Jennifer Nathalie Pyka / 05.02.2012 / 16:44 / 0 / Seite ausdrucken

Ruprechts Regiment

Mein Lieblings-MdB Ruprecht Polenz (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, ist wirklich immer wieder für eine Überraschung gut. Kürzlich tourte er noch auf Friedensmission durch israelische Kindergärten, heute ist er auf der Münchner Sicherheitskonferenz zu Gast, und zwischendurch treibt sein eigenhändig und liebevoll herangezüchtetes Facebook-Panoptikum immer sonderbarere Blüten. Denn dass auf der Online-Präsenz des Ex-Generalsekretärs gerne mal der Holocaust geleugnet, Israel mit dem NS-Regime verglichen und fein säuberlich zwischen toten Juden (= gut) und israelischen Juden (= böse) unterschieden wird, ist eigentlich nichts Neues (vgl. hier und hier).

Die Tatsache hingegen, dass Polenz‘ Pinnwand aber mittlerweile schon zum Treffpunkt für potentielle Selbstmordattentäter mutiert ist und dies den CDU-Mann offenbar nicht sonderlich bewegt, gleicht dann doch einer kleinen Überraschung. So zum Beispiel neulich, als Ruprecht für Sanktionen statt Krieg gegen den Iran warb und sich sodann ein wahrer Humanist einfand, um Polenz über seine Pläne zu informieren:

„Darw?sch Salman Khorassani Ich habe es schon Mal gesagt, sollte USREAL den Iran angreifen, werde ich mich für ein Selbstmord-Kommando zu Verfügung stellen. Nicht aus islamistischen Motiven, sondern aus reinen humanistischen Motiven.“

„Darw?sch Salman Khorassani Ich bin kein potenzieller Massenmörder, sondern nehme mir das selbe Recht wie die USA, Menschen im Falle eines Krieges zu liquidieren, denen die Möglichkeit eines fairen Gerichtes verwehrt blieb.“

„Darw?sch Salman Khorassani Ich bin etwas aufgeregt, ich habe im Affekt geschrieben, es ist alles ein Szenario.“

Nun kann man darin freilich die Ankündigung eines Massenmordes sehen. Oder man zeigt Verständnis, da der arme Mann ja lediglich im Affekt mit einer schweren Straftat gedroht hat, die zudem nicht mal islamistisch, sondern ganz und gar „humanistisch“ motiviert sein soll. Alternativ bietet sich der friedliche Dialog an – etwas, was Herr Polenz glänzend beherrscht und offenbar auch für ein geeignetes Instrument gegen potentielle Selbstmord-Bomber auf seiner eigens moderierten Pinnwand hält:

„Ruprecht Polenz Eine Ankündigung, man werde sich für ein Selbstmord-Kommando zur Verfügung stellen, ist eine Drohung, die leicht ernst genommen werden kann, und damit ein Fall für die Sicherheitsbehörden. Dass man aufgeregt und im Affekt geschrieben habe macht die Sache nicht besser. Sie müssen sich eindeutig von diesem Posting distanzieren und es widerrufen.“

„Darw?sch Salman Khorassani Ich widerrufe es hiermit öffentlich und entschuldige meine Aussage. Ich habe mich bei dieser Aussage dumm angestellt, da ich unüberlegt schrieb. Es tut mir leid.“

Sprach der Humanist, und trollte sich weiter auf Polenz‘ Pinnwand umher, wo er bis heute noch munter gegen die wenigen Leute mit Verstand pöbelt, die sich gelegentlich im Polenz’schen Panoptikum verirren. Diese hingegen informierten im Gegenzug die jeweiligen LKAs sowie Verfassungsschutzämter und taten damit ihrer Staatsbürgerpflicht genüge.

Etwas, was der Ex-Generalsekretär, seinem anschließenden Schweigen zufolge, vermutlich nicht für notwendig hält. Denn wer wie Polenz völlig humorresistent ist und daher den Witz, den sein israelischer Amtskollege letzte Woche über ihn machte („You are one of the greatest supporters of Israel!“), offenbar für bare Münze nimmt, den bringt insbesondere in jüdischen Angelegenheiten nichts mehr aus der Fassung. Weder die Tatsache, dass sich auf seiner Pinnwand mittlerweile das „Who is who“ der Facebook-Antisemiten trifft, noch der Umstand, dass seine Plattform daraus resultierend zur zentrale Anlaufstelle für engagierte Selbstmordbomber geworden ist.

Glückwunsch, Herr Polenz, ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zum Zuwachs in Ihrem eigens und liebevoll kultivierten Kuriositätenkabinett, das unter Ihrem Motto „Im Zweifel für die Meinungsfreiheit“ nun sogar schon vom Antisemiten- hin zum Terroristenstadl avanciert ist.

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