Ok, da leitet die Person (mir wurscht ob M,W oder doch X) einen Mega-Konzern mit 30 Mrd Umsatz und 250k Mitarbeitern und grinst stolz wie ein Lebkuchen über die Einrichtung einer Kita. Brauchts da noch Worte? Hätte sie das auf einer Fragatte geschafft wärs wohl eine belobigende Erwähnung wert, ansonsten muss man sich fragen, ob die Person überhaupt weiss, worin der Geschäftszweck der Bundeswehr besteht.
Angesichts der unvorstellbaren Grausamkeiten im Irak/Syrien, aber auch Nigeria/Mali oder Somalia, erscheint es vielleicht unverhältnismäßig auch hier in Europa festzustellen: Die Einschläge kommen näher. In Herford bedrohen radikale Muslime “ungläubige” Jesiden, in Utrecht wird ein katholischer Priesteramtsstudent bespuckt und bedroht (“wir bringen Euch Christen um”), Morde in Brüssel an Juden/Museumsbesuchern, im niederländischen Amersfort werden Fensterscheiben im Haus des Oberrabiners demoliert, deutsche Polizeipräsidenten stellen radikalislamischen Demonstranten ein Megaphon zur Verfügung über die radikalislamische Parolen gerufen werden, IS-Sympathisanten bewerfen Bürger in Den Haag mit Steinen, die gegen die IS (islamischer Staat) demonstrieren und schlagen einen Kameramann zusammen, ... Die Saat geht auf.
Man kann sich leicht über von der Leyens Politik lustig machen. Aber was wäre denn die Alternative? Ein Einmarsch der Bundeswehr in den Irak, um dort im Stile von Kara ben Nemsi gegen böse Islamisten zu kämpfen? Es ist ein insgesamt durchaus bewährtes Muster der bundesdeutschen Außenpolitik, die USA vorangehen zu lassen und diese mehr oder weniger (meistens weniger) zu unterstützen. Das mag nicht sehr rühmlich sein, ist aber insgesamt sinnvoll. Die Bundesrepublik ist nun mal keine Supermacht, und darüber, dass am deutschen Wesen die Welt genesen soll, sind wir doch wohl nachgerade hinaus.
Sorry, aber diese Verknappung auf die - überwiegend den Medien geschuldeten - Themen FKK (Fernseher, Kühlschrank, Kita) sowie die politische Zurückhaltung hinsichtlich Waffenlieferungen ist reichlich naiv. Zum ersten: die sogenannte “Agenda Attraktivität” ist ein ziemlich umfangreicher Katalog, der deutlich mehr (und wichtigere Punkte) enthält als Fernseher und Unterkünfte. Zum Zweiten: der Verteidigungsministerin die latente (und bereits unabhängig von den furchtbaren Geschehnissen im Irak diskutierten) “Friedenssucht” der deutschen Gesellschaft zum Vorwurf zu machen, ist ebenfalls deutlich zu kurz gesprungen. Natürlich, die Frage nach “deutschen Interessen”, deutscher Beteiligung und Verantwortung in der Welt müssen wir noch viel intensiver diskutieren und letztlich festlegen, dies aber hier so verkürzt gegenüberzustellen, passt besser in ein Boulevardblatt als auch diese von mir hochgeschätzte Seite. Vielleicht habe ich aber auch eine vorhandene Ironie nicht entdeckt. Als Soldat ergänzend soviel: wir sind in genug Einsätzen in der Welt unterwegs, die zum Teil ziemlich einschneidende Lebensumstände für den Einzelnen bedeuten. Dies tun wir, weil wir uns dazu verpflichtet fühlen. Wenn die Politiker dies entscheiden - und das Primat der Politik ist Gott sei Dank unantastbar - gehen wir auch in den Irak, in die Ukraine und sonstwohin, wenn es in unserem Parlament beschlossen wird. Uns aber zuhause auch noch Fernseher und Kühlschränke in Abrede zu stellen, macht mich manchmal zweifeln (und das nicht an unseren Politikern).
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