Ulrike Stockmann / 07.06.2022 / 06:00 / Foto: Pixabay / 95 / Seite ausdrucken

Kinder malen Menschen ohne Mund und Nase

Eine Kindergärtnerin berichtet, dass sie seit der Einführung der Maskenpflicht immer wieder erlebt, dass Kinder Menschen plötzlich ohne Mund und Nase malen. Ein anschauliches Beispiel, das die seelischen und kognitiven Deformationen unserer Kinder durch Corona-Maßnahmen sichtbar macht.

Dass die Corona-Maßnahmen vor allem für Kinder und Jugendliche furchtbare Folgen haben, kommt immer mehr zum Tragen. Ärzte und Psychotherapeuten thematisierten in den Medien immer wieder die psychischen und körperlichen Auswirkungen der Lockdowns, wie Depressionen und Essstörungen oder auch den Anstieg von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. Die NZZ schrieb schon vor rund einem Jahr über eine Studie zweier Jugendforscher: „Offenkundig wird die Belastung junger Menschen beim Blick auf die psychische Gesundheit. Burn-out, Stress, Depressionen – über die Hälfte der befragten 14- bis 29-Jährigen gab an, ihre psychische Gesundheit habe sich während des Lockdowns verschlechtert.“ Und unlängst thematisierte Achgut-Autor Andreas Zimmermann, dass auch das Tragen von Masken für Kinder besonders schädlich ist.

Durch die Corona-Politik bedingte Entwicklungsstörungen von kleinen Kindern wurden bislang medial kaum besprochen. Eine besonders irritierende Folge der Corona-Maßnahmen brachte nun das Coburger Lokalblatt „Fränkischer Tag“ zur Sprache: Dort berichtet eine Kindergärtnerin, dass sie seit der Einführung der Maskenpflicht immer wieder erlebt, dass kleine Kinder Menschen plötzlich ohne Mund und Nase malen. Sandra Engelhardt ist langjährige Kindergärtnerin in der Coburger Sprach-Kita „Arche“. Zu ihren Aufgaben zählt „die alltagsintegrierte Sprachförderung, die Zusammenarbeit mit den Eltern und die inklusive Pädagogik“. Die 52 Kinder der zwei Kindergartengruppen und einer Krippengruppe kommen aus 22 Ländern und sprechen 13 verschiedene Sprachen. Dass Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, das Erlernen der Sprache im Zeichen der Corona-Maßnahmen noch schwerer fällt, ist im Grunde nicht überraschend.

Gravierend erscheint jedoch, dass die Erzieherin veranschaulicht, wie entwicklungsschädigend das Maskentragen ist. Der Artikel eröffnet damit, dass Sandra Engelhardt ihre Gruppe in den Garten schicken will: „Wer noch mal auf die Toilette muss, geht bitte jetzt, alle anderen ziehen sich an.“ Doch erst als sie die Maske abnimmt und die Aufforderung wiederholt, reagieren die Kinder und gehen nach draußen: „So war das in Corona-Zeiten. Wir beobachteten das immer häufiger: Die Kinder nahmen uns mit Maske nicht so wahr“, kommentiert Engelhardt. Sie erläutert, dass für die Sprachentwicklung Mimik und Gestik unerlässlich seien und durch das Maskentragen den Kindern viel davon genommen worden sei. Aussprache und Sprachverständnis seien schlechter geworden. Und sie fügt einen besonders besorgniserregenden Umstand hinzu: „Es erschreckt mich, wenn ich sehe, dass Kinder Gesichter nur noch mit Augen malen, Nase und Mund einfach vergessen.“

Der Journalist Henning Rosenbusch hatte den Beitrag aus dem „Fränkischen Tag“ auf Twitter geteilt. Die Autorin Katharina Münz kommentierte den Post mit einem Link zu ihrem Blog. Dort berichtete ein Gastautor bereits im vergangenen Herbst vom vierjährigen Sohn einer Freundin, der bei einer medizinischen Untersuchung einen Menschen malen sollte – und Mund und Nase vergaß.

