Redaktion / 09.05.2021 / 06:10 / Foto: Pixabay / 168 / Seite ausdrucken

Amtsgericht Leipzig: Lebenslänglich hinter Plexiglas

Der Präsident des Amtsgerichts in Leipzig, Michael Wolting, ließ den Mitarbeitern des Gerichts mit einem Schreiben vom 3. Mai unter dem Stichwort "Impfen ist lebenswichtig" die "Maßnahmen des Amtsgerichtes Leipzig" in Sachen Impfung ausrichten. In Ton und Inhalt ist dieses Schreiben, das Achgut.com vorliegt, so bemerkenswert, das wir ihn hier in den wesentlichen Passagen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen wollen.

Unter den Adressaten befinden sich auch zahlreiche Richter. Berufsrichter stehen nicht in einem Arbeitsverhältnis, sondern beim Bund oder einem Land in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis eigener Art, dem Richterverhältnis, das dem Dienstverhältnis eines Beamten ähnlich ist. Nach dem Grundgesetz sind die Richter (persönlich und sachlich) unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen.

Zunächst bilanziert Wolting:

„Die Impftabellen für die Pfingsttage sind schon mehr als gut gefüllt. Die Nachfrage würde auch 1.000 Termine rechtfertigen" schreibt der Präsident, "gleichwohl habe ich aus den folgenden Gründen einige Termine für diejenigen zurückgehalten, die sich bislang noch nicht zu einer Impfung entschließen konnten". 

Es scheint also so, dass nicht alle Mitarbeiter sich hinsichtlich körperlicher Eingriffe bevormunden lassen, sondern sich auch eine Entscheidung gegen eine Impfung vorbehalten wollen. Die Beweisführung des Gerichtspräsidenten in Sachen Impfung entspricht dabei nicht ganz den sonst in der deutschen Justiz üblichen Maßstäben, beispielsweise ist die Unterscheidung in "echte" und unechte Experten ein interessantes Novum:

Den Kolleginnen und Kollegen, die noch zweifeln, empfehle ich heute dringend: melden Sie sich bitte an – bei uns, im Impfzentrum oder bei Ihrem Hausarzt. Vertrauen Sie gegen die Empfehlungen des RKI, der STIKO, des Paul-Ehrlich-Instituts, des Bundesgesundheitsamtes und aller (echten) Experten aus der Wissenschaft bitte nicht fragwürdigen Fundstellen im Internet, die Ihnen suggerieren wollen, Sie würden dadurch unfruchtbar, nicht mehr zeugungsfähig oder sonst irgendetwas. Sicher, es gibt wie bei jeder Impfung ein statistisch sehr geringes Risiko, aber das ist bitte gegen die zukünftige Lebensgestaltung abzuwägen. Und es geht nicht nur um Ihr eigenes Leben. 

Und deshalb wird der Chef deutlich:

Das Folgende fasse ich ganz bewusst sehr deutlich, um Sie vor der Illusion zu bewahren, eine Entscheidung gegen die Impfung werde ganz unproblematisch hingenommen werden können: 

Wir hatten am Mittwoch erstmals erheblich mehr als eine Million Impfungen am Tag. Bereits in wenigen Wochen werden die Geimpften in der Mehrheit sein, unser Land wird (für sie) noch im Sommer großflächig wieder öffnen. Unabhängig von der eher akademischen Frage, ob nun nicht Geimpfte Nachteile oder Geimpfte Vorteile haben werden, laufen wir absehbar auf eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu, in der die eine Gruppe bei allen denkbaren Veranstaltungen und Vergnügungen nur kurz den digitalen Impfnachweis vorzeigt, während sich die anderen mühevoll und zeitraubend mit einem tagesaktuellen Negativ-Schnelltest anstellen und dann noch ihre Kontaktdaten angeben müssen.

Die Schnelltests wird es in dieser Form auch nicht mehr lange geben, zumindest nicht kostenlos: die Testzentren in den Städten werden schließen und die Arbeitgeber werden von ihrer Verpflichtung entbunden werden, die Tests regelmäßig zur Verfügung zu stellen. Weshalb sollte das auch fortgesetzt werden, wenn die teuerste Impfung billiger ist als fünf Schnelltests? Und für jeden Einkauf, jedes Training im Fitnessstudio, jeden Biergartenbesuch im Sommer und jede Liftfahrt im Winter einen Schnelltest zu machen, wird teuer werden und Zeit kosten. 

