Peter Grimm / 20.11.2018 / 15:51 / Foto: Christian Demiegeville / 61 / Seite ausdrucken

Konto-Kündigung: Deutsche Bank als Gesinnungs-Wächter?

Nicolaus Fest ist Jurist, Journalist (u.a. Ex-BILD) und ein exponierter AfD-Politiker, man kann auch sagen, dass er inzwischen zu einem der bekannten Gesichter der Partei geworden ist. Obwohl in einer freiheitlichen Demokratie die Grundrechte für alle gelten und niemand, sofern er nicht den Rahmen der gesetzlichen Legalität verlässt, wegen seiner Weltanschauung diskriminiert werden sollte, scheint man es beim Haltung zeigen gegen rechts nicht ganz so genau nehmen zu müssen. Das Haltung-zeigen-gegen-rechts richtet sich heutzutage vor allem gegen die AfD. Die Neonazis vergangener Tage scheinen sich seit Erscheinen der Partei nahezu aufgelöst zu haben. Aber darum soll es hier nicht gehen.

Selbstverständlich gibt es etliche vollkommen legal verbreitete Ideologien und Gesinnungen, gegen die sich Anhänger einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft stellen sollten. Doch die gezielte Zerstörung wichtiger persönlicher und privater Existenzgrundlagen gehört ausschließlich in den Instrumentenkasten einer willkürlich agierenden Obrigkeit, beispielsweise einer Diktatur. Undenkbar eigentlich, dass einem in einem freiheitlichen Rechtsstaat so etwas passieren kann.

Doch Nicolaus Fest ist soetwas nach eigener Aussage geschehen: Die Deutsche Bank hat ihm alle seine Konten gekündigt, ohne Ankündigung, ohne Begründung, völlig aus heiterem Himmel. Es hätte keine Unregelmäßigkeiten gegeben, die Konten wären nicht überzogen gewesen und es gäbe einen regelmäßigen Zahlungseingang, sagt er. Damit wäre er das, was man sich als problemlosen Bankkunden vorstellt. Sollte Fest also nun wirklich wegen seines AfD-Engagements seiner Bankverbindung beraubt worden sein? Das wäre ein ungeheuerlicher Vorgang in Zeiten scheinbar umfassender Diskriminierungsverbote.

Der Pressesprecher der Deutschen Bank, Christoph Blumenthal, sagt auf Achgut-Nachfrage: „Es ist zutreffend, dass wir entsprechend unserer Allgemeinen Geschäftsbedingungen das Recht haben, Kundenbeziehungen ohne Angaben von Gründen zu beenden. Von diesem Recht machen wir auch Gebrauch.“ Zum konkreten Fall heißt es nur: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns weder zu vermeintlichen noch tatsächlichen Kundenbeziehungen äußern können.“ Nach einem klaren Dementi klingt das nicht.

"Linke ebenso wie Rechte gefährdet"

Nicolaus Fest hat die Nachricht schon vor ein paar Tagen verbreitet, doch bis auf die Junge Freiheit und einschlägige Blogs war den meisten Medien dieser ungeheuerliche Vorgang keine Erwähnung wert. Weil es sich um einen AfD-Politiker handelt? Halten all die selbsterklärten Demokratie-Verteidiger eine solche Zersetzungsmaßnahme bei Vertretern dieser Partei für legitim?

Das war einmal anders. Im Jahr 2001 hatte die Postbank der „Jungen Freiheit“ sämtliche Bankverbindungen gekappt. Daraufhin hatte es einen Protest- „Appell für die Pressefreiheit“ gegeben, der von etlichen Persönlichkeiten unterstützt wurde, beispielsweise von Franz Alt, Herbert Ammon oder Helmut Markwort. Aber nicht nur das, auch Journalisten verschiedener Zeitungen, die ansonsten vehement gegen die „Junge Freiheit“ als rechtes Blatt anschrieben, wandten sich dagegen, solche Mittel zu akzeptieren. Der Tagesspiegel kommentierte seinerzeit:

„Wenn das Beispiel der Postbank Schule macht, dass nämlich Geldinstitute ihren Kundenkreis nach politischen Kriterien aussieben, dann sind viele gefährdet, Linke ebenso wie Rechte. Kein Gastwirt kann gezwungen werden, Bier an einen Kunden auszuschenken, dessen Nase ihm nicht passt - das stimmt. Aber Zeitungen sind etwas Besonderes. Sie sollen nicht schikaniert werden, hat der Alte Fritz gesagt. Und es gilt dabei der Grundsatz: Wer nicht verboten ist, der soll auch nicht behindert werden. Wenn die "JF" ein Naziblatt ist, möge sie verboten werden. Aber das ist sie ja nicht. Die "JF" bewegt sich im Grenzbereich des Erlaubten. Man mag sie ignorieren oder sich mit ihr auseinandersetzen. Aber so, wie es die Postbank macht, geht es nicht. Pressefreiheit gilt auch für die Schmuddelkinder.“

Nun sollte man sich vorstellen, was es analog bedeutet, wenn das Beispiel der Deutschen Bank bei Nicolaus Fest Schule macht. Der damalige freiheitliche Geist, der aus dem zitierten Kommentar sprach, ist bislang in diesem Fall leider noch nicht wahrnehmbar. Heute ist die Angst, sich mit den Falschen zu solidarisieren zu groß, obwohl es dabei nicht ansatzweise darum geht, sich an die Seite der AfD zu stellen, sondern die Stimme gegen die Etablierung einer illiberalen Unkultur zu erheben.

