Marvin Wank / 18.09.2019 / 06:25 / 138 / Seite ausdrucken

Von der Partei der erwachsenen Kleinkinder

Steuern, Verbote, Bevormundung. Für die Durchsetzung ihrer Ziele, allen voran des Klimaschutzes, ist den Grünen jedes Mittel recht. Universelle Werte wie Selbstbestimmung und Eigentum werden für das größere Wohl gern mal mit Füßen getreten. Privat sind die Grünen aber doch ganz anders: Laut einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen fliegen ausgerechnet die Wähler der Ökopartei am häufigsten.

Dieses Ergebnis der Umfrage dürfte den meisten bekannt sein. Weit weniger mediale Aufmerksamkeit haben aber die in meinen Augen noch viel interessanteren Folgefragen erregt: Die Umfrageteilnehmer wurden gefragt, ob sie sich für ihre Flugreise schämten und ob sie die Flugticketpreise auch allgemein für zu niedrig hielten. Auch diese Fragen beantworteten die deutliche Mehrheit der Grünen-Wähler mit „Ja“.

Es gibt bei den Wählern der Grünen also eine beträchtliche Dissonanz zwischen Überzeugung und Handeln. Doch das hier ist keiner dieser Artikel, der den Grünen Heuchelei in diesem oder jenem Bereich unterstellt oder nachzuweisen versucht. Davon gibt es genug. Und alle haben unrecht.

Ein Heuchler ist jemand, der „nach außen hin ein Bild von sich vermittelt, das nicht seinem realen Selbst entspricht“, so steht es zumindest auf Wikipedia. Ein Heuchler würde höhere Flugticketpreise fordern, um die positive Beachtung seiner Mitmenschen zu erlangen, sich in Wahrheit aber wünschen, dass seine Forderung nicht in die Tat umgesetzt wird.

Bei einem Grünen-Wähler ist das anders. Er hofft wirklich, dass die Regierung seine Flüge teurer macht, und auch öffentlich geäußerte Flugscham hat nicht nur eine bessere Außenwirkung zum Ziel, sondern kommt von tiefstem Herzen. Der Grüne setzt sich aus tiefster Überzeugung für einen Veggie-Day in der Kantine ein, auch wenn er dort jeden Tag Schnitzel mit Wurstsalat isst.

Von Vorschriften, Kontrollen und Anweisungen bestimmt

Wenn es aber nicht Heuchelei ist, die den Unterschied zwischen Wort und Tat erklärt, was ist es dann? Dazu lohnt es sich, das typischen Wählermilieu der Grünen zu betrachten. Laut Zeit-Online sind die Wähler der Grünen überwiegend Akademiker und weit überdurchschnittlich oft im öffentlichen Dienst beschäftigt.

Ihr ganzes Leben wird von expliziten Vorschriften, Kontrollen und Anweisungen bestimmt. Es ist daher nicht nur logisch, dass sie davon überzeugt sind, der Mensch brauche staatliche Verbote auf der einen und Anreize auf der anderen Seite. Mehr noch, diese Menschen sind davon überzeugt, dass es so etwas wie den mündigen Bürger nicht gibt, dass die Menschen überhaupt nur aufgrund von Handlungsanweisungen, Vorschriften und Gesetzen rational handeln können.

Das heißt im Umkehrschluss natürlich, dass einen auch keine Schuld trifft, wenn man aus Sicht der Grünen irrational handelt – solange es dafür kein staatliches Verbot gibt. Die Grünen sind Kinder, die erzogen werden wollen. Sie wollen gezwungen werden, ihre eigenen Überzeugungen in die Tat umzusetzen, weil ihnen, wie kleinen Kindern, die Selbstdisziplin fehlt, dies aus eigener Kraft zu tun. Gleichwohl trauen sie auch dem Rest der Bevölkerung keine Eigenverantwortung zu. Die Grünen verpetzen ihre Mitbürger bei der Nanny, und ihre Nanny ist der Staat. In den Grünen offenbart sich der nie besiegte Rest des deutschen Obrigkeitsgeistes.