Nachdem der Gerichtspräsident seine Mitarbeiter vor gefährlichen Illusionen hinsichtlich der Unabhängigkeit ihrer Entscheidung gewarnt hat, holt er dann den Vorschlaghammer raus:

Damit wird es aber nicht enden. Ich sage es ganz offen: nicht Geimpfte werden auch bei uns zunächst keine Vorteile und dann vielleicht sogar Nachteile haben. Zwei oder mehr von ihnen werden dauerhaft nicht ohne Schutzmaske in einem Büro sitzen dürfen. Ungeachtet dessen, dass es auch die Masken von uns nicht dauerhaft geben wird: wir werden es organisatorisch möglicherweise nicht einrichten können, sie dann so einzusetzen, dass Dritte durch sie oder sie durch Dritte nicht gefährdet werden. 

Selbstverständlich wird niemand zur Impfung verpflichtet, wozu der Staat – offenbar zum Bedauern des Präsidenten – wohl nicht die Kraft aufbringen wird:

Ich spreche nicht davon, Sie zur Impfung zu verpflichten – diese Kraft wird der Staat vermutlich nicht aufbringen.

Und deshalb hat sich der Präsident dazu entschlossen, ihnen in eigener Initiative den Marsch zu blasen:

Bei den Richtern und Beamten werden wir deshalb zunächst sehen müssen, wie weit wir mit der Geschäftsverteilung kommen.

Dies ist eine höfliche Beschreibung dafür, dass die betroffenen Personen sich alsbald in einer Besenkammer wiederfinden könnten, oder auch nicht mehr mit irgendwie relevanten Verfahren betraut werden, vermutlich insbesondere nicht mit solchen, die Eingriffe in die Grundrechte der Bürger behandeln.

Wer sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen kann, wird noch mit relativer Milde benachteiligt, der Rest sollte sich schleunigst von dem Gedanken verabschieden, Langzeituntersuchungen der Impffolgen für seinen Entscheidung abzuwarten. Solch egoistische Kleinkariertheit, so denkt es offenbar im forschen Chef, wird am Amtsgericht Leipzig mit lebenslänglich hinter Plexiglasscheiben geahndet:

All das wird gesellschaftlich und gerichtsintern in sicher unterschiedlichen Ausprägungen weniger diejenigen betreffen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können, aber es sollte bitte niemand darauf vertrauen, dass ein schlichtes "lieber nicht, ich warte auf die Langzeituntersuchung der Impffolgen" dauerhaft Akzeptanz finden wird. Denn hinter Plexglas-Trennscheiben wird wohl kaum jemand sein weiteres Leben verbringen wollen. 

Buchen Sie Ihren Impftermin deshalb bitte jetzt, ich danke Ihnen! 

Das Publikum ist jetzt sehr gespannt, wie die Mitarbeiter und Richter am Amtsgericht Leipzig mit diesen aufmunternden Worten ihres Dienstherren umgehen werden.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Sabine Schönfelder / 09.05.2021

Klaus@Müller, lassen Sie ab von Ihrem paternalistischen Gedankengut. Wolting ist nicht für die Gesundheit seiner Kollegen verantwortlich. Er ist nicht der Vorsteher eines Altersheims. Wenn „alles richtig“ ist, und Sie mir beipflichten, ist dieser Impfdruck für eine Propaganda-Pandemie überflüßig und eine Impfung OBSOLET. Wolting geht es weder etwas an, ob sich jemand gesund ernährt, ausreichend Sport treibt, zu fett ist oder ißt, noch ob er sich impfen läßt, Alkohol trinkt oder regelmäßig seine Medikamente einnimmt. Jeder Mensch ist für sich SELBST verantwortlich. Sein angeschlagener Ton ist keine Hilflosigkeit, sondern plumper politischer Druck. Aber schön, daß wir beide einmal einer Meinung sind, Klaus@Müller. Heute ist bestes Wetter. Noch nicht mit dem Radel unterwegs?

