Auf den Mond schießen wäre viel zu teuer. Dann doch lieber ein paar Sozialarbeiter, auch wenn’s inmer noch viel Geld kostet. Aber wer weiß, was passiert, wenn die Raumfahrt bezahlbar wird? Da haben die Hollywood-Regisseure (aber auch die Science-Fiction-Schreiber) schon ganz gut an Ideen vorgelegt. Ich könnte mir auch einen Schnapsleichenplaneten sehr gut vorstellen.
Leuten wie Herrn Schweighäuser sei ein Monat in der Notaufnahme eines größeren Klinikums empfohlen, um den Spaß nachzuempfinden, den man mit diesen vom “Funktionierenmüssen” befreiten Hygienefetischisten hat, wenn diese Läusebahnhöfe sich an die wenden müssen, die “funktionieren” und von ihnen auch erwarten, dass sie “funktionieren”. Wenn ich Bücher deutscher Belletristik-Autoren lesen würde, was ich nicht tue, wären es mit Sicherheit die von Herrn Pirincci.
Es gibt kaum einen Vorwurf der heutzutage gestriger ist als ein “Spießer” zu sein. Dieser Begriff hatte etwa in der Zeit Konjunktur als die Grünen noch vollkommen unbefangen und fröhlich daran glaubten, Sex mit Kindern sei nur deshalb ein Tabu, weil die “spießige” bürgerliche Gesellschaft zu verklemmt beim Thema Sex sei, und es unglaublich viel Spaß machte, diese “Spießbürger” durch Schockforderungen vor den Kopf zu stoßen. Heute verstehen die Grünen nach eigenen Aussagen selbst nicht mehr wie es dazu kommen konnte, dass man es nicht nur zuließ, sondern schlimmer, es noch unterstützte, dass sexuell speziell Veranlagte ihre Bedürfnisse sorglos auf Kosten von Kindern und Heranwachsenden ausleben konnten. Ich verstehe sehr gut, was damals vorgefallen ist: Das, was immer passiert, wenn Kampfbegriffe wichtiger sind, als Vernunft und Logik. Man macht sich mehr Sorgen um sein Image, als um Moral. Dass einige ewig “Junggebliebene” oder auch deren geistige Erben immer noch glauben, es sei eine Auszeichnung wider dem “Spießertum”, wenn man Rücksichtslosigkeit und Verwahrlosung als Ausdruck von Widerstand gegen die repressive Bürgergesellschaft versteht, beweist nur, dass geistige Beweglichkeit auch im grünen Kulturkomplex geübt werden sollte. Allein vegetarische Kost bewahrt offenbar nicht vor Verkrustung.
Zitat: “Es ist später Nachmittag, und als ich dort eintreffe, bietet sich mir ein Bild aus Dantes Inferno.” Naja, übertreiben Sie doch nicht so schrecklich, Herr Pirincci. Bonn ist für sich gesehen eine sehr wohlhabende, blitzblanke Stadt, die sich seit der Inthronisierung Berlins als funktionale Hauptstadt mitnichten schlagartig wie der Aralsee entleerte oder anschließend das komatöse Schicksal des verarmten, verhärmten und verschluderten Detroit teilen musste. Im Gegenteil. Bonn wächst. Sowohl was die Bevölkerung, als auch was die Steuereinnahmen der Stadt betrifft, da sich in den letzten 20 Jahren viele große Unternehmen, als auch staatliche und supranationale Einrichtungen dort angesiedelt haben. Und das eben WEIL! es in Bonn nicht wie in….nunja…zB. Duisburg oder Oberhausen aussieht, wo die “zivilisatorische Kapitulation” viel eher anzutreffen ist. Und das, was Sie dort in Augenschein nehmen mussten, dass sind vielmehr die üblichen sozialen Verwahrlosungen, die Sie selbst in beschaulichen Kleinstädten wie Radevormwald oder Winsen an der Luhe antreffen würden, vorausgesetzt, Sie nutzten den öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Bahnhöfe waren schon immer Orte der Verlorenen und nicht wiedergefundenen. Woanders(also nicht in Bonn) ist es doch noch viel, viel schlimmer. Nur sieht es der “doofe Spiesser” halt nicht, weil er klug genug ist ein Auto -und sei es noch so klein und bescheiden- zu nutzen. Ich habe seit meinem 19zehnten Lebensjahr Bus und Bahn den Steinbrück-Finger gezeigt und es seitdem nie bereut. Nehmen Sie doch zB. ein Taxi zum Airport. Wer 20000 Euro Steuern nachzahlen muss, der wird doch sicherlich auch noch ein paar Titanic-Dollar(Euro) für einen eher schlecht entlohnten Droschkenkutschenmann übrig haben, der ja auch irgendwie seine vom Leid gezeichnete Frau, einen rheumakranken Goldhamster und seine handysüchtigen 8 Kinder satt kriegen muss. Oder?! ;o))) Love and Peace, MW
Offensichtlich verlässt Herr Pirincci nur selten die Wohnung, wenn ihm erst jetzt das Treiben am Busbahnhof seiner Heimatstadt auffällt. Dass ihn das Gebaren Obdachloser dazu inspiriert, darüber zu fantasieren, sie am liebsten “auf den Mond” schießen zu wollen, unterstreicht die Rolle des ressentimentgeladenen Spießers, die er hier unkritisch einnimmt. Leider findet sich kein Hinweis darauf, ob die Obdachlosen sich im Gegenzug nicht durch seine Anwesenheit belästigt fühlten, ich halte dies aber für sehr wahrscheinlich. Eine andere Deutung dieses verstörenden Textes wäre, dass Neid den Autor antreibt, da Pirincci sich fragt, warum man “den Anblick von der niedrigsten und abscheulichsten menschlichen Daseinsstufe den Funktionierenmüssenden aufzwingen” dürfe. Dass da einer seinen Ekel vor dem Funktionierenmüssen auf diejenigen projiziert, die sich davon befreit haben, dürfte klar sein.
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