Die Grünen sind nicht die Partei der Heuchler, sie sind vielmehr die Partei der erwachsenen Kleinkinder. Zwar stehen sie felsenfest hinter den eigenen Überzeugungen, doch sind sie unfähig, ihre Ziele durch eigenverantwortliches Handeln zu erreichen. Sie wollen einen Staat, der die Menschen zum Richtigen erzieht und zwingt, weil sie keine Idee davon haben, wie der Mensch selbst durch verantwortliches Handeln etwas bewegen könnte. Sie nehmen die Diktatur nicht nur als Mittel zum Zweck in Kauf, sie sehnen sich nach ihr. Und das macht sie noch viel gefährlicher.

Dieser Artikel ist im Rahmen des Projekts „Achgut U25: Heute schreibt hier die Jugend in Zusammenarbeit mit der Friedrich A. von Hayek Gesellschaft und dem Schülerblog „Apollo-News“ entstanden. 

 

Marvin Wank ist 18 Jahre alt und Student der Wirtschaftsinformatik aus Chemnitz.

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Leserpost

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W. van Dyk / 18.09.2019

Die Partei der erwachsenen Kleinkinder hat es aber geschafft 87% der Wähler grün zu betreuen. Das sollte man nicht unterschätzen und mit dem zukünftigen Wählernachwuchs wird es wohl noch bunter.

Heinz Becker / 18.09.2019

Hervorragende Analyse der gruenen Schlechtmenschen! Ich sehe zudem aus psychologischer Sicht hier eine pathologische Schizophrenie mit Verhaltensdevianz und masochistischen Anteilen. Sie tun etwas, was sie oeffentlich bekaempfen, fuehlen sich dabei schlecht und wollen durch Steuern, Verbote usw. bestraft werden. Schwer behandelbar, wenn beim Kranken die Einsicht fehlt… Auch deswegen wieder: Rette sich, wer kann!

Karl Neumann / 18.09.2019

Hallo Marvin, ich hoffe, Sie haben diesen Artikel unter einem Pseudonym geschrieben. Auch die grünen Gutmenschen sehen es nicht gerne, wenn sie entkleidet werden und ihre Weltverbesserungspläne als das erkannt werden was sie in Wirklichkeit sind : ein Katalog von Verboten und Verordnungen, die jede individuelle Initiative, die dieser Diktatur widerspricht, im Keime ersticken. Ich nehme jedoch an, dass es nicht Ihre Absicht ist, dieser Partei mit einer Mitgliedschaft zu noch größerem Einfluss zu verhelfen und kann mir nur wünschen, von Ihnen weitere Artikel in ähnlicher Form zu Gesicht zu bekommen.

C. Vymetal / 18.09.2019

Die politische,  grüne Weltanschauung erinnert auf fatale Weise an die Zeit des Tugend-Terrors unter den Jakobinern Ende des 18. Jahrhunderts. Zum einen sind da offensichtliche Parallelen (Rousseau’sche Gesellschaftsvertrag vs. große Transformation; Kult des höheren Wesens vs. Klimawandel), zum anderen benötigt auch die grüne Weltanschauung keine demokratische Legitimation, die Tugend der Besitzer der einzigen Wahrheit ist für das Gemeinwohl und damit für den Gemeinwillen ausreichend. Erschreckend ähnlich ist der Umgang der Alt- und Neo-Jakobiner mit Kritikern. Zwar ist die Guillotine mittlerweile aus der Mode, aber im öffentlichen Diskurs bleibt den Kritikern meist nur die Änderung ihrer Überzeugungen oder die mediale und soziale Ausgrenzung. Analog zur Methode Robespierres, sind Verbote ohne Tugend verhängnisvoll, aber Tugend ohne Verbote wirkungslos. Diejenigen, die heute Parteien wählen, die eine grüne Weltanschauung propagieren, egal, ob aus Überzeugung oder Opportunismus, sollen nicht allzu überrascht sein, wenn sie morgen als Feinde des Gemeinwohls ökonomisch und sozial sanktioniert werden. Auch dann wird die Revolution wieder ihre Kinder verschlingen.

