Achgut.tv / 05.12.2019 / 06:01 / 37 / Seite ausdrucken

Waren die Deutschen schon immer so?

Ein Youtube-Kommentar zu diesem Interview: Zusammenfassend würde man heute wohl sagen: “So muss Interview!“ Eine junge, sympathische Frau stellt intelligente Fragen zu einem Buch, das sie offensichtlich wirklich gelesen hat, stellt einem „alten, weissen Mann“ nicht nur Fragen, sie hört ihm sogar aufmerksam zu, unterbricht die Antworten nicht und geht auf diese Antworten dann noch ein! Es war mir ein Vergnügen zuzuhören und ich war selbst erstaunt, am Schluss die 51:47 zu sehen. Die Zeit ging wie im Flug vorbei. Da hätte ich gerne noch weiter zugehört! 

Oben im Bild anklicken. 

Das im Interview vorgestellte Buch von Henryk M. Broder ist soeben erschienen „Wer, wenn nicht ich – Henryk M. Broder“. Der Autor befasst sich darin mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann unter https://shop.achgut.com bestellt werden. 

Foto: T.W

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Hjalmar Kreutzer / 05.12.2019

OT: Jammerschade Herr Broder, dass Sie mit dieser charmanten, klugen und schönen Frau nur quer über den Ozean mittels technischer Hilfsmittel skypen konnten, statt ihr persönlich zu begegnen. Dennoch Dank an beide für ein wundervolles Gespräch!

Marc Blenk / 05.12.2019

Feinste Unterhaltung und eine tolle und erfrischende Interviewerin. Da waren zwei wunderbar aufeinander eingepegelt.

Wolfgang Kaufmann / 05.12.2019

Der Klimawandel wird als Totschlag-Argument verwendet gegen Kernkraft, Berufsverkehr, Industrie, Agrartechnik und Digitalisierung. Wahrscheinlich will der Deutsche wieder zurück in seine heimelige Welt der Brüder Grimm mit Holpergassen, Handwerksbetrieben und Heimchen am Herd. – Merkwürdigerweise wird das Klima aber nie angeführt als Argument gegen Klassenreisen nach Kalifornien oder Ressortferien am Roten Meer, gegen die Alimentierung lebensfreudiger Großfamilien und den Import PS-strotzender Jungmänner. Also alles, was die Laberanten und die Messeranten erfreut, bleibt erlaubt; nur der Malocher, der den Laden am Laufen hält, soll sich gefälligst ein wenig einschränken. Ist das nachhaltig oder verhökern wir hier unser Erbe?

N. Reher / 05.12.2019

Herr Broder, ich liebe Sie :-) Aber davon mal angesehen: ich bin stolz, ein alter weißer Mann zu sein, empfinde das durchaus nicht als Diskriminierung! Denn “Alte weiße Männer” sind eine der letzten Spezies , die noch selber denken!

Roland Müller / 05.12.2019

Obrigkeitshörig und denkfaul bis zur Verblödung waren die Deutschen schon immer.

Ilona Grimm / 05.12.2019

Werter Herr Broder, das Gespräch mit Frau Wernli hat mir sehr gut gefallen, auch weil Sie beide einander zugehört haben und sich nicht gegenseitig ins Wort gefallen sind. Eigentlich hatte ich zunächst nur mal kurz reinhören wollen, konnte dann aber nicht aufhören, weil es so locker und dennoch ernsthaft zuging. Zum Thema „deutscher Schuldkomplex“ gebe ich Ihnen ein paar Widerworte: Es mag zwar zutreffen, dass Deutschen heutzutage im Ausland keine Nazi-Vorwürfe mehr gemacht werden. Das kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht mehr in der Welt umher jette. Als ich noch jung war, war das jedoch anders: Ganz egal, wo ich hinkam, liefen im TV Nazi-Filme – morgens, mittags, abends. Und immer wurde ich, ein nach dem Krieg geborenes Hascherl, nach meiner „Haltung“ dazu gefragt. Meine Antwort ist stets gewesen und ist es noch heute, dass weder meine Eltern noch meine Großeltern Nationalsozialisten gewesen sind und ich keinen Grund habe, mich ihrer zu schämen. (Einer meiner Großväter hat mit Ach und Krach und dank des rechtzeitigen Kriegsendes seinen KZ-Aufenthalt überlebt.) Hat man mir geglaubt? Wohl eher nicht. Jeder ausländische Gast im Haus meiner Eltern hat nach der Nazi-Vergangenheit gefragt und wie wir damit umgehen. Die Nazis waren in meiner Jugend und meinen jungen Jahren allgegenwärtig. Glauben Sie mir, Herr Broder, da entwickelt man einen Schuldkomplex, ob man will oder nicht; man kann sich gar nicht dagegen wehren. Und so wie mir dürfte es vielen Deutschen gehen. Vielleicht ist der Schuldkomplex sogar besonders ausgeprägt bei den Nachkommen derer, die in der NS-Diktatur keine Schuld auf sich geladen haben. Aber ob das ausreicht, das deutsche Weltenretter-Syndrom zu erklären, weiß ich auch nicht. Womöglich liegt’s an der geographischen Lage Deutschlands – oder am Klima.