„Keinerlei Spiegelung über die Mimik der Mütter“

Dazu passen meine eigenen Beobachtungen seit der Einführung der Corona-Maßnahmen. Dank meines Maskenattestes war ich stets ohne Mund-Nasen-Schutz unterwegs. Mir war vermehrt aufgefallen, dass Babys und Kleinkinder mit großem Interesse mein Gesicht studierten, wenn ich beispielsweise in der U-Bahn saß. Vermutlich freuten sie sich, im Maskenmeer wenigstens einen Menschen zu entdecken, dessen komplettes Gesicht zu sehen war.

Als ich dies realisierte, musste ich unwillkürlich an einen Achgut-Beitrag des Psychotherapeuten Raymond Unger von 2019 denken, der wiederum ein Buch des Hamburger Psychoanalytikers Dr. Burkhard Hofmann rezensiert hatte. Hofmann hat viele reiche wahhabitische Saudis therapiert und über seine Erfahrungen das Buch „Und Gott schuf die Angst – Ein Psychogramm der arabischen Seele“ verfasst. Die Mütter und Väter mit Corona-Masken hatten mich an folgende Stelle des Beitrags erinnert:

„Nebenbei erwähnt Hofmann noch eine Problematik, die er in Saudi-Arabien kennengelernt hat. Die Vollverschleierung der Mütter in der Öffentlichkeit führt dazu, dass die Kinder keinerlei Spiegelung über die Mimik der Mütter empfangen können. Jegliches Feedback bleibt aus oder ist einzig auf die Stimme der Mütter beschränkt. Dies führt dazu, dass sich die Kinder selbstverständlich ihren unverschleierten Nannys zuwenden, der Kontakt zu den Müttern bleibt gestört.“

Natürlich kann man anführen, dass die Masken ja „nur“ die Hälfte des Gesichtes verdecken und damit keine „Vollverschleierung“ darstellen, weil immerhin die Augen noch sichtbar sind. Doch dürfte unzweifelhaft feststehen, dass ein Mund-Nasen-Schutz die Mimik empfindlich einschränkt, ein Lächeln ist beispielsweise mit Maske nicht erkennbar. Auch als Erwachsene empfinde ich ein Gespräch mit Maskenträgern als sehr anstrengend, für kleine Kinder dürfte Derartiges eine Zumutung darstellen. Man muss gewiss kein Kinderarzt sein, um sich der Wichtigkeit non-verbaler Kommunikation für die kindliche Entwicklung bewusst zu sein. Warum vonseiten dieser Berufsgruppe sowie durch Pädagogen und Kinderpsychologen angesichts der Corona-Maßnahmen kein nennenswerter Aufschrei durch das Land ging, bleibt ohnehin fraglich.

„Pädagogischen Konzepten zuwider“

Gerade wurde die vom Deutschen Jugendinstitut sowie vom Robert-Koch-Institut betriebene und vom Gesundheits- und Familienministerium finanzierte „Corona-KiTa-Studie“ veröffentlicht. Für diese Studie „wurden 2.529 Kita-Leitungen schriftlich oder online-basiert wiederholt befragt“ und Auskünfte über die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf Kindergartenkinder eingeholt. In der Auswertung der Studie heißt es einleitend: „Die Qualität der Interaktionen zwischen den Kindern hat sich aus Leitungssicht im Vergleich zur Situation vor der Pandemie verschlechtert. Ab Februar 2021 hat sich die Interaktionsqualität der Kinder jedoch wieder erholt und auf vergleichsweise hohem Niveau stabilisiert.“ Das dazugehörige Diagramm zeigt jedoch, dass Kita-Leiter bei der letzten Befragung im August 2021 die Betreuungssituation zwar besser als während der Lockdowns, aber immer noch schlechter als vor Beginn der Maßnahmen einschätzten. Der Wert für die Kooperation zwischen Eltern und Erziehern hatte zur selben Zeit sogar seinen Tiefpunkt erreicht.