Detlef Jung / 18.09.2019

Einfach großartig analysiert, Marvin Wank. Sensationell - weitermachen! Und so wenige Zeilen dazu verwendet. An der These der “erwachsenen Kleinkinder” und der herausgearbeiteten Logik scheint mir mehr dran sein als uns lieb sein kann, auauau.

Udo Ebert / 18.09.2019

Vermessenheitsverzerrung, Sendungsbewusstsein, Sinnsuche und eine unklare Sehnsucht verdichten sich in einem bestimmten (grünen) Menschenschlag und treiben einem Höhepunkt zu.

E. Grüning / 18.09.2019

Ich bin nicht der Überzeugung, dass eine bei einer Umfrage zugegebene Scham ehrlich sein muss. Scham sollte ja eigentlich zum Korrigieren des Verhaltens führen. Wenn aber, wie festgestellt, das Passagieraufkommen beim Fliegen gestiegen ist, Abgeordnete der Grünen sogar die Goldmedaille beim Reisen (innerdeutschlands) mit dem Flugzeug bekamen, dann kann bei den Mitgliedern von den Grünen und ca. 25 % der Wähler im Oberstübchen etwas nicht stimmen! Desweiteren stelle ich hier mal zur Diskussion, was in den Elternhäusern dieser Personen und in der bundesdeutschen Schulerziehung falsch gelaufen ist, wenn so ein großer Teil die Bevormundung und Bestrafung zum Mittel eines gesellschaftlichen Umgangs präferiert! Der Vorwurf der Angepasstheit, des kritiklosen Staatsglaubens, des Erwartens einer Nanni-Betreuung ging ja gerne an die sich aus einer Diktatur freigekämpfte Bevölkerung im Osten! Was wir aber heute erleben, ist, dass ein größerer Teil in Ost als Südwest kritisch die Parteienlandschaft hinterfragt. Die Ursachen für die Parteipolitik der Grünen, für ihr Auftreten, ihre Impertinenz bei der Ankündigung von Regulierungen bis unter die Bettdecke der Bürger muss in deren Vergangenheit gesucht werden! Man sollte die gegen die bürgerliche Freiheit gerichteten ideologischen Grundlagen ihres Handelns nicht verniedlichen, indem man den Fehler macht, sie nicht für voll nehmen zu wollen! Diktaturen entstehen nicht über Nacht, Manipulation und Verschleierung von politischen Zielen sind nicht erst ein Geschäft der Neuzeit! Urängste wecken und gleichzeitig eine Bevölkerungsgruppe zum Sündenbock zu stilisieren und mit naiv-simplen Lösungen das Heil und einen Ausweg zu versprechen, wer findet nicht auf Anhieb mehrere Beispiele in der Vergangenheit! Aber wir leben in einer Zeit des gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritts! Der Mensch kann mit seiner Intelligenz auf Veränderungen reagieren! Panische Restriktion führt zum Rückschritt!

Dr. J. Commentz / 18.09.2019

@Gertraude Wenz: 1:4 gegen Grün; die “Diskussion” wäre schon nach 15 Minuten zu Ende. Allein die Macht der Zahlen wäre erdrückend. Aber nur die Vorstellung macht sofort deutlich, wie weit sich in Deutschland der Diskurs von der Realität entfernt hat. Nur wer sich der naturwissenschaftlichen Realität stellt, wird am Ende Recht behalten; bis auf wenige, leise Stimmen in der CDU ist bei den Blockparteien nichts zu erwarten.

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