Wolfgang Röhl / 02.02.2016 / 09:17 / 1 / Seite ausdrucken

Buchtipp: “Plantagen des Blöden”

Vor gut 30 Jahren erschien ein legendäres Kompendium, Titel: „Dummdeutsch“. Sein Autor Eckhard Henscheid trat den damals gängigen Sprachquark der Werber-, Journalisten-, Politiker- oder Psychokasperszenen eloquent in eine Tonne mit der Aufschrift „wichtigmacherische Brühe“.

Doch lässt Wortmüll sich nicht nachhaltig entsorgen. Es fällt ja dauernd neuer Unrat an, dafür sorgt die labernde Klasse. Mein Achse-Kollege Alexander Wendt hat deshalb einen bunten Strauß schnittfrischer Blumen des Blöden zu einem kleinen E-Book gebunden. Den (etwa in Anwaltskanzleien) beliebten Schaumschnack „proaktiv“ kommentiert er wie folgt:

„Proaktiv und zeitnah muss Alk in disruptiver Absicht eingepflegt werden, um Businessquatsch zu ertragen.“

Die nebulösen „zivilgesellschaftlichen Kräfte“ erklärt Wendt ebenso kurz wie prokorrekt:

„Nichtstaatliche Kräfte. Müssen vom Staat finanziert werden.“

Und wie verhält es sich mit diesen verdammten „Genen“?

„Haben ein prima Leben. Sind für nichts verantwortlich.“

Was braucht es für „breite Bündnisse“, die allerorten zwecks Abwehr schändlicher Bestrebungen geknüpft werden (zum Beispiel von zivilgesellschaftlichen Kräften)?

„Mehr als zwei, die das Richtige nicht nur denken, sondern auch identisch auszudrücken wissen. Zur Not reichen auch genau zwei: ‚Ein breites Bündnis aus Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter.’ (Bernd Zeller)“.

Manche Dumpfblume benötig keine Kommentierung. Bloß eine Quelle:

„Horrorvision“: ‚Die Horrorvision steigender Straßenreinigungsgebühren konnte der zweite Bürgermeister Horst Lunitschek nicht bestätigen.’“

Kurzum, dank Wendts Blütenlese kann man sogar prekäre Situationen (wie Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln durch Tamil Nadu oder NRW) mit einem Lächeln auf den Lippen überstehen. Und das für den Preis einer halben Packung Marlboro!

Mein Lieblingsjuwel aus seiner Schatztruhe des Doofsprechs ist derzeit im Leitartiklermilieu sehr angesagt. Es handelt sich um jene tückische „Falle“, welche bestimmte Kulturkreise für törichte Bellizisten aufgestellt haben:

„In sie darf nicht getappt werden. Der IS beispielsweise, darin weiß sich ein breites Bündnis aus Jakob Augstein und Jürgen Todenhöfer einig, wünscht sich nichts sehnlicher als die Bombardierung seiner Ölfelder, Bodentruppen vor Rakka und strengere Grenzkontrollen in Europa. In diese Falle sollten wir nicht tappen. 
Gilt generell für alle Fallen. 
Beispielsatz: Wer sich bei Frost einen Schal umbindet, ist dem Winter schon in die Falle getappt.“

Weg mit Schal! Hier geht’s zum E-Book:
http://www.amazon.de/Plantagen-Blöden-Kleines-Wörterbuch-Definitionen-ebook/dp/B01B85QGIK/
Kann auch über die Webseite
http://www.alexander-wendt.com als Bundle heruntergeladen werden, zu dem auch eine pdf-Version gehört. Wer kein Kindle hat oder mag, kann den Text damit auch am PC lesen.

 

 

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Waldemar Undig / 02.02.2016

Sofort gekauft. Vielen Dank für den Tipp!

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