Thomas Taterka / 05.12.2019

Na jaaa, eine der Tugenden des ” alten weißen Mannes ” besteht zweifellos darin, ein fast einstündiges Gespräch mit Tamara Wernli sachlich “durchzuhalten “. Das Internet, die räumliche Entfernung und die Kamera helfen natürlich. Der Rest ist wahrscheinlich ” Erfahrung “, nichts weiter als Erfahrung. Die Verkleidung als ” lumberjack ” find’ ich übrigens auch gut, - wenn man bedenkt, wieviel morsches Holz dran glauben musste für die Lichtung, die dieses ” ärgerliche ” Buch geschaffen hat. Hätte auch ganz gut in die 6 Kostbarkeiten - Reihe gepasst. “

Frances Johnson / 05.12.2019

Fanatismus hat in zyklischen Abständen in Deutschland Hochkonjunktur. Wenn es dafür umfassende Gründe geben sollte, dann vielleicht am ehesten das Geregelte des deutschen Beamtentums, der Gehorsam und der Obrigkeitsglaube. Manch Deutschem ist schon schwindlig geworden im Taxi in Rio oder wenigstens in Paris. Die gut profilierten Reifen und die umgehend reparierten Beulen im Auto deuten es an: Ein ordentliches Volk, das immer noch samstags den Wagen wäscht. In den Sechzigern lag der Hut hinten auf der Ablage, gelegentlich auch Toilettenpapier im Strickkleid, ähnlich dem Eierwärmer. Im Straßenbau sowie bei der Absicherung von Baustellen hat das Deutsche Vorteile. Aber zweifellos bringt es den Spießer hervor, in dem ein kleiner gehorsamer Soldat wohnt, der nicht geneigt ist, Gewissheiten, die von oben geschaffen werden, in Frage zu stellen. Individuen wie Erich Kästner, Franz Kafka oder Heinrich Heine sahen das immer kritisch und beschrieben es. Auch Lichtenberg ist hier zu loben. Und Schillers und Goethes Unterhaltungen über das “Teutsche” sind legendär. Daraus kann man entnehmen, dass er schon immer so war: Der deutsche Spießer, neuerdings auch mal jung, die Brutstätte eines gärenden Fanatismus. Sein fehlender Mut, etwas anders zu machen als andere, wird ihm regelmäßig zum Verhängnis. Er liebt die Gruppe mehr als seine individuelle Freiheit. Zahlenmäßig messen lässt er sich am besten am Prozentsatz des Antiamerikanismus. Und Israel herauszupicken unter Vergessen der Unterdrückung seiner umliegenden Staaten deutet es auch an: Ein verklemmtes freiheitsfeindliches Bürschchen, von Neid durchtränkt wie ein nasser Schwamm. Persönliches Glück ist ein Fremdwort. Alle, die anders sind, sind etwas welterfahrener, mit einer Spur anywhere gewürzt. Sie kennen das Andere und gönnen jedem sein Leben. Inzwischen ist es nach ca. 80 Jahren wohl weniger der Holocaust, der eine Identifikation erschwert, als vielmehr das übergeordnete Kleingeistige, das jenen hervorgebracht hat.

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