Aber vielleicht beruhigen sich die einst kritischen Geister ja auch damit, dass heutzutage immerhin niemandem ein sogenanntes Basis-Konto für die nötigsten Zahlungsvorgänge verwehrt werden darf. Seit 2016 ist das Anrecht auf so ein Konto gesetzlich festgeschrieben, damals hatten die Gesetzesinitiatoren noch die eher sozial Gestrauchelte, Schuldner und Obdachlose im Blick, die bis dato keine Chance auf ein Konto hatten. Heutzutage können vielleicht auch politisch Aussätzige von diesem Gesetz profitieren.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

Foto: Christian Demiegeville CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Dieter Kief / 20.11.2018

Die AfD muss einfach weg. Ganz einfach. Es ist einfach so, dass die AfD uns allen schadet. Deutsche Bank - war da nicht mal was? Ok - wir müssen alle aus Hitler lernen, und deshalb ist Fest jetzt einfach dran. Ganz einfach! (Usw. Es läuft einfach so ab. Reine Routine. Simon Strauß hat gestern in der FAZ grundsätzlich den Rechtspopuismus bekämpft und dabei eine Verfassungsfeindschaft “im übertragenen Sinne” diagnostiziert…Die funktionioert quasi als Frühwarnsystem, und das ist nötiger denn je, denn siehe: “Der Schoß”, schallt es uns von tausenden von Fake-news Bekämpfer- und AfD-Richter-Kehlen entgegen, “ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!” - Was? dass das ein Stlinist gesagt habe: Na und, hat nicht auch -Stalin Hitler bekämpft? - Na bitte!  Wir sind unterwegs Richtung Deutschland einig Gaga-Land. Aber macht nix: Hauptsache gegen Hitler. - Ist unser Außenminister nicht auch wegen Hitler in der Politik? Dieses Hitler-Gedenken hie und Stalin-verharmlosen da fängt langsam selber an, komischzu riechen. - Man kann eben alles verkehrt machen. Auch das Hitler-Gedenken.  Es ist - - - - tragikomisch, insgesamt).

Constanze Rüttger / 20.11.2018

Leider fürchte ich, dass in unserem freiheitlichen Rechtsstaat mittlerweile so einiges, das man niemals für möglich gehalten hätte, passieren kann.

Jürgen Seeholzer / 20.11.2018

Auweia! Dann wünsche ich Achgut, dass ihr nicht Ähnliches passiert!

Dietrich Herrmann / 20.11.2018

Alle Diejenigen, die auf diese Art gesinnungs-ideologisch gegen AfD-Mitglieder vorgehen, sind die eigentlichen Neo-Nazis in dieser von CDU/SPD/Grüne/Linke indoktrinierten Republik. So haben die Nazis in den 30er Jahren gegen bspw. die Juden gehandelt. Möglicherweise hat damals die Deutsche Bank auch schon kräftig mitgemischt.

Bernd Zeller / 20.11.2018

Der Pressesprecher könnte wenigstens wissen, welchen Fall “entsprechend” verlangt (3.).

Frank Stricker / 20.11.2018

Das wird nur der Anfang sein , wenn Jamaika 2.0 mit den Grünen Anlauf nimmt , werden neben den Gesinnungswächtern wie der Deutschen Bank auch noch die ganzen Gender-Wächter aus den Sträuchern kommen. Dann ist beim Beten Schluß mit “Vater unser” , dann heißt es erst “Mensch unser” und noch etwas später aus Quotengründen “Mutti unser”...…...

Petra Wilhelmi / 20.11.2018

Entschuldigung, wo ist bitteschön der freiheitliche Rechtsstaat? Ich würde gern dorthin auswandern.

Sabine Schönfelder / 20.11.2018

Mit Verlaub, die ‘Deutsche Bank’ ist ein Drecksladen, und wenn ich dort ein Konto hätte, würde ich es noch heute kündigen. Allerdings befindet sich diese Bank auch ohne mein Mitwirken in einem so desolaten Zustand, daß ohnehin kein vernünftiger Mensch sein Geld dahinträgt. Im Grunde sollte Herr Fest dankbar sein, daß sie ihm die Arbeit abnahmen, und ihm die Anregungsenergie verschafften, sich einen gescheite Bank auszusuchen. Was soll man schon von einer Bank halten, die damit wirbt, daß ein Vater seine minderjährige Tochter alleine, mit einem Segelboot, über den Atlantik schickt?

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