Mit der Frage: „Bist du Jude?“ wurde gestern Abend gegen 18 Uhr 20 ein 53-Jähriger angesprochen, der mit seiner sechsjährigen Tochter in der Beckerstraße in Schöneberg unterwegs war. Dann versperrte der Fragende, ein Jugendlicher vermutlich arabischer Herkunft, dem Mann, der eine traditionelle jüdische Kopfbedeckung trug, den Weg. Drei weitere Jugendliche, vermutlich Landsleute des ersten, kamen hinzu und stellten sich hinter Vater und Tochter. Der vor ihm Stehende schlug anschließend unvermittelt mehrmals zu und verletzte den 53-Jährigen am Kopf. Es folgten Beleidigungen gegen den Manne, seinen Glauben und seine Mutter und eine Tötungsdrohung in Richtung seiner Tochter. Dann flüchteten die Jugendlichen in Richtung Rubensstraße. Der 53-Jährige wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt ermittelt. http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/374339/index.html
“Unsere Aufgabe ist es, Muslime und Juden näher zu bringen.” Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland verurteilte die Attacke scharf. “Sie ist umso schlimmer, als dass sich das Opfer für den interreligiösen Dialog einsetzt”, sagte Vorstandssprecher Serdar Yazar. Er sieht ein Manko im gesellschaftlichen Klima der Stadt. “Die Fälle häufen sich, die Hemmschwelle für Gewalt sinkt. Das ist meine Wahrnehmung, aber ich hoffe, sie stimmt nicht.” http://www.welt.de/politik/deutschland/article108868245/Der-alltaegliche-Judenhass-auf-Deutschlands-Strassen.html
Die Vorsitzende des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, Lala Süsskind, sprach von einem “latenten Antisemitismus”, den es nicht nur in Berlin und nicht nur unter Arabern gebe. “Aber es ist schon so, dass viele gewalttätige Übergriffe auf jüdische Menschen von arabischen Menschen ausgeübt werden”, sagte sie der “Berliner Morgenpost”.
http://www.n-tv.de/politik/Antisemitismus-ist-latent-da-article7092111.html
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bezeichnete die Tat als “feigen Überfall” und als “Attacke auf das friedliche Zusammenleben aller Menschen” in der Hauptstadt. Berlin sei eine weltoffene Metropole, in der Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus nicht geduldet würden. “Die Polizei wird alle Anstrengungen unternehmen, die Täter zu ermitteln und festzunehmen”, kündigte Wowereit an. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/berlin-rabbiner-ueberfall-wowereit
Das Jüdische Forum zeigte sich “sehr betroffen über die Gewalttat”. Laut Forum-Sprecher Levi Salomon handelte es sich bei dem Opfer um “einen der ersten Rabbiner, die nach dem Holocaust in Deutschland ordiniert wurden”. Er sei als Religionslehrer an einer Jüdischen Schule tätig und engagiere sich seit Jahren für den interreligiösen Dialog mit Muslimen und Christen.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/ueberfall-in-berlin-jugendliche-beleidigen-und-verletzen-rabbiner-a-852818.html#ref=rss
Der Besitzer der Trattoria in der Beckerstraße, in der Rabbiner Stammgast sei, bestätigt, dass es Probleme mit arabischen Männern gebe. „Der Rabbiner ist ein friedfertiger, ruhiger, höflicher Mann. Wo leben wir denn, wenn einer wegen seines Glaubens verprügelt wird?“, fragt der italienische Wirt wütend. http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/rabbiner-zusammengeschlagen-das-war-eine-attacke-auf-die-religionsfreiheit/7067800.html
Siehe auch:
http://www.rbb-online.de/abendschau/archiv/archiv.media.%21etc%21medialib%21rbb%21rbb%21abendschau%21abendschau_20120829_rabbi.html