Imogen Lemke, Gastautorin / 28.04.2019 / 16:00 / Foto: Tim Maxeiner / 26 / Seite ausdrucken

25 Semester Denkverbote

Von Imogen Lemke.

An der Universität Tübingen überwinden Forschung und Lehre gemeinsam Grenzen. So zumindest heißt es auf der Website der Uni Tübingen. Die Ereignisse an deutschen Hochschulen in den vergangenen Jahren lassen an diesem Slogan allerdings Zweifel aufkommen. Eine linksradikale Minderheit treibt ihr Unwesen an deutschen Universitäten und behindert den universitären Betrieb und die freie Forschung immer wieder gezielt durch Vandalismus, Bedrohungen und Rufmord.

Am eigenen Leib erfahren muss dies gerade die Frankfurter Ethnologin und Leiterin des "Forschungszentrums Globaler Islam", Susanne Schröter. Die Professorin plant am 8. Mai eine Konferenz unter dem Titel „Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?“ Das Diskussionsthema stößt bei einigen Studierenden auf derartigen Widerstand, dass diese nun eine Hetzkampagne auf Facebook und Instagram gegen Schröter in Rollen bringen, in der sie ihr Rechtspopulismus und Diskriminierung unterstellen. In einem Positionspapier fordern sie das Verbot der Veranstaltung sowie die Enthebung Schröters aus ihren Ämtern und distanzieren sich von den geladenen „höchstproblematischen“ Rednern wie Necla Kelek und Alice Schwarzer.

Ganz ähnlich ergeht es Herfried Münkler, Professor für Politikwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Jörg Baberowski, Professor für die Geschichte Osteuropas, und Johannes Varwick, Lehrstuhlinhaber für Internationale Beziehungen und Europäische Politik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die in den letzten Jahren immer wieder in das Visier der studentischen Gedankenpolizei geraten sind. Statt den Dialog mit den Professoren zu suchen, werden die Betroffenen im Netz verunglimpft, deren Institute „besetzt“ und verwüstet. Dabei erfahren die Betroffenen keinen Rückhalt durch die Hochschulleitungen, die offenbar nicht gewillt sind, Kampagnen dieser Art zu unterbinden und sich solidarisch mit den Kollegen zu zeigen. 

Auch Professor Werner Patzelt bezahlt einen hohen Preis für seine akademische Freiheit. Dem Politikwissenschaftler wurde die Bewilligung einer Seniorprofessur versagt, weil er in seiner Forschung angeblich „Politik und Wissenschaft vermischt und dem Ruf der Universität dadurch geschadet habe“. Patzelt hat sich in seiner Forschung mit dem Erstarken der AfD und Phänomen der Pegida-Bewegung beschäftigt und sich deshalb zu einem in den Medien gefragten Experten zu diesem Thema etabliert. Dies war der Unileitung offenbar ein Dorn im Auge und Grund genug, die Zusammenarbeit mit dem Gründungsprofessor des Instituts zu beenden.

Als unbequem empfundene Redner werden ausgeladen

In Siegen sieht es nicht viel anders aus. Ein Seminar des Professors Dieter Schönecker an der dortigen philosophischen Fakultät der Universität unter dem Titel „Denken und Denken lassen“, zu dem unter anderem der SPD-Politiker und Bestsellerautor Thilo Sarrazin als Referent geladen war, konnte Anfang des Jahres nur unter Polizeischutz stattfinden. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung gab es Proteste und Bestrebungen von Studenten, dem als Islamkritiker bekannt gewordenen Sarrazin den Auftritt zu verbieten. Daraufhin distanzierte sich auch die Universitätsleitung von der geplanten Veranstaltung und ließ die Rednerhonorare aus Universitätsmitteln streichen. Das Handeln der Universität steht so in grotesker Weise im Gegensatz zum eigentlichen Titel des angebotenen Seminars.

Anderenorts werden als unbequem empfundene Redner unter fadenscheinigen Begründungen einfach wieder ausgeladen. So erging es dem Islamkritiker Hamed Abdel-Samad im Mai 2017 an der Volkshochschule Konstanz, die einen geplanten Vortrag zu seinem Buch „Der Koran: Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses“ unter dem Vorwand angeblicher Sicherheitsbedenken kurzfristig und mit dem Referenten nicht abgesprochen einfach absagte. 

