Wahied Wahdat-Hagh / 30.03.2012 / 13:42 / 0 / Seite ausdrucken

Ein iranischer General will den Märtyrertod sterben

Der iranische General Qassem Soleimani ist nicht irgendwer. Er ist Oberbefehlshaber der als terroristische Organisation eingestuften Qods-Einheit der Armee der „Wächter der iranischen Revolution“, auch Revolutionsgarden genannt. Die US-Regierung hat gegen ihn Sanktionen verhängt. Bei einer Ausreise in die USA würde er verhaftet werden und falls der General dort Konten besitzt, werden diese gesperrt.

Er wird gemeinsam mit drei anderen Mitgliedern der Qods-Einheiten beschuldigt, für die Anschlagspläne gegen den saudischen Botschafter in den USA verantwortlich zu sein. Die Qods-Einheiten wurden schon im Oktober 2007 wegen der Unterstützung von terroristischen Organisationen auf die Sanktionsliste der US-Regierung gesetzt. Am 28. März 2012 verhängte die US-Regierung noch mehr Sanktionen gegen drei weitere Revolutionsgardisten und setzte zwei iranische Unternehmen auf ihre Sanktionsliste. Auch die Europäische Union hat im August 2011 Sanktionen gegen die Quds-Einheiten verhängt.

Der General fürchtet keinen Luftangriff: Am 15. März 2012 berichtete Mashreghnews von einem Militärmanöver der Revolutionsgardisten. Überraschenderweise ging es nicht darum, ob die iranischen Nuklearanlagen mit Luftschlägen angegriffen werden, sondern um Übungen an den östlichen Grenzen des Iran. Mashreghnews schreibt, dass der “Feind das Verteidigungspotential des Iran an den östlichen Grenzen nicht so stark wie in anderen Gebieten einschätze”. Das Manöver finde an den Grenzen zu Afghanistan und Pakistan statt, weil befürchtet werde, dass von dort Bodentruppen in den Iran einmarschieren könnten. Kein Wunder, dass neun Tage später Präsident Mahmoud Ahmadinejad in Kabul forderte, dass die “afghanische Bevölkerung die US-amerikanischen Soldaten aus dem Land verjagen” müsse und die USA “Reparationszahlungen an Afghanistan” zahlen müssen.

Der iranische General Soleimani wollte mit dem Manöver „die iranische Ehre“ und die „militärischen Potentiale des Iran“ unter Beweis stellen. Laut Mashreghnews könnte der Westen mit Bodentruppen über die Ostgrenzen des Landes den Iran angreifen. General Soleimani meint, dass der Iran einem solchen Angriff mit Infanterie, Panzertruppen und Hubschraubern Herr werden könne. A. Savyon und Y. Mansharof (Memri) gehen davon aus, dass dieses Manöver die „Inferiorität“ der mit veraltetem Kriegsgerät ausgerüsteten iranischen Bodentruppen bewiesen habe, aber den Sinn gehabt hätte die iranische Bevölkerung zu beruhigen.

Die ostiranischen Grenzgebiete zu Pakistan und Afghanistan sind ohnehin ein gefährliches Pflaster. Benjamin Weinthal und Thomas Joscelyn zeigen in einem Artikel in The Weekly Standard, wie in den ostiranischen Grenzgebieten zu Pakistan und Afghanistan Al-Qaida ungestört ihre Aktivitäten organisieren kann. Die Al-Qaida Krieger organisieren sich ungestört in der Stadt Zahedan in der Provinz Belutschistan. ?Seit längerer Zeit ist bekannt, dass Al-Qaida den Iran als Transitland benutzt. Nun wird immer mehr klar, dass die Al-Qaida-Krieger sich mit Zustimmung der iranischen Revolutionsgardisten in Zahedan aufhalten. Weinthal und Joscelyn berichten über ein afghanisch-deutsch-iranisches Netzwerk, das von Zahedan aus operiert. Tatsächlich wird auch dieses Problem gegenwärtig vor einem Koblenzer Gericht verhandelt. Fest steht, dass sich im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet Al-Qaida-Krieger mit Wissen und Unterstützung der iranischen Revolutionsgardisten ausruhen und Terrorpläne schmieden, auch gegen Europa.

Das System der Revolutionsgardisten stellt im Iran eine Diktatur in der Diktatur dar. Niemand kann sie kontrollieren. Die Qods-Einheiten der Revolutionsgardisten leisten weltweit nicht nur logistische Hilfe für Terroristen, von Afrika über Lateinamerika und die USA bis nach Europa und Asien. Sie helfen der syrischen Regierung, Demonstrationen niederzuschlagen und unschuldige Kinder und Frauen zu ermorden, um Angst und Schrecken zu verbreiten.

General Solaimani will den Märtyrertod sterben: Es ist bezeichnend, wie Soleimani in Anwesenheit von 50.000 Bassiji betet. General Soleimani: “Oh Gott, tue etwas, damit die Feinde deiner Religion mich zum Märtyrer auf deinem Weg machen.”

Wie Marshreghnews am 9. November 2011 berichtete, hat der iranische Revolutionsführer Ali Khamenei, sich General Soleimani zuwendend, gesagt: “Herr Soleimani, Sie sind für uns wie ein Märtyrer. Sie sind ein lebender Märtyrer. Ja, Sie sind ein Märtyrer. Sie sind im Krieg mehrfach den Märtyrertod gestorben.”

Soleimani erinnert seine Zuhörer gerne an die “Märtyrer” und Helden der “Heiligen Verteidigung” im Krieg gegen den Irak (1980-88). Er vergleicht diesen Krieg mit der Schlacht um Kerbala, wo Imam Hussein, eine zentrale Figur der Schia, im Jahr 680 getötet wurde. Soleimani zitiert auch gerne Ayatollah Khomeini, der, nachdem die iranische Stadt Khoramshahr zurück erobert worden war, sagte: “Gott hat Khoramshahr befreit.” Damit gemeint ist, dass nicht die Kämpfe der Soldaten sondern der Wille Gottes der Grund für den Erfolg waren.

Mashreghnews zitierte General Soleimani am 3. März 2012: “Früher waren der Nationalismus, der Marxismus und der Liberalismus und Personen wie Lenin und Che Guevara Vorbilder für viele. Aber heute ist es anders. Unsere Fahne mit der Aufschrift ‚Gott ist groß’ wurde zur Ursache des Wandels in der Region. Wahrlich, die Hizbollah ist aus dieser Bewegung geboren worden.”

Dieser General ist der Meinung, dass die Muslime bis zum Untergang des Osmanischen Reichs im Jahr 1917 eine islamische Herrschaft hatten. Heute stelle die “Islamische Republik Iran” eine islamische Herrschaft dar, die der “Macht der Kreuzzügler“ entkomme.

Wahied Wahdat-Hagh ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der European Foundation for Democracy (EFD) in Brüssel.

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