Clara Hagen, Gastautorin / 27.01.2018 / 06:10 / Foto: Pixabay / 33 / Seite ausdrucken

Wer geht mit mir auf die Straße?

Von Clara Hagen.

Die immer noch gern beschworenen Einzelfälle, hier sind die Gewalttaten von sogenannten Flüchtlingen gemeint, sind inzwischen so zahlreich, dass selbst eifrige Verteidiger der Willkommenskultur nicht mehr in der Lage sind, diese Zuschreibung gänzlich ironiefrei in den Mund zu nehmen. Obwohl nur ungern und gut versteckt hinter gedrechselten Formulierungen darüber berichtet wird, ist diese Tendenz unübersehbar.

Waren früher hauptsächlich Flüchtlinge und andere Asylbewerber die Opfer, sind nun auch zunehmend Einheimische von Überfällen und Messerattacken Zugewanderter betroffen. In der Zeit, in der vor allem Ausländer vergeblich auf Schutz vor den Angriffen anderer Asylbewerber hofften, war das Wegsehen für die Wohlmeinenden noch leicht, denn es drang nichts bis in den eigenen Lebensraum vor.

In der Begeisterung über den deutschen Sieg in der Disziplin Willkommenskultur sollte seinerzeit auch niemand mit dem defätistischen Einwand stören, dass unkontrollierte Zuwanderung, bei gleichzeitig garantierter Alimentierung, neben den Verfolgten auch deren Verfolger sowie überproportional viele zwielichtige Gestalten anlockt.

Inzwischen sind mehr und mehr auch Deutsche unter den Opfern: Einige Tote, wie zuletzt die 15-jährige Mia aus Kandel, etliche Schwerverletzte, Niedergestochene, Zusammengeschlagene und Vergewaltigte. Man spricht nicht gern darüber, aber vor allem in Ballungsräumen halten immer mehr Einheimische immer mehr Orte für zu gefährlich, um sie noch allein aufzusuchen.

Mehrheit für den gesunden Menschenverstand?

Es wächst eine schweigende Wut. Sie wird verschwiegen, weil viele fürchten, sofort als rechte Wutbürger etikettiert zu werden. Die Torheit, de facto vor allem denen den Zuzug zu erleichtern, die im Herkunfts- beziehungsweise Aufenthaltsland nicht bedroht sind, dafür aber hier dann Menschen bedrohen, wollen viele Meinungsbildner immer noch vor Kritik schützen. Wenn nötig, mit der Denunziation der Kritiker.

Das Motiv scheint klar: Um die eigenen Fehler bei der Lagebeurteilung nicht anerkennen zu müssen, macht man sie konsequent weiter. Dadurch fühlt sich jener wachsende Teil der Bevölkerung, der die unschönen Begleiterscheinungen der unkontrollierten Massenmigration konkret zu spüren bekommt, verständlicherweise verhöhnt, und die Wut wächst weiter. Für klare, rationale Entscheidungen, für den gesunden Menschenverstand wird es immer enger. Ist es eine vergebliche Hoffnung, dass es trotzdem hierzulande eine schweigende Mehrheit gibt, die will, dass sich der gesunde Menschenverstand durchsetzt und sich deshalb ebenso in die Enge getrieben fühlt?

Sitzt man in kleiner Runde im Café oder am Biertisch und sinniert gemeinsam über die unerquickliche Entwicklung, dann wird nach einem Dutzend deprimierender Geschichten meist von einem oder einer aus der Runde gefragt: Warum tut denn keiner was? Warum protestieren die Leute denn nicht? Warum gehen sie nicht auf die Straße? Schnell ist man bei der Antwort, den meisten ginge es einfach noch zu gut.

Aber das greift viel zu kurz. Die Angst, mit den Falschen, mit Rechtsextremen, Rechtsradikalen und Rechtspopulisten in einen Topf geworfen zu werden, ist bei vielen einfach zu groß. Und sie wird geschürt, denn billiger ist eine Protest-Verhinderung kaum zu haben. Das funktionierte ja sogar schon vor dem plötzlichen Millionen-Einmarsch. Wer beispielsweise Islamkritik übte, wer gar gegen Islamisten auf die Straße gehen wollte, stand erst einmal sofort unter Pegida-Verdacht. Und Pegida war und ist ja bekanntlich ganz böse.

