Antje Sievers / 10.10.2012 / 17:54 / 0 / Seite ausdrucken

Irre bei Maischberger

Ich wünschte wirklich, ich wäre gestern Abend einfach ins Bett gegangen, wie ich es vorhatte, dann wäre mir dieses Grauen erspart geblieben. Aber leider habe ich den Fehler gemacht, noch einmal gähnend durch die Programme zu zappen. Und da musste ich das hier sehen http://www.daserste.de/unterhaltung/talk/menschen-bei-maischberger/sendung/2012/himmel-herrgott-100.html.

Ich hoffe ja noch immer, dass im Laufe des Tages ein Dementi kommt. Dass irgendjemand vom ARD sich hinstellt und sagt, Sorry, liebe Zuschauer und Gebührenzahler, was gestern versehentlich als Menschen bei Maischberger ausgestrahlt wurde, war eine Folge der beliebten Comedyshow Vorsicht Kamera, diesmal live aus der gruppentherapeutischen Wochensitzung der Asklepios Klinik Hamburg-Ochsenzoll. Wir entschuldigen uns recht herzlich für das Versehen und wünschen Ihnen noch einen schönen Tag.

Aber das war offenbar ganz ernst gemeint.

Die teilnehmenden Patienten: Eine schwere Zwangsstörung (Uta Ranke-Heinemann), zwei Profilneurosen im Endstadium (Sophia Kuby und Karen Duve), von denen letztere unter anderem deswegen Atheistin ist, weil, wie könnte es anders sein, Religion Vorhäute zerstört.

Eine Altersdemenz (Norbert-die-Renten-sind-sischer-Blüm) und, ich fasse es noch immer nicht, deswegen schreibe ich es auch auf, ein Islamist unbestimmten Geschlechts und Aussehens, der zwar namentlich vorgestellt wurde, aber bis zum Rand in einem islamistischen Frauenvermeidungssack steckte. Daher kann es wirklich jeder gewesen sein, von Lotto King Karl über Lady Gaga bis zum Elefantenmenschen. Der einzige Patient, bei dem Kaltpackung und Atosil wohl ein bisschen angeschlagen haben, war Frank Elstner, der unter soviel Irrsinn direkt normal und sympathisch wirkte, so dass man sich fragen musste, was er da eigentlich sollte.

Nur, mit Verlaub, was sollten die anderen da?

Die mit Abstand am meisten durchgeknallte Oberirre aber war die Therapeutin höchstpersönlich, Sandra Maischberger. Sie hat den Bezug zur Realität dermaßen verloren, dass sie seelenruhig neben einer vollständig verschleierten Frau sitzen und behaupten kann, Michelle Hunziker als abgenagten Knochen zu bezeichnen, sei frauenfeindlich. Obendrein kann sie sich dafür gratulieren, für Atheisten und andere nicht religiöse Zeitgenossen den Ausdruck “Ungläubige” talkshowfähig gemacht zu haben, ohne vor Scham rot oder vom Zuführdienst abgeholt zu werden.

Es war eine intellektuelle, psychische und geistige Bankrotterklärung ohnegleichen, die dort gestern zu sehen war. Eine Sendung, wie sie eine Gesellschaft verdient hat, die vor Toleranz schon sabbernd am Boden liegt. Ich habe vor Jahren gemunkelt, dass irgendwann mal eine Frau in der Burka in einer deutschen Talkshow sitzen und von islamistischer Vielweiberei als dem Gipfel der Emanzipation schwärmen wird. Seit Dienstag, dem 9.10.2012, 22.45 Uhr MEZ ist es soweit. Ein Datum, das wir im Kalender rot anstreichen sollten.

Ich habe auch beim Ausbruch des arabischen Frühlings als erstes behauptet, dass in Ägypten ein Jahr später die Moslembruderschaft am Ruder sein würde, und alle hielten mich für einen bösen Spielverderber. Ich hasse es, immer wieder Recht zu behalten.

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