Karl Pfeifer / 18.06.2008 / 23:23 / 0 / Seite ausdrucken

Melvyns Märchen

Seit dem Treitschke erklärte „Die Juden sind unser Unglück“ hat der Antisemitismus sich immer wieder an den Zeitgeist adaptiert. Heute sagen Antisemiten, die „zionistischen Juden“ sind unser Unglück und können sich dafür auf jüdische Persilscheingeber – welche die Rolle des „guten“ weil „antizionistischen“ Juden spielen –  verlassen. Ein solcher ist zum Beispiel der in Wien wirkende Peter Melvyn, der für eine Gruppe „Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost“ spricht, die auch zusammen mit ihren weiblichen Mitgliedern keinen Minjan (zehn jüdische Männer, alter als 13 Jahre) zusammenbringen würde.
Melvyn behauptet in einem von der AIK, den Verstehern von Holocaustleugnern, publizierten Text: „Als langjähriges Mitglied des DÖW finde ich den völligen Mangel an Objektivität und Ausgewogenheit zum israelisch-palästinensischen Konflikt seitens des DÖW, einer Institutionen, die sich der Erforschung des österreichischen Widerstandes widmet, höchst erstaunlich.“*

Ich bin als Mitglied des Kuratoriums des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW)  seiner Behauptung nachgegangen. Peter Melvyn war zu keiner Zeit Mitglied des DÖW. Peter Melvyns Behauptung er wäre „langjähriges Mitglied des DÖW“  ist eine dreiste und schamlose Unwahrheit.

Abgesehen davon, ist es nicht Aufgabe des DÖW, zum „israelisch-palästinensischen Konflikt“ Stellung zu nehmen. Wenn aber die AIK Frontorganisation „Gaza muss leben“, an der sich auch Peter Melvyn beteiligt, in Wien unterstellt, in Gaza würde ein „schleichender Völkermord“ begangen, dann haben wir es zweifellos nicht mit einer legitimen Kritik des Staates Israel zu tun. Auch implizite Vergleiche zwischen dem nationalsozialistischen Völkermord an den Juden und dem Vorgehen des israelischen Militärs sind – wer immer diese Vergleiche anstellt – antisemitisch.

* http://www.antiimperialista.org/index.php?option=com_content&task=view&id=5726&Itemid=82

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