Auch in diesen Wochen gab es kaum einen Medienbericht, der nicht überdeutlich darauf hinwies, dass auch Rechte beteiligt waren, als in Cottbus nach den jüngsten Messerattacken von Zuwanderern demonstriert wurde. Ebenso wurde über einen Trauerzug durch Kandel nach dem Mord an Mia berichtet.

Kitiker bleiben immer noch in Deckung

Es ist kaum verwunderlich, dass jeder Politik-Akteur, zu dessen politischen Inhalten die Ablehnung der Merkelschen Willkommenskultur-Politik gehört, die Stimmung nach solchen Angriffen für sich zu nutzen versucht. Dazu gehören neben der AfD nun einmal auch Rechtsradikale und Rechtsextremisten. Kritiker unkontrollierter Massenmigration aus Parteien links der AfD wagen sich in der gegenwärtigen Stimmung nur sehr vereinzelt aus der Deckung. Dieser Umstand bestärkt die Bürger, die gern protestieren wollen, aber weder AfD-Anhänger und schon gar keine Rechtsextremisten sind, nicht gerade darin, ihren Protest zu artikulieren. So bleiben fast alle Kritiker weiter in der Deckung.

Die Angst, irgendwie als rechts gebrandmarkt zu werden, wirkt nach wie vor. Ob sie schwindet, wenn die Wut noch weiter steigt, sei dahingestellt. Oder schlägt die Stimmung dann womöglich soweit um, dass alle Berührungsängste, selbst mit dem rechtesten Rand, völlig verloren gehen?

Der Anlass für solche Gedanken ist ein Demonstrationsaufruf zum 28. Januar nach Kandel, der von einem Frauenbündnis unter dem Motto „Sicherheit für unsere Kinder“ kommt. In Zeiten, in denen eine Liebelei mit einem „Flüchtling" für ein 15-jähriges Mädchen lebensgefährlich werden kann, ist das mehr als verständlich. Ich fühle, dass mir das sehr nahe geht, mehr als viele andere schlimme Nachrichten. Und das, obwohl ich keine Kinder in diesem Alter und auch noch keine Enkel habe.

Was ist „eher rechts“?

Mich interessiert also, was das für Frauen sind, die zum Demonstrieren einladen. Findet man etwas in den Medien? Ja, tatsächlich. In einem Artikel der Welt. In dem geht es allerdings zunächst darum, wie sehr die Verwaltung gerade leiden muss:

Die Verwaltung und jene, die mit Flüchtlingen zu tun haben, erhielten anonyme Drohungen und Schmähungen. Es geht dabei auch um den Hass, den manche empfinden, und darum, dass die Gemeinde sich deshalb dem Verdacht ausgesetzt sah, ein Hort rechter Umtriebe zu sein. Stadtbürgermeister Günther Tielebörger hat nach eigenen Angaben Morddrohungen bekommen, auch Verbandsgemeindebürgermeister Volker Poß (beide SPD) wurde bedroht.

Und ein paar Zeilen später erfährt der Leser:

Für Sonntag haben zwei Gruppierungen Demonstrationen angekündigt, es sind nicht die ersten. Das als eher rechts geltende Frauenbündnis Kandel hat das Motto „Sicherheit für unsere Kinder“ gewählt. Erwartet wird zudem das Aktionsbündnis Aufstehen gegen Rassismus. Man hoffe, dass es friedlich ablaufe, sagt ein Sprecher der Verbandsgemeinde.

