Wahied Wahdat-Hagh / 27.08.2013 / 17:43 / 5 / Seite ausdrucken

Todesursache: Bahai

In der islamistischen Diktatur gehört der Staatsklerus zu den Hauptverantwortlichen für geistige Brandstiftung und Mord. Erneut wurde im Iran ein Bahai ermordet. Zuvor hatte ein Kleriker gehetzt und bald darauf reagierte der fanatische Mob.

Scheinbar unauffällig wurde Ataollah Rezwani umgebracht. Beweise gibt es nicht, nur Indizien. Und die Richter decken die Mörder. Rezwani starb, wie viele andere, die in den letzten 3 Jahrzehnten verschwanden oder ermordet aufgefunden wurden. Warum, weil sie keine Muslime sind, sondern Bahai.

Ataollah Rezwani war ein Bahai. Er lebte in Bandar Abbas, einer Stadt am Persischen Golf im Süden Irans. Er wurde am Samstag, dem 24. August 2013, entführt und mit einem Genickschuss ermordet. Wie Reza Haqiqatnejad in Iranwire schreibt, ist es nicht das erste Mal, dass ein Bahai entführt und hingerichtet wird. Auch Iraj Mehdinejad, der in Bandar Abbas lebte, sei mit Messerstichen umgebracht worden.

Rezwani besaß gemeinsam mit einem Muslim ein kleines Geschäft. Sie verkauften Wasserpumpen. Rezwani war im Zuge der islamischen Kulturrevolution von der Universität exmatrikuliert worden und konnte sein Ingenieursstudium nicht beenden.

Schon im Februar 2013 hatte das Geheimdienstministerium von Bandar Abbas die Wasserwerke der Stadt aufgefordert, keine Pumpen von Ataollah Rezwani zu kaufen und jeglichen Handel mit ihm zu unterlassen.

Rezwani war auch ein gesellschaftspolitischer Aktivist und half in einer Gruppe zusammen mit zwei anderen Bahai, soziale Projekte zu organisieren und durchzuführen, die der Entwicklung der Gesellschaft dienen.

In der Stadt, auch unter der muslimischen Bevölkerung, war Rezwani als ein guter Mensch, der den Menschen helfen will, bekannt. Umso mehr war dies ein Dorn im Auge des Staatsklerus. Beispielsweise hatten Mitarbeiter des Büros des Freitagspredigers Rezwani und auch andere Bahai direkt aufgefordert die Stadt freiwillig zu verlassen. Sie haben mit Konsequenzen gedroht, falls sie bleiben würden. Einige der Angehörige von Ataollah Rezwani wurden in den letzten Jahren verhaftet, allein weil sie einen anderen Glauben haben als den Islam.

Neben dem iranischen Geheimdienst zeichnet sich besonders das Büro des Imams Qolamali Naim Abadi im Anti-Bahaismus aus.

Beispielsweise überfiel ein Haufen muslimischer Fanatiker die Arztpraxis von Dr. Meydani, ebenfalls Bahai, nachdem der Freitagsprediger gegen die Bahai gehetzt hatte. Meydani wurde mit Messerstichen schwer verletzt. Er konnte knapp dem Tod entrinnen. Auch Meyad Afschar wurde kürzlich angegriffen und schwer verletzt. Ruhollah Rohani, ein weiterer Bahai, wurde gezielt von einem Auto überfahren.

Dies zeigt, dass nach der Wahl des neuen Präsidenten Hassan Rohani die systematische Verfolgung der Bahai nicht nachgelassen hat.

Wahied Wahdat-Hagh, Fellow bei der European Foundation for Democracy.

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Leserpost

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Rudi Wolf / 30.08.2013

Und wie immer schauen unsere Gutmenschen und Konsorten weg. Der Islam ist doch eine ganz liebe Religion da kann sowas nicht sein. Brennende Kirchen und ermordete Christen in Ägypten werden ja auch ignoriert. Deutschland schafft sich ab.

Jan Hof / 28.08.2013

@Manuel Palme Ja, aus dem nichtisraelischen Orient kommen nur die ganz widerlichen Taten und Äußerungen an unser Ohr. Entweder man berichtet gar nichts aus der Gegend, oder alles, sonst ist es Heuchelei. Ich glaube, einige Journalisten und “Intellektuelle” blicken auch mit einer Mischung aus Verachtung und Faszination auf die Fanatiker. “So sindse halt”.

Charles Lagerfeld / 27.08.2013

Ich behaupte immer, dass sich in Ländern erst etwas verändert, wenn die Lebensumstände sich dramatisch verschlechtern. Den Iranern geht es wohl noch zu gut. Auch unter Rohani als Handpuppe des Ali Khamenei und des Wächterrats wird sich nichts ändern. Die Verfolgung Andersdenkender, der Bahai und vieler Unschuldiger geht unvermindert weiter. Auf der anderen Seite hat man Geld, eine großen Militäraparat zu unterhalten. Das ist sehr traurig. Übrigens: Wo bleiben die Lichterketten der Grünen und Bessermenschen und die Tränen von Claudis Roth für die Verfolgten und Getöteten?

Maria-Anna Konietzko / 27.08.2013

Unendlich viele solcher Geschichten mußte man schon hören und lesen, es wird sie auch in Zukunft geben, nicht nur im Iran, sondern in allen hauptsächlich von Muslimen bewohnten und regierten Ländern. Nur kümmert es leider niemanden an maßgeblicher politischer Stelle. Die Religion “des Friedens” hat es geschafft, sich offiziell als lieb und harmlos darzustellen, in Europa sogar als diskriminiert! Es gilt die Devise: was nicht sein darf, ist auch nicht!

Manuel Palme / 27.08.2013

Ein schönes Spiel, das ich auf der Achse schon öfters gesehen habe, geht folgendermaßen: Man ersetzt einfach mal die Wörter und muss dann bitterböse über den widerlichen Zynismus lachen, der in unserer Gesellschaft herrscht. Denn solche Nachrichten liest man ja in Deutschland nicht, wen interessieren schon Minderheiten in einem Islamischen Land. Iran könnte man plumperweise durch Nazideutschland ersetzen, aber wir spielen es mal ganz modern und nennen es Israel. Aus den Bahai werden natürlich Palästinenser, denn wenn wir Iran mit Nazideutschland statt Israel ausgetauscht hätten, müssten wir ja hier Juden nehmen, aber für deren Schicksal interessiert man sich ja auch nicht, nur für die toten Juden (Broder). So hätten wir Material das Morgen jede Zeitung füllen würde. Aber so interessiert es mal wieder keinen.

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