmen können hingegen Rentner, die vorzeitig in Rente gegangen sind oder gehen mussten und aufgrund einer schlechten Rente auf Zuverdienste angewiesen sind. Dazu Hubertus Heil, unser aller Bundesminister für Arbeit und Soziales: „Wir schaffen die Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten ab. Schon während der letzten beiden Corona-Jahre lag die Hinzuverdienstgrenze deutlich höher als zuvor. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht und ermöglichen nun dauerhaft, den Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand flexibel zu gestalten“. So kann Oma Erna neben dem Flaschensammeln auch noch in der Pflege aushelfen, damit das Geld reicht, bevor sie auf selbige angewiesen ist. 

Homeoffice Pflicht vorerst abgewendet

Gute Nachrichten verbreitet, zumindest in einem Punkt, eine neue Corona-Arbeitsschutzverordnung. Unternehmen sollen ab Herbst nun doch nicht verpflichtet werden, ihre Mitarbeiter in das Homeoffice zu verbannen. Das Kabinett beschloss dies laut den Aussagen von Hubertus Heil. Und der muss es wissen, war er doch ursprünglich für die Einführung einer Homeoffice-Pflicht. 

Homeoffice kann in bestimmten Situationen ergänzend Sinn machen. Eine von staatlicher Seite verordnete Pflicht wäre ein unlauterer Eingriff in die unternehmerische Souveränität. Davon abgesehen, halte ich die reine Heimarbeit, gerade in Teamarbeit, für oftmals schwierig und nachteilig für Betrieb und Mitarbeiter. Gerade im Lockdown war für viele der Gang zur Arbeit die einzige Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen. Man kann nur hoffen, dass wenigstens dies den Arbeitnehmern und Arbeitgebern ab Herbst erspart bleibt. 

Fachkräfte sollen aus dem Ausland kommen

Was das Thema Fachkräftemangel angeht, will Minister Heil noch in diesem Jahr „erste Pflöcke einschlagen“. Er möchte die offenen Stellen mit Zuwanderern besetzen. Prinzipiell ist nichts dagegen zu sagen, machen doch Länder wie Australien, Kanada, aber auch die Schweiz vor, wie es gehen kann, wenn man qualifiziert einwandern lässt. Doch gerade was das angeht, ist von der Koalition kaum etwas zu erwarten. Bis heute ist nicht genau geklärt, wie viele Menschen, aus welchen Ländern und in welchem Alter ab 2015 nach Deutschland kommen. Die gleichen Politiker – Merkel wurde durch Scholz lediglich optisch ersetzt – wollen nun für qualifizierte Zuwanderung sorgen. Man muss kein Pessimist sein, um zu wissen, dass diese Idee von Arbeitsverhinderungsminister Heil nur schiefgehen kann.

Foto: Pixabay

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Dr. Volker Wagner / 01.09.2022

Fachkräftemangel- ja die abgebrochenen Schicksale sind doch alle in der Politik und richten den maximalen Schaden an. Jahrzehntelanges Ziel war doch jeder muss Abitur machen, dann studieren um später als ...loge Taxi zu fahren. Wo ist die Junge Generation, stimmt, die müssen ja an Friday for Forture demonstrieren. Wir bekommen für meine Praxis kein Personal, mit Top Bezahlung , moderaten Arbeitszeiten. Zitat wörtlich, nee vor 09:00 bin ich nicht belastbar und nach 16:00 kann ich nicht garantieren, dass ich nicht abbaue, liegt an meinem Biorhythmus und ohne Smartphone kann ich nicht existieren, denn ich muss online sein. Mangel an was?

Harald Hotz / 01.09.2022

Das mit dem Fachkräftemangel dürfte sich ja bald erledigt haben. Wenn man mal annimmt, daß der Anteil des Einkommens, der in Lebensmittel, Energie und Mobilität investiert werden muß, weiter so steigt wie bisher, dann bleibt kaum noch was übrig für Bauen, Handwerk, Gastronomie, neues Auto, neues Fahrrad, neue Kleidung etc., von Kino, Theater und sonstigem “nice-to-have” ganz zu schweigen. Daß bei dem “nice-to-have” angefangen wird zu sparen, werden die ersten Anbieter sicher bald bemerken. Wir haben es jetzt im vermeintlich letzten Friedenssommer zwar nochmal so richtig krachen lassen, aber das nur in der Erwartung, daß es bald nichts mehr zu feiern geben wird. Ab Herbst steht dann warscheinlich zuerst ein großer Teil der Kultur -und Gastrobranche und des Einzelhandels -noch gebeutelt von Corona- jetzt dann vor dem endgültigen Aus. Nachdem die Ersparnisse, sofern welche da waren, durch Inflation und Heizkostennachzahlungen bald aufgefressen sind, wird fast das gesamte Konsumpotential im Rachen der Gas -,Strom- und Benzindealer enden, und die werden sicher kaum einen Euro davon in einem Land ohne tragfähigen Zukunftsplan investieren. Wir werden also wohl bald mit einer massiven Fachkräfteabwanderung rechnen müsssen. Dagegen helfen auch kein 300 Euro Einmalzahlung, dagegen würde nur die dauerhafte und zuverlässige Bereitstellung von günstiger Energie helfen.

