Akif Pirincci / 20.05.2013 / 11:10 / 0 / Seite ausdrucken

Ich trage einen großen Penis



(Eins vorweg: Wenn Sie sehr intelligent sind oder im Verfassen von Texten bewandert, wissen Sie schon nach dem Lesen des ersten Drittel dieses Artikels wie der letzte Satz darin ...lauten wird.) Es gibt eine Sendereihe im Fernsehen mit dem Titel “Ich trage einen großen Namen”. Darin müssen irgendwelche Eierköpfe oder Prominente den Namen von einem Nobody erraten, der zufällig verwandtschaftliche Beziehungen zu einem toten imposanten Namensträger unterhält, sagen wir mal, einem “von Habsburg”. Eigentlich ist diese Namensvererbung unter Privilegierten aus linker Sicht voll ungerecht, denn während man die gegenständliche oder pekuniäre Erbschaft versteuern muß, kriegt man den tollen Namen steuerfrei nachgeschmissen, obwohl alle Welt weiß, welch karrieretechnischen Vorteile so ein “von Habsburg” einem verschaffen kann.

Ich fand den Titel der Sendung schon immer angeberisch. Schließlich stellt sich in unserer Neidhammelgesellschaft außer den Geissens auch niemand vor die Kamera vor seiner 5-Mio-Villa hin und sagt: Ich habe eine große Villa! Und selbst der schillerndste Playboy wird es sich wohl verkneifen, sich vor achtzig geilen Weibern zu positionieren und zu protzen: Die habe ich schon alle gehabt! Selbst wenn, man würde in beiden Fällen entweder irgendetwas mit sozialer Ungerechtigkeit assoziieren oder einfach nur schmunzeln. Nicht allein das, falls man sich in Gesellschaft befände, würde man so tun, als bemitleide man den Primitivling, obwohl man in Wahrheit selber ums Verrecken eine 5-Mio-Villa und es mit achtzig geilen Weibern getrieben hätte.


Ich habe mir letztens Gedanken darüber gemacht, mit welch einem Tabubruch man in einer inzwischen tabulosen Zeit die volle Aufmerksamkeit auf sich lenken könnte. Mitten auf der Fußgängerzone mit einer Frau ficken? Geschenkt, hat `s schon längst gegeben (wenn auch nur als Fake). Seine Mutter ermorden? Ähm, normal. Mit seinen Fürzen ein Lied intonieren? Findet heutzutage auf der Bühne statt. Okay, man könnte sagen, daß Mohammed in Wahrheit schwul gewesen sei. Hat ja bis vor Jahren auch mit Jesus funktioniert, wenn auch nur drei erzkatholische Spinner deswegen einen Sturm im Wasserglas entfacht haben. Bei der behaupteten Schwulität von Mohammed verlagerte sich die Sache freilich von der Wasserglas- in eine Ozeandimension, und man verbrächte sein restliches Leben in einem atombombensicheren Bunker. Dennoch wäre auch dies ein müder Abklatsch des Jesus-Dings, daher ziemlich durchsichtig. Wie kann man also in einer Gesellschaft, die keine Tabus mehr kennt, noch ein Tabu brechen?


Gestützt auf meine langjährige Erfahrung weiß ich Rat. Allerdings funktioniert es nur bei Männern; Frauen müssen sich diesbezüglich etwas Eigenes einfallen lassen. Angenommen Sie sind auf einer Party oder sonst einem geselligen Treffen, und nach dem dritten Glas Wein driftet das Gespräch wie üblich in das Hehe-Thema ab, also ins Horizontale. Jeder steuert seine Witzchen und Geschichtchen dazu bei, alle lachen sich scheckig, ja, durch die verbalen Halbbesoffenheiten entsteht so etwas wie eine gedachte Swingerclubatmosphäre. Bevor Sie (als Mann) nun ihre Interkontinentalrakete abschießen, ist es von eminenter Wichtigkeit, daß Sie ein derart ernstes Gesicht machen, als parlieren Sie über solch Gewichtiges wie “Das letze Hemd hat keine Taschen”, und, das vor allem, es in dem gleich ausbrechenden Entrüstungssturm die ganze Zeit auch beibehalten. Es muß jedenfalls so rüberkommen, als sei das von Ihnen Gesagte Ihr heiliger Ernst. Wenn also in einer angetrunkener Runde jemand gerade so etwas sagt wie “… und da gibt es doch tatsächlich diese Internetkontaktbörsen fürs Fremdgehen …” und jemand anderer vielleicht “… der Übergang zwischen realem und virtuellem Sex ist heutzutage fließend …”, so sprechen Sie unvermittelt im getragenen Ton aus: “Ich habe einen sehr großen Penis!”


Klar ist das kindisch und noch unter Pennälerhumor. Aber die Wirkung, die Sie damit erzielen, wird phänomenal sein. Zunächst wird eine Art Schockstarre einsetzen. Ihre Gesprächspartner gehen kurz in sich und fragen sich, ob ihre Ohren sie nicht getrogen haben. Dann erfolgt ein reflexartiges Losprusten, aber nicht weil alle ihren Kommentar ungeheuer lustig fanden, sondern es handelt sich um eine Übersprungshandlung. Die ersten Männer stimmen allmählich in ein unsicheres Lachgegröle ein – aber die Frauen … Ja, die Frauen haben sich inzwischen gesammelt und schlagen mit unerbittlicher Härte zurück. Seltsamerweise ist es für sie eine unerhörte Provokation, wenn ein Mann frank und frei sein Geschlechtsteil rühmt.