Abseits dieses Framings lohnt ein Blick auf die Details. Weiter unten heißt es in der Studien-Auswertung: In der pädagogischen Arbeit mit den Kindern hingegen wurde zunächst auf die Einhaltung der Abstandsregel und auf das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verzichtet, mit steigenden Infektionszahlen mussten die Beschäftigten dann jedoch auch im Gruppendienst Mund-Nasen-Bedeckungen tragen. Dabei liefen diese Einschränkungen der Bewegungs- und Begegnungsmöglichkeiten der Kinder pädagogischen Konzepten zuwider, die die Bedeutung eigenaktiven Lernens im sozialen Kontext hervorheben.“

Das Distanzhalten der Erzieher zu den Kindern ihrer Gruppe zeige, wie zu erwarten, einen negativen Effekt. Diese von offizieller Seite durchgeführte Studie bekräftigt also die nachteiligen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf Kita-Kinder – die schließlich „pädagogischen Konzepten zuwiderliefen“. Vor allem das „Distanzverhalten“ und damit auch das Maskentragen vonseiten der Kita-Betreuer. Damit wären wir dann wieder bei der Coburger Erzieherin, die vorführt, wie schlecht ihre Sprösslinge auf sie reagieren, wenn sie einen Mund-Nasen-Schutz trägt.

Der aktuelle Quartalsbericht zur „Corona-KiTa-Studie“ (vom 6. Dezember 2021 bis 10. April 2022) kommt zu dem vernichtenden Urteil:

„Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass die immer wieder erlebten Zugangsbeschränkungen zu früh-kindlichen Bildungsangeboten während der Pandemie, die reduzierten Betreuungszeiten der anwesenden Kinder sowie die geschilderten Schwierigkeiten im pädagogischen Alltag bei einigen Kindern mittel- oder sogar langfristige Entwicklungsnachteile und negative soziale Folgen mit sich gebracht haben.“

All diese Entwicklungen geben also einen Eindruck von den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Kleinsten. Das volle Ausmaß frühkindlicher Störungen wird sich vermutlich durch eine umfassende Aufarbeitung beziehungsweise erst dann zeigen, wenn die betreffenden Kinder älter geworden sind. So oder so dürften Kinderzeichnungen, die Menschen ohne Mund und Nase darstellen, wohl mehr sagen als tausend Worte.

 

Mehr von Ulrike Stockmann finden Sie auf ihrem YouTube-Kanal.

Foto: Pixabay

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Sirius Bellt / 07.06.2022

P.S. Das Kind auf dem Foto mit seinen dichten dunklen Locken und den großen (staunenden) Augen ist extrem süß.

Sirius Bellt / 07.06.2022

Bei manchen Menschen habe ich den Verdacht, dass sie ihre Kinder als eine Verlängerung ihres Arms betrachten. Der Umgang mit Alten und Kindern während der “Pandemie” hat gezeigt, dass es den angstbessessenen Egoisten total egal war, wie mit den schwächsten in unserer Gesellschaft umgegangen wurde und immer noch umgegangen wird. Diese Empathielosigkeit wird sich rächen. In der Zukunft.

Volker Altenähr / 07.06.2022

Unsere Gesellschaft ist krank, man muss sich nur die vielen Schwachsinnigen angucken, die in der freien Natur oder allein im Auto auch heute noch eine Maske überziehen.

Irmie Kreicz / 07.06.2022

In einem Land   wo es PA   116 000 Schwangerschaftsunterbrechungen gibt , soll es wegen Masken und Kindeswohl einen Aufschrei geben ?  Von wem denn ?