E Ekat / 09.05.2021

Besser kann man eine an die Oberfläche drängende Geisteshaltung dieses Landes nicht dokumentieren. Dennoch: ich hoffe für diesen Richter, daß nicht auch noch gesundheitliche Langzeitfolgen auftreten werden.

Roland Müller / 09.05.2021

@R. Matzen Die Intelligenz und das Rückgrat sind extrem ungerecht verteilt und der Herr Gerichtspräsident gehört nicht zu den Glücklichen, die viel davon abbekommen haben. Mir fällt dazu nur der Ludwig Thoma und der Jurist mit dem mäßigen Verstand ein.

m. neland / 09.05.2021

Wieder mal ein unseliger deutscher Richter ...

Lutz Herrmann / 09.05.2021

Kommt davon, dass nach absolviertem Staatsexamen nie ausgemistet wird. Die Systemlinge werden nie aussortiert und haben schlussendlich die Pöstchen inne, um den anständigen Rest zu drangsalieren. q.e.d.

Magdalena Hofmeister / 09.05.2021

@Peter Sticherling / 09.05.2021"Solange nicht zweifelsfrei geklärt ist, dass Geimpfte .. ist jeder Druck ... zu unterlassen.” Auch so ist jeder Druck zu unterlassen. A) Es war schon anhand der Studiendaten klar dass, wenn a. angebl. wenige, a. Geimpfte sich weiterhin anstecken u. erkranken können. Aufgrund der geringen Probandenzahl d. Studien - zu gering, weil die Gefahr an Corona zu sterben eben a. extrem niedrig ist - konnte kein Impfstoff versprechen, dass nicht a. weiterhin an Corona gestorben wird nach Impfung. Die zahlreichen Fälle (corona-blog.net) vollgeimpfter Altenheime, in denen es zu Corona-Ansteckungen kam, a. mit Todesfällen, bestätigen dies. Amerika meldet schon über 6000 Durchbruchsinfektionen. B) Was sollte überhaupt dagegen sprechen, dass sich Menschen für das Risiko einer Ansteckung mit dem Original entscheiden (die dann übrigens zu einer dauerhafteren u. umfassenderen Immunität führt als per Impfung) u. so a. zur (bedingt möglichen, aufgrund d. Mutationsfreudigkeit) Herdenimmunität beizutragen? Eine Kreuzimmunität wird diese Menschen wahrscheinl. a. weitgehend vor starken Erkrankungen bei Mutationen schützen. Mein Körper - mein Risiko. Mit der Impfung der vulnerablen Gruppen (Alte u. Vorerkrankte für die vielleicht die Risikoabwägung eines unzureichend geprüften Impfstoffs neuen Verfahrens ohne Kenntnis von mögl. Langzeitnebenwirkungen Sinn macht) ist das vorrangige Ziel, eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden, ohnehin bald erreicht. Warum jetzt plötzlich anders verfahren als nach altbewährtem Maßstäben der Risiko-Nutzenabwägung als Empfehlung für vulnerable Gruppen wie bei d. Grippeimpfung (ähnliches Krankheits- u. Risikoprofil) und sonst wer will?

R. Kuth / 09.05.2021

Die ungeimpften Mitarbeiter sollten auch zum Tragen eines sichtbaren Zeichens auf der Kleidung verpflichtet werden, so kann man diesen Aussätzigen entsprechend begegnen.

Lilith Diess / 09.05.2021

Wenn ich je noch einen Zweifel gehabt hätte, daß sich unser Staat von Rechtsstaat ins Gegenteil verkehrt hat - jetzt ist er beseitigt! Dieser Herr Wolting hat sein Juristendiplom wohl auf einem Müllhaufen gefunden - und da gehört es auch wieder hin. Ich habe mal irgendwo gelesen, daß man sehr vorsichtig damit sein muß, WEM man große Macht in die Hände legt, auf das sie nicht mißbraucht werde. Was der Herr Amtsgerichtspräsident hier offen betreibt ist Machtmissbrauch: der Missbrauch einer Machtposition, um anderen Personen - über welche man Macht ausüben kann - zu schaden, sie zu schikanieren oder zu benachteiligen oder um sich selbst oder eigenen Günstlingen persönliche Vorteile zu verschaffen. Es gab eine Zeit, da wäre der Herr nach Erscheinen seines Pamphlets innerhalb von 5 Minuten Geschichte gewesen…

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