Gunnar Heinsohn / 20.02.2016 / 17:55 / 6 / Seite ausdrucken

Liegt Europas Zukunft in Afrika?

In Ergänzung zu Vera Lengsfelds Beitrag einige Anmerkungen zur Situation auf dem afrikanischen Kontinent. Ja, Afrika kommt durchaus ein wenig voran. Die 975 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika exportieren 2014 Waren für stattliche 153 Milliarden Dollar - vor allem Erdöl, Diamanten, Gold, Kupfer und Eisen. Allein 85 Milliarden der Gesamtexporte schafft dabei das immer noch stark europäisch geprägte Südafrika.

Gleichwohl hat der riesige Raum noch ein paar Schularbeiten zu machen. So schaffen 9 Millionen Schweden mit 152 Export-Milliarden hundertmal mehr pro Kopf als die Menschen in den Subsahara-Staaten (2015).

Nimmt man die knapp 55 Millionen Südafrikaner heraus, so schaffen die 920 Millionen Verbleibenden Exporte von knapp 70 Milliarden (2014). Damit enden sie deutlich hinter den 5,4 Millionen Slowaken (74 Milliarden).  Der Pro-Kopf-Vorsprung des ex-kommunistischen Landes gegenüber den Menschen südlich der Sahara erreicht den schier unvorstellbaren Faktor 170.

Obwohl absolute Armut (US-$ 1,90 pro Tag) fast überall zurückgeht, hat sie allein im Subsahara-Raum zwischen 1990 und 2011 von 280 auf 390 Millionen Betroffene dramatisch zugelegt (PovcalNet 2015). 65 Prozent der Menschen sind ohne Bankkonto und 600 Millionen beziehen Elektrizität bestenfalls aus Batterien.

Die Zahlen mögen erhellen, warum immer noch mehr Menschen aus Schwarzafrika (mindestens 390 Millionen heute und rund 840 Million um 2050) auswandern wollen, als aus Europa dorthin streben (errechnet aus dieser Quelle).

Womöglich aber zeigt dieses Afrika die Zukunft innerhalb der Alten Welt, wenn sie nur genügend Bürger von der anderen Seite des Mittelmeers zu sich nimmt.

 

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Leserpost

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Sebastiaan Biehl / 22.02.2016

Danke fuer die Ergaenzungen zu Frau Lengsfeld’s Artikel. Mich hat es auch in den Fingern gejuckt, dies zu tun. Das immer mehr Afrikaner Zugang zu Mobiltelefonen haben, sagt erstmal wenig. Es ist das neue Spielzeug der Armen, und auch wenn man mit Mobiltelefonen viel besser als bisher Geschaefte machen kann, werden die meisten Telefone zum sozialen Austausch benutz, wie auch das vielgelobte Internet. Auch wenn telefonieren und texten immer billiger wird, ist es in meisten Faellen eine unproduktive Angelenheit. Wo Frauen frueher unter Baeumen quatschten, tun sie es heute per Mobiltelefon. Wirtschaftlich bringt das nur dem Indischen oder Chinesischen Ladenbesitzer etwas, der die Telefone, sim-Karten und air time verkauft. Fuer wen sich das jetzt “stereotypisierend” oder gar “rassistisch” anhoert: reisen Sie durch Afrika und sie werden es bestaetigen koennen (ich wohne sogar hier). Ferner begegnet China Afrika nicht “auf Augenhoehe” sondern ist eine Art neuer Kolonialherr. China verfolgt nur Eigeninteressen, aber weiss natuerlich auch, wie man das geschickt verkauft, naemlich mit dem ueblichen Anti-Westen Gerede um eine vermeintliche “Solidaritaet der nicht-Weissen” herzustellen (wobei Chinesen mit Afrikanern nicht das geringste gemeinsam haben). China schafft in der Tat neue Infrastruktur, aber das haben die weissen Kolonialherren auch getan. Diese wie jene nur zum eigenen Nutzen, wenn es auch gewissen Vorteile fuer Afrika hat. China tut dies allerdings nicht umsonst, sodern laesst es sich mit Rohstoffen und sogar Farmland bezahlen und beschaeftigt dann seine eigenen Arbeiter, Ingenieure usw. “Trickle-down” Effekt fuer Afrika: sehr gering bis null.

Ralf Schülke / 21.02.2016

Was ich mich beim Thema “Flucht” aus Afrika immer frage: Warum bedenkt das linksgrüne Lager eigentlich nicht den in deren Augen doch sicherlich vorhandenen klimafeindlichen Effekt dieser Völkerwanderungen? Wo doch in unseren kalten und dunklen Gefilden der zerstörerische Bedarf an Strom und Heizung für ein menschenwürdiges Leben der Flüchtenden (ist das der gender- und migrationswissenschaftlich korrekte Begriff?) doch deutlich höher sein müsste. Und damit auch weitere “Fluchtursachen” schaffen müsste. Ob sich wohl für eine entsprechende Studie nicht irgendwo ein Fördertopf finden lässt?

Ralf Neuber / 21.02.2016

Das Problem Afrikas wird die explodierende Bevölkerung sein. Zu viele junge Menschen ohne Perpektive erzeugen eine unruhige Gesellschaft. Wohin das führt, sehen und sahen wir bereits. So bin ich leider pessimistisch dahingehend, dass die Entwicklung in Afrika friedlich vonstatten gehen wird.

Herbert Dietl / 21.02.2016

Habe den Beitrag von V. L. mit Staunen gelesen. Nun den Ihren. Vielleicht soviel, ein Freund ist gerade auf einer Radtour von Nairobi über Lusaka nach Namibia. Das was er mir regelmäßig von seiner Tour berichtet scheint das realere Bild zu sein. Ihn kenne ich, Frau Lengsfeld nicht. Selbst Ihre Einschátzung kommt sehr, sehr positiv daher. Deckt sich aber ansatzweise mit den Schilderungen meines Freundes. Nun ist Afrika ein Kontinent, mit sehr differenzierten Lebenswelten und Sozialstrukturen. Lohnenswert ist die Betrachtung auf jeden Fall! Würde mehr davon erfahren. Aber am besten aus erster Hand und aus dem (Ihren) Mund (Feder, Tastatur) eines Fachkundigen. Manchmal kann auch der Wunsch Vater des Gedankens sein.

Andreas Horn / 20.02.2016

Vorsicht, Herr Heinsohn, welches Exportvolumen entfällt dabei auf China? Liebe Grùsse

jan stunnenberg / 20.02.2016

Die Verlinkung ist kaputt. Sorry ist nur gut gemeint. Kommentar kann nach Korrektur gelöscht werden.

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