Th. Wagner / 01.09.2022

Komisch ist nur bei diesen Meldungen, wenn man sich bewirbt hört man wochenlang nichts mehr und bekommt anschließend eine Absage - obwohl man sich innerhalb einer Branche bewirbt, in der es angeblich einen Arbeitskräftemangel gibt. Tatsache ist doch auch, dass Arbeitgeber nur schlecht bezahlen wollen und bei sehr vielen Arbeitsstunden bzw. kostenlosen Überstunden. -  Gute Arbeitgeber scheint es genauso selten zu geben wie in der Vergangenheit.

Günter H. Probst / 01.09.2022

Die fünf Millionen Arbeitslose müssen noch durch die Kranken, also Arbeitsabwesenden, ergänzt werden. Im Mittel waren ihre Beschäftigten, so die Techniker-Krankenkasse, im ersten Halbjahr 9 Tage abwesend. Bleibt das so, sind es im Jahr 18 Tage. Da das Mittel bedeutet, es können auch 36 oder 0 Tage sein, kann man problemlos 1 Monat abwesend sein, Anruf beim krankschreibenden Arzt wegen Wuhanlaborvirus reicht. Da der Staat und die Sozialversicherungen den Beschäftigten mittlerweile bis zu 70% vom Brutto abnehmen, ist die abnehmende Arbeitslust aber verständlich. Die Zuwanderung von Millionen Facharbeitern aus Afrika und Asien wird den Trend verstärken. Auf den Elektriker oder Maler wartet man inzwischen länger als ein halbes Jahr.

Ramon Schmidhalter / 01.09.2022

Als Schweizer muss ich dem Hinweis, wir würden Fachkräfte ins Land lassen wiedersprechen. Nicht mehr oder weniger als sonstwo holt unser Asylsytem jeden ins Land der an der Grenze „Asyl“ schreit. Die Schweiz ist auch das Einzige mir bekannte Land, das Raketenwissenschaftler und Ärzte aus Eritrea aufnimmt (welche dann 2x im Jahr dorthin zurück gehen um im Urlaub die Familie zu besuchen.) Ich würde mich darüber hinaus über einen Artikel freuen, der mit dem Mythos aufräumt, das man den Fachkräftemangel mit Migration / Zuwanderung bewältigte. Denn kommen 100 Leute ins Land von denen 5 Ärzte wären, und dürften diese dann hier auch arbeiten (was sie nicht dürfen) so kämen doch noch 95 Patienten ebenfalls mit ins Land, wodurch der (hier) Ärztemangel gleich geblieben ist. Da besagte 5 Ärzte eh nicht arbeiten dürfen, verschlimmert sich die Situation ja nur…

Horst Jungsbluth / 01.09.2022

Wenn wir den Heil noch ein paar Jahre so weitermachen lassen, dann gibt es Arbeitnehmer nur noch im öffentlichen Dienst. Ist denn unsere ganze sogenannte Elite so meschugge oder noch schlimmer so .............., dass sie partout nicht merken will, was für ein böses Spiel, das direkt in die Katastrophe führt, hier mit unserem Staat und den Bürgern getrieben wird. Aber was soll man denn von Politikern erwarten, die bei 6 Millionen arbeitsfähiger Leistungsempfänger nach Kofferträgern in der Türkei und womöglich sogar in Mexiko fahnden. Gleich drei MinisterInnen verkündeten das mit unbändigem Stolz dem dummen Volke und die ÖRR assestierten wie seit 1933. Das passt zu den vollkommen verlogenen Lobgesängen auf den verstorbenen Politiker der Grünen Ströbele, der vorbestraft war, der Verbrecher schätzte und schützte, der einer der widerwärtigsten Antisemiten in unserem Land war, der nach eigenen Worten “nie in die Rentenkasse eingezahlt hat, weil er und seine damaligen Konmplizen nach der siegreichen Revolution ausgesorgt hätten” und der die Berliner SPD/AL-Koalition 1989 angeknipst hatte, die NVA und Stasi die militärische Besetzung Westberlins erleichtern sollte und sie wieder ausknipste, nachdem die Mauer leider zur falschen Seite gefallen war. Es gibt zu Ströbele da noch viel mehr zu sagen, aber das ist hier nicht das Thema.

Harald Deutschmann / 01.09.2022

Ach ja, die Ukrainer-ininnen sind das Poblem, die Millionen untauglichen, nichtarbeitssuchenden “Goldstücke” , die seit vielen Jahren auf unsere Kosten durchgefüttert werden, Germoney nie wieder verlassen werden, nein da haben wir Problem. Warum einen Niedriglohn-Job annehmen, wenn es All- Inclusive auch so gibt? Immer mehr, vor allem junge “Kartoffeln”, sehen nicht ein, den Dummen für die Asozialen der Unter - und Oberschicht   zu machen.taten Die Vorsitzende Nahles kassiert selbst gross ab, ist noch nie einer produktiven Tätigkeit nachgegangen. Worte statt Taten,dafür gibts fette Kohle und Pensionsanspruch. Das A steht nicht mehr für Arbeit, es steht für Andreas Verarschungsladen.

jan blank / 01.09.2022

Qualifizierte Zuwanderung? Da sollt man doch glatt im Bundestag mit anfangen. Meiner Oma, die sich immer furchtsamer durch das allgegenwärtige Eckenstehermillieu zwischen Shisha Bars, Wettbüros und Barbershops bewegen muss, sage ich: “Mach Dir keen Kopp, alles Impfstoffentwickler…” Man muss das Narrativ eben nur richtig framen. “Wir bekommen Menschen geschenkt” fabulierte schon Frau Göring Eckart. Analog dazu könnte man einem zum Kehlschnitt verurteilten Kuffa auch sagen: Du bekommst jetzt das ewige Leben geschenkt….

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