Die Welt ist aus den Fugen, und die SPD hat es gemerkt. Donnerwetter, bravo, dankeschön. Jetzt arbeitet SPD-Generalsekretär Hubertus Heil daran, alles wieder ins sozialverträgliche Lot zu bringen, denn es ist dem Durchschnittsarbeiter in der Automobilindustrie ja nicht mehr zu vermitteln (um eine Lieblingsvokabel vieler Politiker zu gebrauchen), daß Porsche-Chef Wendelin Wiedeking das Tausendfache des Durchschnittslohns bekommt. Daher holt die SPD jetzt ihre alte Freundin, die Rationalität aus dem Schrank. Rationalität mit großem R.
Rational ist es nämlich nicht, wenn für Nieten in Nadelstreifen auch noch Monsterabfindungen bezahlt werden. Das muß abgestellt werden. Da muß der Gesetzgeber ran. Der bestimmt den Mindestlohn, den Höchstlohn, und was ist eigentlich dazwischen los? Das reinste Chaos! Aus der Sicht eines jeden Angestellten ist ja bereits das Gehalt des Vorgesetzten nicht wirklich hinnehmbar. Es geht gar nicht um Herrn Wiedeking, schon das Einkommen des Nachbarn ist irgendwie anstößig, denn soviel produktiver ist der Mensch ja nicht.
Also herrscht auch da noch eine Menge Regelungsbedarf. Ach ja, und da wir schon dabei sind: die Aktienkurse, diese gleichfalls irrationalen Springquellen des Kapitals, diese Geld-Geysire, gehören gleichfalls unter Kuratel gestellt. Wir brauchen eine Kappungsgrenze für den Dax. Herr Heil, bitte übernehmen Sie! Und auch die absurden Honorare der Filmstars, Dirigenten, Pop- und Opernsänger sind alles andere als rational; die deutschen Sozialdemokraten sollten sich wirklich ordentlich darüber empören, daß die Stunde von George Clooney oder Anna Netrebko so unendlich viel teurer ist als die ihrer Beleuchter.
Übrigens gibt es auch für den Goldpreis und viele andere Preise keinen rationalen Grund. Die SPD wird deshalb Eckwerte nicht nur für Gold, sondern für alle wichtigen Handelsgüter festlegen müssen; mit der freien Wirtschaft kann es auf keinen Fall weitergehen. Der Kunstmarkt beispielsweise gehört zu den schlimmsten Veranstaltungen der Irrationalität. Warum ein Bild von Georg Baselitz oder Gerhard Richter Millionen wert sein soll, kann Hubertus Heil seinen Mitgliedern schon lange nicht mehr vermitteln.
Auch hier ist eine gesetzgeberische Initiative vonnöten. Wenn aber schon der Wert aller Güter und Leistungen staatlich verordnet wird, dann darf es an einem kleinen Verbotsparagraphen für Proteste wie diesen natürlich nicht fehlen. Jedenfalls haben das alle sozialistischen Staaten bisher so gehandhabt.