Alexander Wendt / 25.07.2014 / 17:05 / 3 / Seite ausdrucken

Arbeitsgemeinschaft Ausgegrenzter Junger Antisemiten in Deutschland e. V

Zu den schwierigsten Aufgaben dieser Tage gehört es, den Punkt des größtmöglichen Wahnsinns in Europa zu bestimmen. Liegt er in einem ZDF-Studio, zumindest dann, wenn Dr. Jürgen Todenhöfer als Judenreferent vors Mikrofon komplimentiert wird? Oder in Essen, wo Pro-Hamas-Demonstranten auf einer vom Linkspartei-Jugendverband solid angemeldeten Demo „Adolf Hitler“ skandierten? Nebbich.

Für einen Platz in der Hitliste der Irren muss man sich im Juli 2014 schon deutlich mehr einfallen lassen. Aber es gibt ihn tatsächlich, den spitzenplatztauglichen qualifizierten Hau im Kopf, der noch totaler und radikaler ausfällt, als wir es uns überhaupt vorstellen konnten. Und zwar in Italien, in Gestalt des Politikers und Philosophieprofessors Gianni Vattimo.

Im Sender Radio 24 rief Vattimo dazu auf,in Europa Geld zu sammeln, damit die Hamas sich bessere Raketen leisten könne. Aber das genüge natürlich nicht; „internationale Brigaden“ von Freiwilligen sollten sich nach seiner Vorstellung in Europa sammeln, um sich an der Seite der Hamas in den Kampf zu werfen.

Vattimo saß bis 2004 für eine linke Partei im Europäischen Parlament. Als Großintellektueller entwickelte er den Begriff des „pensiero debole“, des „schwachen Denkens“. Allerdings: so plemplem, wie seine Idee der Hilfsbrigaden für die Hamas auf den ersten Blick scheint, ist sie auf den zweiten gar nicht. Wenn die Rekrutierung des letzten Aufgebots aus Europa erst mal begänne, dann könnten eine Menge Leute zeigen, was wirklich in ihnen steckt. Vor allem stünden sie dann nicht mehr unterfordert in Fernsehstudios und auf Marktplätzen herum.

Ken Jebsen könnte den Hamassoldaten Helme aus Alufolie falten, Jürgen Todenhöfer würde tief unter Gaza Stadt Panzerplatten aus unzerstörbarem Kinderspielzeug herstellen, Inge Höger übernähme die Aufgabe, dem Politbüro der Hamas eine Wassersuppe zu kochen. Und die vollbärtigen muskelbepackten bärtigen Männer von der Arbeitsgemeinschaft Ausgegrenzter Junger Antisemiten in Deutschland e. V. könnten sich nützlich machen, indem sie Geschosse in UN-Schulen des Gazastreifens stapelten und dabei leise „Jude,Jude, feiges Schwein“ vor sich hinsummten.

Fragt sich nur, welche Rolle Commandante Vattimo für sich selbst vorsieht. Die des strategischen Kopfes, der im Bunker unter der forensischen Abteilung des al-Shifa-Krankenhauses von Gaza City den Zangenangriff auf Tel Aviv plant?

Daraus wird nichts, bedauerlicherweise. Vattimo räumt ein, nicht selbst mitschießen zu können. Er sei von der italienischen Armee ausgemustert worden.

Über die Kampfkraft des italienischen Militärs wurde schon viel Nachteiliges gesagt. Ihr psychiatrischer Dienst scheint allerdings tadellos zu funktionieren.

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Leserpost

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Andreas Skrziepietz / 26.07.2014

Das ist alles die Schuld der Nazis. Ohne Nazis keine 68er und ohne 68er keine linksgrünen Gutmenschen und kein Martin Schulz

Thilo Schneider / 25.07.2014

Der letzte Satz sollte eingerahmt in jeder Kaserne hängen. Ansonsten kann man über den in Europa mittlerweile grassierenden Schwachsinn nur noch den Kopf schütteln. Wenn er nur nicht so mörderisch enden könnte, der Schwachsinn…

Markus Vahlefeld / 25.07.2014

Wunderbar! Vattimo und Ken Jebsen - das passt wie Arsch auf Eimer. Vielleicht noch ein paar kleine Bemerkungen zu Herrn Vattimo. Man nennt diese Art dispersives Antidenken postmodern oder dekonstruktivistisch. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es auf Teufel komm raus immer genau das Gegenteil von dem denkt, was logisch und verifizierbar ist. Es führt zu zwei lustigen Zuständen: erstens medialer Aufmerksamkeit, weil es so schwachsinnig ist, dass Medien, die nach Sensationen dürsten, es eben als das bringen, was es ist: als Schwachsinn von Menschen, die eigentlich studiert haben. Das zusammen ist eben eine Sensation. Zweitens fühlt sich der Denker auf seinen dekonstruktivistischen Pfaden auf einmal völlig losgelöst von jedem ihn einengenden Sinn. Das Wesen von Sinn ist, einer logischen Notwendigkeit zu folgen. Menschen, die in Notwendigkeiten das Gegenteil von Freiheit erblicken, lieben es, die Straße der Notwendigkeit zu verlassen und auf einem drogenähnlichen weichen Teppich des Unlogischen, Emotionalen, Hysterischen, Dümmlichen zu wandeln. In diesen Teppich sollten diese Damen und Herren am besten eingerollt an ihre „Helden“ zurückgeschickt werden. Das Hübsche an Vattimo ist nämlich, dass er nicht nur bekennender Katholik ist (der den Tod Gottes trotzdem feiert - was wieder eine dieser dekonstruktivistischen Schwachsinnigkeiten ist), er ist auch noch bekennender Schwuler, dem es in der Gesellschaft der Hamas sicher mehr als gut gehen würde. Sollte Israel Herrn Vattimo nicht in den Gaza-Streifen vorlassen, könnte der Herr Philosoph ja in den Iran ausweichen. Unser Problem wäre recht schnell gelöst. Übrigens war Vattimo Europaabgeordneter bis 2014.

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