Die Gästeliste bleibt anonym

Da ist es wieder, das „als eher rechts geltende Frauenbündnis“. Was ist „eher rechts“? Sollten die Veranstalterinnen von „Kandel ist überall“ in rechtsextremen Gruppierungen aktiv sein, so stünde es doch vermutlich im Artikel, oder? Ich lebe einige hundert Kilometer von Kandel entfernt und habe nicht die Gelegenheit, mir ein Bild vor Ort zu machen. Erfahre ich im Internet etwas mehr vom Bündnis selbst? Auf ihrer Facebook-Seite verraten die Veranstalterinnen über die Demo, zu der sie am Sonntag, um 15 Uhr aufrufen, nur:

Wir fordern Schutz und Sicherheit für uns und unsere Kinder!
Treffpunkt: Vor dem dm-Markt, in dem Mia ermordet wurde.
Gang durch die Stadt Kandel und anschließende Kundgebung auf dem Marktplatz. Gästeliste bleibt ANONYM. Wird nicht öffentlich gezeigt!

So ein großes Geheimnis macht skeptisch. Sollte doch etwas an den „eher rechts“-Andeutungen dran sein? Wären es nicht so viele Kilometer, dann könnte man sich auf den Weg machen und nachschauen. Aber so? Vielleicht ist es ja ohnehin besser, endlich selbst anzufangen, mit Gleichgesinnten etwas zu organisieren, wenn man demonstrierend auf die Straße gehen möchte. Dann muss man sich nicht mehr darüber beklagen, dass einen vielleicht gerade die Falschen einladen.

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Leserpost

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Christian Oede / 27.01.2018

Muss man mal darüber nachdenken : Die Bürger Kandels fingen, bedingt durch weiträumig tabuisierte Artikulationsmöglichkeiten und aus einem vielleicht schon verzweifelten Impuls heraus an, auf der Straße die deutsche Nationalhymne zu singen. Und selbst diese harmlose Geste wurde von vielen Zeitungen als ” bedrohlich” empfunden. Heftige Riots muss die Politik in Deutschland nicht befürchten. Die schweigende Wut der Bürger wird sich traditionell autoaggressiv austoben. Man erlebt die Anzeichen dafür täglich im Straßenverkehr.

Karin Eschert / 27.01.2018

Diesen Gedanken,auf die Straße zu gehen mit Gleichgesinnten, den habe ich auch oft. Bisher habe ich mich immer neutral verhalten und schließlich wirken auch 30 Jahre Leben in der DDR nach.Der Reflex, sich umzusehen, ob man bespitzelt oder denunziert wird, der ist noch/ wieder da. Nie hätte ich gedacht, das wieder so zu spüren. Wenn Protest gegen die derzeitige Politik und die Mainstream- Wahrheiten schon bedeutet, dass man “rechts” ist, dann sind nach dieser Lesart wohl viele von uns rechts. Eine Episode aus der vergangenen Woche hat mich noch mal überzeugt, dass wir uns in unserem Protest lauter artikulieren müssen: Neben den üblichenWartezimmerzeitschriften lege ich auch immer wieder ausgedruckte Achse- Artikel aus. Eine( westdeutsche) Patientin , die das las, “belehrte” meine Mitarbeiterin, dass so was garnicht ginge, denn die meisten Leute wären dumm, würden davon nichts verstehen und so in die Hände der Rechten getrieben….und prompt war er wieder da, der alte Reflex! Die Denkart dieser guten/ besseren Menschen ist ganz einfach- wer nicht für ihre Meinung ist ,ist rechts. Und das kriegen wir jeden Tag von Fernsehen und Journaille vorgesetzt. Wirklich DDR 2.0!Wir müssen uns endlich gegen diese Verblödung wehren!

Sabine Schubert / 27.01.2018

Es ist niederträchtig Menschen, die berechtigte Angst haben, dass ihnen und ihren Liebsten Gewalt angetan wird, als “rechts” zu stigmatisieren. Früher habe ich bei dem Begriff Bürgerwehr fast Ekel empfunden, heute, nach einigen üblen Erlebnissen, ist das Musik in meinen Ohren. Die Lebensumstände von mir und meinen Kindern haben sich seit Herbst 2015 in rasantem Tempo verschlechtert. Das eigene Dasein ist immer mehr limitiert und die Sorge vor weiteren Vorfällen dominiert den Alltag. Anstatt gewisse Bevölkerungsgruppen streng auf Messer zu untersuchen macht die Regierung lieber Jagd auf die freie Rede. Ein Staat, der uns keinen Schutz mehr vor inneren und äußeren Feinden gewähren möchte, verdient keine Loyalität.

