Karl Pfeifer / 08.04.2008 / 16:57 / 0 / Seite ausdrucken

15 Seconds of Shame

Erinnern Sie sich noch, welcher Sturm der Entrüstung hierzulande ausbrach, als das polnische Konsulat in New York Tony Judt einen angekündigten Vortrag nicht halten ließ, weil dieser der polnischen Außenpolitik widersprochen hätte. Ganz ruhig ist es hingegen, wenn die Radio Station WQXR, die sich im Besitz der New York Times befindet, einen 60 Sekunden dauernden Spot einer wöchentlichen Werbesendung des American Jewish Committee nicht zulässt*.

Hier der Wortlaut der Werbung:
Fünfzehn Sekunden. Stellen Sie sich vor Sie haben fünfzehn Sekunden, um Schutz zu finden, vor einer abgefeuerten Rakete. Fünfzehn Sekunden um Ihre Kinder zu finden, um älteren Verwandten zu helfen oder einem Behinderten den Schutzraum zu finden. Vor dieser Situation stehen alle Einwohner von Sderot und der benachbarten israelischen Städten und Dörfer. Tag und Nacht hört man die Sirene. Fünfzehn Sekunden später fliegen die Raketen vom Hamas kontrollierten Gazastreifen. Sie können ein Wohnhaus, eine Schule, ein Spital treffen. Ihr Ziel ist es zu töten, zu verletzen und zu demoralisieren.
Stellen Sie sich in dieser Situation vor.
Die Sirenen heulen. 15, 14, 13, 12, 11, 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1. Die Zeit um Schutz zu suchen ist beendet. Die Raketen haben getroffen. Das erfahren Israelis täglich. Aber, erstaunlich, sie weigern sich, sich einschüchtern zu lassen. Helfen Sie uns, diesen Israelis zu helfen. Besuchen Sie ajc.org.

Warum hat sich WQXR geweigert, diese Werbung auszustrahlen? Hier ist die schriftliche Erklärung von Tom Bartunek, Präsident des New York Times Radio und Generadirektor von WQXR:

„Laut meinem Urteil sind mehrere Elemente dieses Spots außerhalb der Grenzen der Annehmbarkeit. Erstens, die eröffnenden Worte - ‚Stellen Sie sich vor Sie haben fünfzehn Sekunden, um Schutz zu finden, vor einer abgefeuerten Rakete’ - macht nicht klar, dass das potentielle Ziel nicht im Bereich unserer Zuhörer ist, und als Konsequenz, besteht das Risiko Angst zu erzeugen in irreführender Weise. Zweitens, die Beschreibung der Raketen, die ‚ Tag und Nacht’ und ‚täglich’ ankommen ist auch ein Thema das als irreführend herausfordert, wenigstens bis zum Grad, dass verantwortliche Menschen beunruhigt sind, das jede Anerkennung gegenseitiger israelischer militärischer Aktionen fehlt. Letztendlich, trifft meines Urteils nach der ‘Countdown’ Trick und der generelle Ton der Botschaft nicht unsere Richtlinien für Anstand.“

Die Einwohner von Sderot dürften sich ihren Teil denken, was bei der New York Times als Anstand gilt.
Quelle: http://judeosphere.blogspot.com/2008/04/nyt-owned-radio-station-refuses-to.html
http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/125818

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