S. Pfaller / 07.06.2022

Die ersten 16 Coronamonate lebten wir noch in Norwegen, seit knapp einem Jahr in Bayern. Nach einem mehrwöchigen Lockdown bis Ostern 2020 waren Kindergarten/Schule im Gegensatz zu Deutschland nie mehr geschlossen. In Norwegen trugen Kinder keine Masken und dementsprechend auch unser Grundschulkind nicht. Das norwegische FHI (Folkehelseinstitut) riet Kindern unter 12 generell vom Maskentragen ab, und ältere Kinder sollten nur da Masken tragen, wo es situationsbedingt eng zuging, wie zum Beispiel im vollbesetzten Bus. Zurück hier in Deutschland dann von November 2021 bis April 2022 Maskenpflicht sogar im Sportunterricht in der Turnhalle. Und das bei Grundschülern, die in der Schule bereits dreimal pro Woche getestet wurden, was auch völliges Neuland für uns war. @K. HARTWIG: Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen. Und wünsche alles Gute! Ihr Beitrag hat mich übrigens daran erinnert, dass die Vorschulgruppe in unserem Kindergarten, aufgrund von Raummangel wegen verkleinerten Gruppen, nach Ostern 2020 wochenlang nur draussen auf Tour unterwegs war und so ziemlich alle Spielplätze und Parks in Oslo erkundet haben dürfte, bei Wind und Wetter sowieso. Eine ganz tolle Zeit war das für unser Fast-Grundschulkind! Bestätigen kann ich für meinen Teil, dass ich im letzten Jahr kaum Eltern kennengelernt habe, die die Maske für die Kinder wirklich ablehnten. Meist Achselzucken…. Auch interessiertes Zuhören, wenn ich von Norwegen erzählte. Aber für übertragbar hielt man es nicht im Sinne von: Die Kindermasken müssen weg. Es gibt mittlerweile ja schon Ratgeber mit klugen Titeln wie “Coronakids: Was wir jetzt tun müssen, um unsere Kinder vor den seelischen Folgen der Pandemie zu schützen” oder “Wie wir unsere Kinder retten: 7 Impulse, um eine ganze Generation vor den Folgen der Corona-Krise zu bewahren”. Schön, wie man sich um das Wohl der Kinder sorgt… (Vergleichbare norwegische Bücher habe ich bisher noch nicht gefunden - braucht es mit Sicherheit auch nicht in dem Ausmass wie hier.)

Paul Salvian / 07.06.2022

Das wäre nicht nötig gewesen, dass Sie meinen Kommentar gleich zweimal wiedergeben… PS: Viele Kommentare verdienen hier, genau wie Frau Stockmanns Beitrag, volle Zustimmung. Erschreckend ist aber, dass es daneben auch Kommentatoren gibt, die allen Ernstes Anstoß nehmen an der Hautfarbe des abgebildeten Kindes!

Théodore Joyeux / 07.06.2022

Ich habe einfach einmal einen Tipp für all die Väter, die diesen hervorragenden Artikel lesen: Anstatt abends sich vor die Glotze zu schmeißen, oder mit ihrem neuen E-Rennrad durch die Kurven zu jagen bzw. am Wochenende ihr langweiliges Fußballstadium-Abonnement Biertrinkend zu zelebrieren, kaufen Sie sich einen Malblock und Buntstifte und malen mit Ihren Kindern / Patenkindern / Nachbarskindern / Enkelkinder (bei Großeltern) um die Wette. Fangen Sie mit dem berühmten “Smiley” an, und dann geht es los: Augen, Nase, Mund, Haare, Ohren, Gesicht, Hände, Füße etc. dabei werden Sie hoffentlich genügend Humor mit Ihren eigenen Leistungen haben. Ich liebe es, wenn meine Kinder und Patenkinder über meine eigenen Malversuche lachen - irre komosch - das befreit von den ansonsten öden Alltag.

Bernd Müller / 07.06.2022

Liebe Frau Stockmann, herzlichen Dank für Ihren Einsatz. Nur eine kleine Korrektur. Sie schreiben: “dass ein Mund-Nasen-Schutz die Mimik empfindlich einschränkt,” Nein, nein, die Mimik ist zu 100% eingeschränkt, die Mimik ist nicht mehr vorhanden. Das bisschen Augenbrauenhochheben kann man vergessen, wird nicht gesehen und geht unter. Es ist für die Kleinsten der Kleinen eine Katastrophe. Aber die Eltern sind so strunzdumm, die beugen sich mit Maske über ihre Säuglinge und unterhalten sich so mit ihnen. Ich kann da nicht hinschauen, es schnürt mir alles zu, ich könnte nur noch schreien. Der hervorragende Leserbrief von @Paul Salvian sagt alles; dieser Leserbrief und dieser Artikel kommen in mein “Archiv”......ich sammle für den Tag X…...Liebe Grüße

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