Gifte sind das Lebenselixier der Grünen. Gifte jedweder Art; wirkliche, eingebildete, herbei geredete, vielleicht/womöglich/irgendwo/irgendwann mal auftretende Gifte. Wäre die Welt giftfrei, gäbe es auch keine Grünen. Denn die, nicht wahr, sind es ja, die uns gegen den ganzen Schmodder in Wasser, Luft und Boden schützen. Gilt aber nur, solange es nicht Grüne selber sind, die Gift verspritzen. Das sickerte jüngst durch, als es um die Biobauern im Alten Land ging, dem größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet Europas.
Hier, vor den Toren Hamburgs, leben auch viele Biolandwirte von den Äpfeln, für welche die Gegend berühmt ist. Da im geschlossenen Glaubenssystem der Biobauern der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus dem Hause BASF & Co. des Teufels ist, setzen sie das im Boden nicht abbaubare Schwermetall Kupfer gegen Pilze und Schorf ein, die ihre Produkte unverkäuflich machen würden. Viele Ökobetriebe sind dabei nicht pingelig. Manche ihrer Böden „müssten als Sondermüll entsorgt werden“, so der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer…
Auch die EU-Kommission findet die Berieselung mit Kupferpräparaten nicht gut und möchte sie schon seit den 90er Jahren verbieten, da sie Kleinlebewesen in Böden und Gewässern schädigten. Dann wäre Sense mit der Bio-Chose, weil sich die Apfelernte im feuchten Klima der Niederelbe „halbieren“ würde, wie Peter Rolker, Vizepräsident des Europäischen Bio-Obstforums, barmt.
Jetzt werden alle Strippen gezogen, um das drohende Kupfer-Verbot der EU zu kippen oder endlos zu verzögern. „Neue Studien“ werden gefordert, die bezeugen sollen, dass Kupfer in geringem Maße eigentlich gar nicht so schädlich ist. Es wird gar ein „Kupfer-Gipfel“ angemahnt. „Es gibt keine Alternativen, ohne Kupfer sind wir nicht wettbewerbsfähig“, sagt Rolker. Der Ausstieg sei somit „unmöglich“. Kein Ausstieg? Wo Ökos doch sonst überall aussteigen wollen, nicht nur aus der Atomkraft? Sehr komisch: die Bio-Enthusiasten und ihre Lobby, welche die konventionellen Obstbauern viele Jahre getriezt und mit dafür gesorgt haben, immer weniger Chemikalieneintrag zuzulassen, sitzen plötzlich in einem Boot mit den Turboapfelbauern. Auch letztere möchten nämlich gerne Kupfer verwenden, und zwar in kräftigen Dosierungen. Denn die gesetzlich kastrierten Pflanzenschutzmittel aus der Chemie wirken nur mäßig, weshalb öfter gespritzt werden muss. Im Bundesumweltministerium wittert man bereits eine unheilige Allianz – Biobauern machten mit ihrem Gejammer den Türöffner für Chemiekonzerne und konventionelle Bauern.
Droht das „Ende der Kupferzeit“, wie das lokale „Stader Tageblatt“ schrieb? Wie auch immer, eines wird den Grünen bleiben. Die Steinzeit im Kopf.