Dies ist umso erstaunlicher, weil die Sexualforschung heute weiß, daß es für eine Frau beim Liebesspiel eben doch auf die Größe des Pimmels ankommt (zumindest auf den prächtigen Anblick) und eben nicht nur darauf, wie früher oft so dahergesagt, was der Sexpartner für wundersame Kunststückchen damit vollführen kann. Die Reaktion auf “Ich habe einen großen Penis!” ist jedoch von der Frauenseite mitnichten ein “Gratuliere!” oder “Bravo!”, sondern sofort irgendwelche Stummelschwänzchenwitze, Herabwürdigungen à la “Tja, wenn man nix in der Birne hat …” und empörte und prompte Beendigung des Gespräches mit anschließendem sich Entfernens. Vor allem jedoch Hohn und Spott und die Lächerlichmachung des Verkünders bis zu dessen totaler Demütigung. Gewiß, wenn eine Frau aus heiterem Himmel behauptete “Ich habe eine enge Möse!” würde die Runde auch nicht gerade in einen Befallssturm ausbrechen, sondern man würde sich fragen, ob die Alte sie noch alle beisammen hätte. Doch die Reaktion würde auf gar keinen Fall so unschön ausfallen wie bei dem Mann, im Gegenteil, sie wäre von Mitleid begleitet.


Warum ist das so? Ganz einfach: Der “weiße Mann” von heute darf weder auf seine Männlichkeit noch auf irgendwelche seiner männlichen Attribute stolz sein. Es ist inzwischen gesellschaftlicher Konsens, daß der von der Political Correctness dressierte und entmündigte Mann alles abzuschwören und zu unterdrücken hat, was auch nur den Hauch von Männlichkeit beinhaltet. Er darf sein neugeborenes Kind in einem Schal um den Bauch tragen, für seine Angebetete “gut kochen”, im Kreißsaal dabei zusehen, wie der Quell seiner Freude sich in eine abstoßende Wunde verwandelt, so daß er diesen Eindruck nicht mehr aus dem Kopf wird kriegen können, und sogar lauthals das Recht auf Abtreibung beklatschen, also sich mit lauter unmännlicher Scheiße schmücken und sein männliches Ich bis zur seelischer Selbstentleibung verleugnen, und gilt dann als wahrer guter Angehöriger seines Geschlechts.Niemals aber darf er das von schwachköpfigen und in der Regel abgrundtief häßlichen Steuergeldschmarotzerinnen, sprich von irgendwelchen Frauenbeauftragten, Politikerinnen und Emanzen- und Genderziegen festgezurrte Korsett des Memmen sprengen und einfach mal so sein steifes Ding hervorzeigen, auch im übertragenen Sinne nicht. Er riskiert dann nicht nur den Bruch von Freundschaften, sondern über den vorprogrammierten, handfesten Krach mit seiner Partnerin bisweilen seine wirtschaftliche Existenz. Nur ein verweichlichter und in der Meute der buchstäblichen Schlappschwänze mitheulender Mann ist ein guter Mann.


Dies führt selbstverständlich zu geistigen, zwischenmenschlichen und kulturellen Deformationen. Das Internet ist voll von dubiosen Singlebörsen, in denen entfesselte Männer im Schutze der Anonymität Fotos von ihren Schwänzen an geschockte Frauen senden, sich im “Nahkampf” mit einer neuen Bekanntschaft plötzlich in ekelhafte Bestien verwandeln und die Frau stellvertretend für alle Frauen mit Obszönitäten überschütten, sie herabwürdigen und gar nicht mal so selten gewalttätig werden, quasi Rache nehmen für ihre Umerziehung zu einer Art Frau mit Penis.

Ich wette mein letztes Hemd darauf, daß vor dreißig Jahren außer Perverse und Kriminelle kein anständiger Mann sich so verhalten hätte. Es ist die grenzenlose, von studierten Irren und psychophatischen Matronen von Kindesbeinen an oktroyierte Männerverachtung und Frauenvergottung, welche das Verhältnis der Geschlechter aus dem Lot bringen und solcherlei Abnormitäten erzeugen. Und alle ignorieren geflissentlich und drücken feste beide Augen zu in Anbetracht dessen, daß da aus einem Kulturkreis der Heiligen Kühe orientalischer Manier mitten unter uns eine finstere Männlichkeit heraufdämmert, die hierzulande nicht einmal in den so verteufelten 50ern existiert hat. Vielleicht also kehrt die Männlichkeit doch noch zurück. Allerdings anders und destruktiver als gedacht.
So, der Artikel ist hier zu Ende. Habe ich etwas vergessen?

Ach ja: Ich trage wirklich einen großen Penis!

Und als kleines Schmankerl der Schluß aus einem meiner Lieblingsfilme.

BOOGIE NIGHTS:

http://www.youtube.com/watch?v=0_HFUXwZ0iE

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