Gastautor / 15.02.2009 / 14:11 / 0 / Seite ausdrucken

Antje Sievers: Geht doch

Wenn ich solche Sendungen im Fernsehen sehe, in denen übergewichtige Sozialhilfeempfänger Kette rauchend vor vollen Kühlschränken stehen und im Hintergrund drei dicke Kinder rumlungern, dann laufen mir die Gräsen über den Rücken.

Ich selbst stamme aus einer vollkommen verarmten Arbeiterfamilie.
Mein Vater verlor durch eigenes Verschulden einen relativ gut gehenden Handwerksbetrieb und damit waren er, seine Frau und seine drei Kinder zur Armut verdammt. Warum meine Eltern nie Sozialhilfe oder Wohngeld beantragt haben—keine Ahnung. Vielleicht so eine Art fehlgeleiteter Stolz.

Im Gegensatz zu so mancher Familie, die heute tränenfeucht geschildert wird, waren wir wirklich arm. Ich weiß mit Sicherheit, dass wir gehungert und gefroren haben. Krankenversichert waren wir jahrelang überhaupt nicht. Dass das Telefon und gelegentlich auch der Strom abgedreht wurden und sich die Gerichtsvollzieher und Gläubiger die Klinke in die Hand gaben—geschenkt.

Und meinen Sie, das hätte auch nur eine Sau interessiert?
Sozialarbeiter, Jugendamt, Schule, egal wer, nie ließ sich einer blicken.
Wenigstens in der Schule hätte mal auffallen müssen, dass ich andere Kinder um Schulbrot anbettelte, Löcher in den viel zu großen, von den Brüdern geerbten Pullovern hatte und grundsätzlich nie auf Klassenreise mitfahren konnte, ohne vorher Zuschüsse bei der Schulbehörde zu erbetteln. Besonders entlarvend: In den Jugendherbergen futterte ich wie ein Scheunendrescher, ließ mir dreimal Nachschlag geben. Dass hätte nun wirklich verdächtig sein müssen bei diesem Fraß...

Wir hatten wirklich nichts, nicht mal Taschengeld; wir waren wirklich sozial benachteiligt, wir hatten wirklich keine Perspektive.
Als ich Abitur machte, hatte ich nicht mal einen festen Wohnsitz, von geregelten Einkünften ganz zu schweigen. Ich machte das Abi mit der Durchschnittsnote 2,3. Dann suchte ich mir einen Job, bis ich den erwünschten Studienplatz (Diplomsoziologie) hatte, studierte und machte brav mein Studium zu Ende.
Heute bin ich seit fünfzehn Jahren erfolgreiche Leiterin eines Tanzstudios.

Geht doch.

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