Bereits 2013 verhinderten linke Studenten einen Vortrag des ehemaligen Innenministers Thomas de Maizière, der über den Beitrag der Bundeswehr zum gesellschaftlichen Zusammenhalt referieren wollte. Die Studierenden hielten Plakate hoch mit Slogans wie „Nie wieder Deutschland“ oder „Deutschland ist Scheiße“ und stimmten Sprechchöre an, die es dem Minister unmöglich machten, überhaupt zu Wort zu kommen. Der Meinungsaustausch wurde derart verweigert, dass sich de Maizière schließlich gezwungen sah, den Saal zu verlassen.

Die Indoktrinierung wird weiter vorangetrieben

Freie Wissenschaft braucht freie Meinungsäußerung und keine Meinungsschranken. Auch unbequeme Meinungen müssen geäußert werden dürfen, ohne dass ihre Vertreter diffamiert und ausgegrenzt werden. Gerade an Universitäten sollten auch vom Mainstream abweichende Meinungen erwünscht sein. Anderenfalls kommt es unweigerlich zum Verschwinden einer intakten Debattenkultur und der Meinungsdiversität, von denen eine offene und liberale Gesellschaft lebt. Die unabhängige Wissenschaft an den Universitäten darf sich nicht zum ideologischen Werkzeug der linken Eliten degradieren, die es auf diesem Wege schaffen, ihre Kritiker aus ihren Ämtern zu entfernen, mundtot zu machen und die Indoktrinierung im Bildungssystem weiter voranzutreiben. 

So werden Grenzen an deutschen Universitäten geschaffen, nicht überwunden. Mit der praktizierten Feigheit und der daraus resultierenden Ablehnung eines universitären Meinungsaustausches wird die geistige Atmosphäre zunehmend vergiftet. Hoffnung auf Besserung macht der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, der ebenfalls vor Einschränkungen der Meinungsfreiheit an Universitäten warnt. In Deutschland dürfe sich nicht die Haltung ausbreiten, niemandem Ansichten zuzumuten, die von einigen als unangemessen empfunden würden, so Kempen. Er fordert, dass das streitbare Argument und nicht der Boykott das gebotene Mittel der Auseinandersetzung zu bleiben habe.

Studenten und Dozenten müssen aktiv eine akademische Auseinandersetzung ohne ideologische Prägung einfordern und dürfen das Feld nicht untätig linken studentischen Minderheiten und ihrer Meinungsdiktatur überlassen. Denn nur so kann die Freiheit der Wissenschaft, wie sie in Art. 5 Abs. 3 unseres Grundgesetztes verfassungsrechtlich garantiert ist, auch weiterhin praktiziert werden.

Imogen Lemke ist 22 Jahre alt und studiert Jura.

Foto: Tim Maxeiner

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Horst Kruse / 29.04.2019

Mein Trost für alle Studenten, die wegen intellektueller oder verhaltensbedingter Auffälligkeiten die Uni verlassen müssen : Die derzeitige Politik bietet prächtige alternative Karrierechancen : Sie können “Mister Europa ” werden wie der bräsige Elmar Brok, der es zweimal geschafft hat, durchs Jura - Examen zu plumpsen , während der neue CDU-Generalsekretär Ziemeck die Juristerei wenigstens nach einmaligem vergeblichen Anlauf an den Nagel gehängt hat. Oder man bricht sein Theologie - Studium ab, was weder einer Karriere in der evangelischen Kirche noch bei den “Grünen” abträglich ist: Eine solche Frau - K. Göring-Eckhardt - besitzt die Dreistigkeit, uns angesichts des muslimischen Migrantenstroms aufzufordern, die Bedingungen unseres Zusammenlebens täglich neu auszuhandeln.Warnen kann ich nur davor, Naturwissenschaften und andere rechtspopulistische Fächer womöglich erfolgreich zum Abschluß zu bringen.

Karl-Heinz Vonderstein / 28.04.2019

Wann wacht Deutschland endlich auf?Wenn die Mehrheit Migrationshintergrund hat und nicht integriert ist und alles islamisiert wurde?  

Mike Loewe / 28.04.2019

Die gewalttätigen Störungen von Diskussionen betreffen oft das Thema Islam, und offenbar kopieren die Störer ihr Verhalten und ihre Intoleranz auch gewollt oder ungewollt direkt aus diesem Gegenstand (dem Islam). Diese Art von Konflikten dringen zwar zunehmend an die Öffentlichkeit und werden auch in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert, aber ob das etwas nützt, ist noch schlecht vorhersehbar. Abhilfe schaffen könnte vielleicht eine andere Sichtweise auf den Islam, ausgehend von der Frage, wie die “Idee” Islam trotz ihrer Menschenfeindlichkeit über Jahrhunderte in den Köpfen der Muslime überleben konnte. Dann gelangt man fast automatisch zum faschistoiden Ausbreitungsprinzip des Regelwerks Islam, das ohne die in den Regeln festgelegten gegenseitigen Bespitzelungen, Todesdrohungen und ein Leben in permanenter Angst nicht funktionieren würde. Eine vorsichtige Entmystifizierung dieser “Religion” (oder aller Religionen) könnte wieder zu einer offeneren Diskussionskultur führen. Aber vorher wird es vielleicht noch einige sehr unschöne Zuspitzungen geben.

