Hmm, es ist so ein Problem mit dem investigativen Journalismus. Cui bono, wer soll oder muss gestürzt werden. Betrachtet die Lebenslinien von Schorsch Leber seines Zeichens Maurer, Nobi Blüm Werkzeugmacher. Nur so zum Beispiel , sie arbeiteten sich hoch und waren authentisch. Sehen wir alle diese Politologen, Soziologen, etc mit phantastischen Lebensläufen, Karriere vom Kreißsaal zum Parlamentssaal, diese Phrasendrescher, dann sind mir gestanden Menschen tausendmal lieber, die nie vergaßen- wo sie herkamen, als diese Yuppie-Schnöseltruppe mit all ihren akademischen Titeln. Bist du eine Niete in deinem Beruf, dann langt es doch fast immer für den Bundestag. Oder etwas nicht. Gesunder Menschenverstand kann jede Form der Bildung ersetzen, aber nicht jede Bildung den gesunden Menschenverstand. Der Mensch fängt nicht erst beim Abitur an, ein guter Handwerker ist allemal besser als eine Flasche mit akademischen Titeln!
Das erste Mal, dass ich einen Achgut Artikel widerlich finde. Die Frage ist doch, ob er ein guter Manager ist und ob er sein Gehalt daher ehrlich verdient. Das Herumwühlen in irrelevanten Details der Vergangenheit ausschließlich mit dem Ziel, jemanden, der keinen so tollen Start oder eine Jugendsünde begangen hatte (wer keinen Schummelzettel hatte, werfe den ersten Stein), mit Jauche zu überschütten um selbst Karriere zu machen, verdient keinen Platz in meinem Lieblingsblog. Broder, übernehmen Sie!
Huch! Was ist das denn für eine selbstgerechte Beweihräucherung - er hätte es besser so tun sollen, wie er vorhatte: nicht weiter nachjagen und segeln gehen und die Buchstaben alle (!) in der Schublade lassen. Noch scheint er jung zu sein, noch scheint er nicht zu wissen, was wirkliches Scheitern ist - und wie schwer dann ein Neuanfang. Der wird vielleicht noch.
So ist es. Den Erfolgreichen hält keiner auf in seinem Lauf.
Sie haben recht. Das Prozedere in Verbindung mit dem Versuch Öffentlichkeit herzustellen, ist wahrlich interessanter als die Botschaft, das in der Biografie eines Unternehmers etwas nicht stimmt. Sie haben vielleicht nicht bedacht, dass neben ihrer “schnöden” Recherche ein “gefakter” Lebenslauf zusätzlich ein echter Aufreger gehört. Sie hätten Ihre Geschichte besser verpacken müssen. Die Medien heute wollen auch eine politische Haltung in Ihrer Recherche erkennen. Schnöde Wahrheiten sind da wenig bis gar nicht gewünscht. Wer weiß, wen Herr Rorsted alles kennt oder fördert? Manches Medium bekommt vielleicht auch Anzeigenteile oder wird über versteckte Subunternehmer mitfinanziert? Ich glaube, hätten Sie Ihre Story mit entsprechendem ör Skandalpapier verpackt, wäre da etwas gegangen. Vielleicht einen Hinweis darauf, das Rosted als Kind jemandem das Förmchen geklaut hat. Als 8jöhriger jemand geschubst hat. Als 10jähriger einem Nachbarskind einen freudigen Kuss auf die Wangen gedrückt hat oder was gerade besonders “In” ist, er hat “rechte” Tendenzen. Er kennt vielleicht einen AFD-Wähler, war mal im Theater und da saß drei Reihen hinter ihm ein “Nazi”. Vielleicht spendet er heimlich der AFD oder winkt mit dem falschen Arm Freunden zu. Aber so, nur ein gefakter Lebenslauf in der Ausbildung eines “verdienten” und “anerkannten” Unternehmers aufdecken? Inzwischen ist das Erschleichen von Doktortiteln und das Vorgeben falscher Berufs- und Lebenserfahrungen Hauptbestandteil deutscher Politikerbiografien. Warum soll das bei Unternehmern anders sein? Und mal ehrlich. Eigentlich müsste Rorstedt doch stolz sein, ohne großen Bildungshintergrund soweit gekommen zu sein. und könnte damit sogar angeben. Irgenwie eine verkehrte Welt. Dennoch ein hervorragender Artikel Herr Gökalp.
Mein Mitgefühl hält sich in Grenzen. Es gäbe hinreichend Verstrickungen zwischen Politik und Wirtschaft, genug politische Kuhhändel, unzählige Fälle von Verschwendung und Subventionsbetrug aufzuklären oder Politikern widersprüchliche Aussagen vorzuhalten. Stattdessen verschwendet der Autor Monate damit, um ein Skandälchen zu finden, das gewiss aufklärungswert ist, aber in seiner Bedeutung doch eher gering ist. Was ist ein Betrug bei einer Doktorarbeit gegen die Veruntreuung von 135 Mrd Steuergeld?
Schöner Bericht. Meine eigene Lebenserfahrung bestätigt es: das Diktum “Man muß mit den Wölfen heulen” hat allgemeine Gültigkeit. Individualismus ist kein gesellschaftlich erfolgreiches Konzept, Ihre Erfahrungen mit “Networking” sprechen eine deutliche Sprache. Die Mehrheit weiß es instinktiv, sie achtet darauf, sich stets an die Seite der Sieger zu stellen, und für den Fall, daß es nicht gelingt, jedenfalls darauf zu bestehen, insgeheim deren Ziele stets unterstützt zu haben. In einer Zeit, in der Leute, die sich ihre Universitätsabschlüsse und Dissertationen ergaunert haben, unverdrossen als politische Hoffnungsträger gehandelt werden, oder jedenfalls auf 1a Versorgungsposten befördert werden, Leute wie Lagarde, rechtskräftig wegen Vorteilsgewährung verurteilt, an die Spitze der EZB gelangen, ist eine Nachricht wie die, die Sie an den Mann bringen wollten, vielleicht einfach nur zum Gähnen. Schließlich kann man da sogar immerhin ein Versehen behaupten.
Auf der Betrugsskala wäre dieser Fall m.E. realtiv weit unten anzusiedeln. Ich vermute, ein Großteil der Journalisten (und nicht nur diese) hat seine Karriere mit ähnlich irreführenden Angaben zur eigenen Qualifikation geplastert. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.