Stephan Müller / 27.01.2018

Das Verächtlichmachen von Gegnern der Massenzuwanderung hat in Deutschland die Demokratie so schwer beschädigt, dass zu befürchten ist, dass wir irgend wann in einem totalitären Staat ankommen. Schuld sind die Bürger, welche sich Berührungsängste mit den Kritikern der Rechtlosigkeit andressieren ließen- man will sich ja nicht nachsagen lassen, rechts zu ticken. (Dabei sollte man sich die Thesen von PEGIDA aus 2014 ruhig mal ansehen! Da findet man hauptsächlich CDU-Wahlprogramm 2002!) Das Hauptübel, der Demokratiekiller schlechthin, ist aber der Verrat der Volkspartei CDU an den Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie. Die CDU hat ein derartig jämmerliches Bild der Merkelhörigkeit abgegeben, dass sie im Orcus der Geschichte landen wird. Seehofer hat sich immer wieder mal zum Widerspruch aufgerafft, weil er die Hoffnung hatte, es finden sich genügend Aufrechte in der CDU, die Merkel absägen. Aber ach- Versagen auf der ganzen Linie! So wird es noch lange, wahrscheinlich viel zu lange, brauchen, bis sich die AfD zur starken liberal-konservativen Kraft entwickelt hat. Wir können also nur auf das Ausland, auf unsere europäischen Nachbarn hoffen. Dabei ist, wie man hört, die EU-Bürokratie dabei, die Schleusen weiter in Richtung D zu öffnen, um die Anderen ruhig zu halten. Was bleibt uns übrig? Avanti! Auf die Straße - auch wenn dort nicht alle Leute zu 100% nach unserem bürgerlichen Geschmack sind und ein gut trainierter linker Mob uns zusetzen wird. Es gibt nur noch einen Weg, die Demokratie zu retten.

Franck Royale / 27.01.2018

Das ist schon faszinierend zu sehen, wie sich über Jahrhunderte bei menschlichen Kulturen immer wieder die gleichen Muster in den sozialen Petrischalen etablieren. Und wenn das Wetter mit Blitz und Donner wechselt, kippt die ganze Brühe um und ändert die Farbe.

Stefan Bley / 27.01.2018

Der als rechts gebranntmarkte Demonstrationsaufruf wird nur wenige auf die Strasse locken. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Demo nun ebenfalls reflexartig in die rechte Ecke gerückt wurde, nein, für eine Selbstverständlichkei (Sicherheit für unsere Kinder) gehe auch ich nicht auf die Strasse. Hier muss zu einem Merkel muss weg und einer Kehrtwende in der „Flüchtlingspolitik“ (sollte vielleicht eher Sozialimportpolitik) heissen aufgerufen werden. Dafür nehme ich auch gerne lange Anfahrtswege in Kauf, denn mit alten Köpfen und Ideologien kann man Deutschland nicht mehr zukunftsfähig gestalten.

Dieter Franke / 27.01.2018

Vielleicht hat die Anonymisierung der Gästeliste in FB damit zu tun, die Teilnehmer der Demonstration vor Attacken der Antifa zu schützen. So manches Auto wurde demoliert, so manche Hausfassade beschmiert, weil die Hilfstruppen von Kahane und Maas aktiv den “Kampf gegen Rechts” führten.

Dr.Hannes Cohnert / 27.01.2018

Ach, Frau Hagen, es freut mich, daß ich mit meinen Gedanken nicht allein bin. Sicher wäre es an der Zeit, daß die schweigende Mehrheit sich auf den Weg macht. Nur wie? Ich, und viele andere, die ich kenne, wären sofort mit Ihnen auf der Strasse. Jetzt sofort. Viel Glück, auf mich können Sie zählen.

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