Wolfgang Röhl / 10.03.2009 / 14:58 / 0 / Seite ausdrucken

Der Clou des Manitou. Mit Indianern gegen den Flughafen

Pierre Brice reitet schon lange nicht mehr. Doch der grundanständige Wilde als solcher, der lebt fort in unseren Herzen. Wer was auf sich hält, besucht mal ein Indianerdorf, zum Beispiel im Rahmen eines 22tägigen Tipicamps bei den Cree- oder einer 9tägigen Entdeckungsreise zu den Blackfoot-Indianern (http://www.amerika-reisen.eu). Davon kehrt man um viele weise Worte reicher zurück. Den Traum von der eigenen Rothaut können sich allerdings nur wenige erfüllen. Aber das kann auch von Vorteil sein – denken wir an Ingrid Steegers eher betrübliche Erfahrungen mit ihrem Dakota-Ehemann Tom LaBlanc.

Wem Amerika zu weit ist, kann waschechte Indianer auch hierzulande live erleben. „Klee und Clayson Benally, Rockmusiker, Menschenrechts- und Umweltaktivisten aus Flagstaff, Arizona, sind zurzeit auf Europa-Tournee und haben am Sonntag im Kelsterbacher Wald haltgemacht, um den Ausbaugegnern Mut zu zusprechen“, freut sich die „Frankfurter Rundschau“...

Man muss wissen, dass im Wald unweit des Frankfurter Flughafens sich seit längerem eine überschaubare Szene von Airporterweiterungs-Gegnern verschanzt hat. Die Bleichgesichter sind für spirituelle Aufmunterung dankbar: „Die Brüder bekunden ihre Solidarität, indem sie ein traditionelles Lied singen. `Das Lied soll den Kriegern Mut machen. Es ist gut zu sehen, dass das Konzept von Krieg sich ändern kann und dass dieser Protest hier so friedlich ist`.”

Die Brüder Benally, die zusammen mit ihrer Schwester Jeneda die Punkrockband „Blackfire“ bilden, haben in ihrem Land ähnliche Probleme wie die Frankfurter Widerstandskämpfer, nur andere. Die FR: „Sie stammen aus der Region Black Mesa in der Diné-(Navajo)-Nation innerhalb Arizonas. Dort wird gegen den Willen der Bewohner Schwarzkohle abgebaut, Tausende mussten deshalb ihr Land verlassen. Und während die Kohle, deren Abbau viel Wasser verbraucht, in Elektrizität für große Städte wie Las Vegas umgewandelt wird, leben 18.000 Menschen in der Reservation ohne Strom und oft auch ohne Wasseranschluss.

´Die Kohleabbaufirmen zerstören unsere Mutter Erde´, sagt Klee Benally. Der Indianer gründeten deshalb ein Protestcamp, das geräumt wurde. Aber sie bauten ein neues Camp auf, ´und das ist immer noch da´. Viele der rund 100 Zuhörer im Kelsterbacher Protestcamp applaudieren. ´Das ist genau wie hier´, murmelt ein Mann´.“

Wo Unrecht geschieht, sind die Benallys nicht weit. „An vielen Orten, wo Natur dem Profitdenken geopfert werden soll, zeigen sie Flagge und unterstützen den Widerstand“, so die FR. „Zum Beispiel beim Kampf gegen ein Skigebiet in den Bergen bei San Francisco, gegen eine Müllkippe im bretonischen Paimpont und eben auch in Kelsterbach.“ Deutschland hat gute Vibrations, finden sie: “Wir haben hier viele Solarzellen auf den Dächern gesehen”, sagt Klee Benally, “das ist ein gutes Zeichen dafür, dass die Community die Kraft hat, Dinge zu ändern.”

Wer wissen möchte, wo man die nimmermüden Aktivisten finden kann, klickt ihre toll bebilderte Website (Federkopfschmuck und so) http://www.blackfire.net an. Da gibt´s auch gleich eine Hörprobe ihres Schaffens.  Zugegeben, nichts für zarte Ohren. Man denke aber an den Spruch der Hopi (oder waren es die Cheyenne?) „Richte nie über einen Menschen, solange du nicht zwei Monde lang in seinen Mokassins gelaufen bist.“

Howgh!

(Dank an Ela D.)

 

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