In jenen Tagen, 2002, hatte Möllemann im fernen Deutschland im wesentlichen die Positionen vertreten, die Jakob Augstein heute in seinen kämpferischen Kolumnen verbreitet, zumindest in den riskanteren Formulierungen, und von denen gibt es einige. Ja, das Erstaunliche ist: Heute wäre Möllemann zumindest in seinen Äußerungen zum Nahen Osten so salonfähig wie Jakob Augstein. Auch Möllemann äußerte Verständnis für jene zornigen jungen Männer, die damals wie heute morden; er warf Israel vor, Antisemiten zu züchten; und er warf Michel Friedman, damals noch im Zentralrat der Juden, vor, durch sein “gehässiges” Benehmen in Talkshows dasselbe in Deutschland zu tun. Ein wahrer shitstorm war damals über Möllemann hereingebrochen, Claudia Roth bebte, Friedman tobte, Henryk Broder nannte ihn einen Antisemiten und nahm mich als dessen Unterstützer aufs Korn, und der Zentralrat der Juden empörte sich über Möllemanns “antisemitische Klischees”.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article112788948/Matthias-Matussek-Meine-Stunde-als-Antisemit.html