Richard Loewe / 28.04.2019

Mir ist mal folgendes an einer bayerischen Hochschule im Rahmen eines Berufungsgespraeches passiert: eine Kollegin hatte ein Skript angefertigt und mich darauf hingewiesen, dass ich ihr Skript, falls ich die Vorlesung hielte, benutzen muesste. Ich habe sie daraufhin auf Artikel 5 (3) hingewiesen. Das Gespraech ist dann beendet, kam die Antwort. Nachfragen bei Rektor und verantwortlichen Ministerialdirigenten wie sie es mit der Lehr- und Forschungsfreiheit hielten, verliefen im Sande. Das Mittelmass will unter sich bleiben.

Andreas Rochow / 28.04.2019

Ich habe diesen Trend schon in vielen Kommentaren beklagt. Im Hintergrund stehen geldmächtige, mit Steuergeld ausgehaltene Stiftungen, die direkt oder indirekt über Stipendiaten und Stipendiatinnen derartige Kampagnen steuern. Des weiteren lassen sich diese kleinen “Studentenrevolten” gut auch als “Kampf gegen rechts” vom Bundesfamilienministerium und von den Landesregierungen finanzieren. Es kann ja sein, dass nicht genügend linke ASTA-Aktivisten vor Ort sind; dann werden sie eben zusammengekarrt. Ich erinnere einen Vortrag des renommierten Zellbiologen und Hirnforschers Prof. Dr. Gerald Wolf vor 2 1/2 Jahren an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, der wegen Tumulten nicht stattfinden konnte. Tätliche Angriffe lagen in der Luft, die Stimmung war angeheizt. Viele der Randalierer schienen offenkundig gar keine Studenten zu sein. Wolfs Vortrag sollte als Beitrag zur Geschlechterforschung von der Biologie und der Funktion des weiblichen und männlichen Gehirns handeln. Wissensbestände, die wir heute als unerwünscht oder überflüssig bekämpfen und zum Schweigen bringen sollen? Es gibt aber auch sublimere Wege, unliebsame Hochschullehrer zu bedrohen. Wie das ganz legal geht, kann man an den Aktivitäten hochsubventionierter Antifa-Vereine wie dem “Miteinander e.V.” Magdeburg” beobachten, die sich beileibe nicht nur mit dem Thema “Zivilcourage” beschäftigen. Motto: #ottogreiftein. So entsteht der Eindruck, dass die angestrebte “offene Gesellschaft” wie eine Diktatur den freien Diskurs und die freie Wissenschaft nicht erträgt. Dann wäre ja alles klar.

Wolfgang Kaufmann / 28.04.2019

Nur unter klinisch reinen Laborbedingungen können diese Loser noch überleben, nur im staatsfinanzierten Elfenbeinturm ist ein Plätzchen für Analphabeten. Im freien Wettbewerb der Könner, in Fernost und Silicon Valley, haben sie keine Chance. – Gut, wir wollten Solidarität mit der Dritten Welt, jetzt werden wir sehen, ob sie uns auch Almosen zuwerfen, wenn wir abstürzen. Uns erwarten spannende Zeiten.

Andre Griessmann / 28.04.2019

Wenn >50% das Abitur anstreben und dann studieren (wollen), ist doch klar erkennbar, dass es sich hier nicht um eine elitäre Ausbildung handeln kann. Da hangeln sich einige Versager auf den Universitäten durch. Die sind entsprechend ihrer Erziehung kaum in der Lage, abstrakt zu denken und sich einer wissenschaftlichen Ausbildung zu unterziehen. Denn das und NUR das, ist Ziel eines Studiums an einer Uni bzw. Hochschule.

Sanne Weisner / 28.04.2019

Dieser Quatsch schwappt aus dem Angelsächsischen rüber und trägt wesentlich dazu bei abzusischern, dass genau die davon infizierten Staaten in Zukunft nicht mehr oben bei den Spitzenländern mitspielen werden. Schuld sind aber nicht so sehr die Unis und noch nicht einmal die linke Ideologie selbst, sondern die Eltern, die eine Generation kreischiger 3-jähriger mit Trotzrausch jedoch im Körper junger Erwachsener) heranverzogen hat.

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