Viele Schauspieler sind Linke. Oder reden wenigstens so, das gehört zum Komment der Zunft. Andere geben sich grün gewickelt und treten in Talkshows als Weltretter auf. Am umtriebigsten in dieser Disziplin ist Hannes Jaenicke, der unter anderem in einem so genannten Öko-Thriller („Bermuda-Dreick Nordsee“) zu betrachten war. Gegenwärtig verkörpert er fast allabendlich in TV-Werbespots „glaubhaft und authentisch den verärgerten Chef des Atomkonzerns“, so der Jaenickes Auftritte bezahlende Solarmodulhersteller „Solarworld“. Und für das ZDF durfte er in der Reihe „Hannes Jaenicke im Einsatz“ schon große Teile der internationalen Tierwelt retten. In einem Interview schilderte er, wie er bereits als Junge in die Ökoszene abrutschte:
„Meine Eltern waren Abonnenten der ‚Süddeutschen Zeitung’, schon in meiner Kindheit lag die bei uns herum. Und da war irgendwann auf der Titelseite mal ein Foto von ein paar Jungs in einem kleinen Schlauchboot, die gegen einen riesigen japanischen Walfänger angefahren sind, Da war ich vielleicht 15, 16, und das hat mich damals total beeindruckt. Ich hab dann relativ schnell spitz gekriegt, was Greenpeace so treibt und bin dann bald als Teenager Fördermitglied geworden mit dem Mindestbeitrag von 50 Mark pro Jahr, was für mich damals ein Vermögen war. Dann kriegst du halt diesen Newsletter. Und wenn man den lange genug liest und nicht völlig auf den Kopf gefallen ist, dann wird man langsam wütend und kapiert, dass was passieren muss.“
Jaenicke, Jahrgang 1960, ist kein schlechter Schauspieler, hat aber den Sprung in die A-Liga von Ulrich Tukur, Axel Milberg oder Matthias Brandt nicht geschafft. Doch er sieht immer noch sehr gut aus und verströmt diesen unrasierten Ewiger-Junge-Charme, den besonders Zuschauerinnen mögen. Solche Leute sind im TV-Unterhaltungsgeschäft gefragt, sofern sie Texte behalten können und pünktlich zu den Drehs erscheinen.
Er war „immer ein großer Fan des Wutgefühls“, wie er der Deutsche Bahn-Kundenzeitschrift „Mobil“ verriet. Er findet, dass in der Welt vieles falsch läuft und möchte den Menschen erklären, wie es besser laufen könnte. So als Greenpeace-Newsletter-Abonnent und SZ-Leser, als Volldurchblicker mithin. Blöd nur: „wenn ich zu einem TV-Sender gehe und sage, ich möchte einen Film über CO2-Ausstoß, Polkappen-Schmelze oder über den Regenwald machen, werde ich dankend nach Hause geschickt.“ Deshalb sagt er lieber: „Ich plane einen Film über Knut und seine arktischen Artgenossen oder über Orang-Utang-Baby, die keinen Lebensraum mehr haben und aussterben. Dann stehen die Chancen für mein Projekt sehr gut. Ich nehme das Tier als Symbol dafür, was wir Menschen mit der Natur gerade veranstalten.“
Ähnliches hatte bereits Bernhard Grizmek getan, aber der war immerhin Zoodirektor und wusste, wovon er sprach. Wenn Jaenicke für seine Umwelt-Dokus unter dem reifenquietschenden Titel „Hannes Jaenicke im Einsatz“ Orangs, Gorillas, Eisbären oder Haie knutscht (Haie nur sinnbildlich), dann kommen seine grüne Tiraden meist furchtbar simpel rüber, irgendwie „taz“-volontärsartig. Zum Fremdschämen wird es, wenn Jaenicke vor einem ausgestopften Eisbären für Fotos posiert. Der angeblich kurz vor dem Aussterben stehende, traurig auf Eisschollen herumtreibende Sympathiebolzen, den die Ökoszene zum ultimativen Leuchtturmtier aufgebaut hat, ist auch eines von Jaenickes Lieblingsrettungsobjekten.
Doch der Bär bedarf der Hilfe deutscher Schauspieler durchaus nicht. Seiner Art geht es gar nicht so übel. Selbst die Tierschutzfundamentalisten von „Peta“ ärgern sich auf ihrer Webseite über „panikartige Meldungen“ von angeblich dramatisch schwindenden Eisbären-Populationen. Tatsächlich nimmt die Zahl der Tiere zu, nicht ab, auch wegen der ab den 1970er-Jahren verhängten Jagdbeschränkungen. 1950, so zitiert Peta Untersuchungen der internationalen Naturschutzorganisation IUCN, habe es nur 5000 Bären gegeben; 2005 wurden 20.000 bis 25.000 Tiere gezählt. Dennoch, klagt Peta, werde „noch bis heute in den Medien von einem Problem geredet und immer weiter dramatisiert.“ Würde man die Eisbärenjagd ganz verbieten und auch keine folkloristischen Ausnahmen für indigene Völkerschaften zulassen, so gäbe es erst recht kein Problem mit den Bären. Allerdings auch kein tränentreibendes Symbol für die angeblich galoppierende Erderwärmung.
„Ich denke, dass wir als Fernsehmacher eine Informationspflicht haben“, meint Jaenicke. „TV ist ja nicht nur dazu da, leichte Unterhaltung zu machen.“ Mit der Unterhaltung im Fernsehen verhält es sich so: statt gute leichte Unterhaltung zu liefern, wetteifern die Sender in blöder leichter Unterhaltung. Und in letztere rühren sie auch noch andauernd politisch-korrekte Botschaften ein, die geradewegs aus einem Greenpeace-Laptop stammen könnten. Kaum ein Tatort kommt mehr ohne mörderische Pharmabosse, Atommafiosi, Gammelfleischhersteller usw. usf. aus. In populären Endlosserien wie der ZDF-„Küstenwache“ werden die Zuschauer bereits im Vorspann mit schick gefilmten Windrädern auf grün genordet. Schurken in dieser Serie sind vorzugsweise verbrecherische Reeder, die auf hoher See Öl verklappen oder illegalen Atommüll verschieben und geistesverwandte Umweltsäue.
Und dann auch noch Jaenicke mit seiner Eisbären-Nummer. Ach! Umwelt- und Tierschutz sind zu wichtig, um darauf wutgefühlsduselige Schauspieler loszulassen, die einem Steckenpferd die Sporen geben, weil ihr erlernter Beruf sie offenbar nicht ausfüllt. Die vielleicht eine schlimme Kindheit hatten, in einem Elternhaus, wo immer die SZ rum lag. In der Bilder abgedruckt waren, auf denen junge blonde Helden in pfeilschnellen Schlauchbooten todesverachtend gegen finstere Japse…
Eltern von heute, lasst euch das eine Mahnung sein! Versteckt die Prantl-Prawda vor euren Kids. Kürzt ihnen das Taschengeld, damit sie es nicht Umweltscharlatanen in den Rachen schmeißen können. Und wenn wieder so ein Wisch von Greenpeace kommt: sofort entsorgen.
Aber bitte in die Altpapiertonne.