Wolfgang Röhl / 20.02.2009 / 12:29 / 0 / Seite ausdrucken

Money for nothing. Und Freibier für alle. Eine Petition

An der Einrichtung des Realkommunismus in Deutschland wird seit langem gearbeitet, von ganz unterschiedlichen Seiten aus. Manchmal gibt es Rückschläge, aber alles in allem geht es voran. Es sind die kleinen Erfolge, die Mut machen, zum Beispiel dieser: „Irgendwann zwischen 18 Uhr und 18.15 am Dienstagabend durchbrach Susanne Wiests Petition die magische Grenze. Auf der Internetseite des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages quittierte der 50.000. Bürger mit seinem Namen seine Zustimmung für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.“ („Die Welt“, 18.2.)

Susis Projekt bedeutet auf gut deutsch: Staatsknete für alle mit Nullbock auf Arbeit. Diese Idee war in alternativen Kreisen von jeher hoch populär, zum Beispiel Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre im Dunstkreis der Berliner 883-Kommunarden, in der Kreuzberger Raubdruckerszene oder beim „Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen“...

Heute wird die Melodie „Money for nothing“ unter anderen von dem in Heidelberg geborenen Salonkommunisten, Menschenfreund und Gründer der Drogeriemarktkette „dm“, Götz Werner, intoniert. Die Susi ihrerseits stammt aus dem schönen Greifswald, und aus welch geistigem Schoß sie kroch, muss man nicht lange raten – der Typ hat soo einen Bart. Was nun den Verfasser des „Welt“-Artikels an Susis Petition fasziniert, ist weniger deren sozialpolitische Vision als die Art, wie man so eine Nummer heutzutage technisch zum Laufen bringt: „Die Erfolgsgeschichte der Petition ist ein Lehrstück darüber, wie sich Formen direkter Demokratie im Multimedia-Zeitalter durchsetzen können und wie mit Hilfe des Internets aus einem privaten Ansinnen eine kleine Bürgerbewegung werden kann.“ Angeschlossen hatten sich flugs allerlei sozial warm gesinnte Netzwerke wie freiheitstattvollbeschaeftigung.de. Nur eine Frage der Zeit, bis auch die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche der Armenpredigerin Maria Jepsen mitmacht.

Aber Moment mal: 50000 Unterschriften in drei Monaten - genau besehen doch ein Klacks, oder? Ich halte hiermit jede Wette: wenn mir jemand die Email-Adressen der deutschen Stammtischbrüder, Schützenvereinsmitglieder, Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren, Kleingärtner, Karnevalisten, Rockerclubmitglieder, Oktoberfest-Besucher und Dauercamper besorgt (kann ich aus Zeitgründen leider nicht selber recherchieren, weil in Lohnarbeit stehend), dazu noch die Adressen derer, die in den Megatränken an Mallorcas Playa de Palma verkehren – dann kriege ich in nur einem Monat mindestens drei Millionen Unterschriften für den Petitionsausschuss zusammen. Meine Website freibierfueralleauflebenszeit.de würde im Zuge der direkten Demokratie eine mächtige und nachhaltige Bürgerbewegung anschieben. Die Werbung dafür könnte die Brauerei Krombacher übernehmen. Jeden Sonntag vor dem „Tatort“.

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