...sind krass unterwegs und wollen, dass jetzt endlich Schluss mit Lustig ist. 20 000 Soldaten mehr? Unsinn, “Ein Tropfen auf den heißen Stein, der überhaupt nichts bringen wird.”
Reden wir lieber gleich über eine halbe Million:
“tagesschau.de: Im Vorfeld war viel von einem “Strategiewechsel” der US-Politik die Rede: Verdienen die Pläne von US-Präsident George W. Bush diese Bezeichnung?
Patrick Leclercq: Nein. Es wäre maßlos übertrieben, wenn man das so bezeichnen würde. Was passieren soll, ist maximal ein Tropfen auf den heißen Stein. Die wesentlichen Dinge sind ja die Ankündigung einer Truppenverstärkung um plus/minus 20.000 Mann auf insgesamt 150.000 bis 160.000 Soldaten. Wenn Sie sich überlegen, dass seinerzeit bei der Befreiung Kuwaits, das wesentlich kleiner ist als der Irak, mehr eine halbe Million Soldaten der USA und ihrer Verbündeten eingesetzt wurden, wäre das nun etwa ein Drittel. Damit können Sie ein Land von der Größe des Iraks in keinster Weise befrieden.”
Klingt für meine zarten Ohren zwar ein wenig extrem. Ich weiß auch nicht, ob eine solche Riesenarmee so gut ankommt, mehr Soldaten heißt ja auch: mehr Schüsse und Bomben, die daneben gehen und so… Aber darüber läßt sich ja prima streiten. Jetzt erstmal ein ganz herzliches Willkommen in unserem kleinen, aber feinen Kriegstreiberclub, liebe Kollegen. Ihr werdet sehen: So schlimm ists dann auch wieder nicht mit den Anfeindungen und so! Ist ja auch immer das Gleiche!
Wie bitte? Da habe ich euch falsch verstanden? Na, aber ich wollte euch doch nichts Böses unterstellen. Natürlich hat mich eure erneute Rede von “Widerständlern” und “Aufständischen” in der gleichen Sendung ein wenig stutzig gemacht, aber ich dachte mir: Aller Anfang ist schwer. Das ist nur die Gewöhnung. Nächstes mal reden sie schon von “genozidalen Terroristen” und “faschistischen Mörderbanden”, wie sich das für einen ordentlichen Neocon gehört. Da dürfen wir jetzt nicht so streng sein. Geben wir den Azubis eine Chance!
Was hätte ich denn sonst von euch denken sollen? Soweit wäre ja selbst der Zynismus der Tagesschau, wie wir sie bisher kannten, nicht gegangen, auf gut deutsch zu sagen: Hört mal zu Iraker. Wir wissen sehr wohl, dass man eine solch grausame Terrorbande, diese Khmer Rouge, die sich in der Region geirrt hat, nur mit einer halben Millionen Soldaten besiegen könnte, aber genau deswegen - das müsst ihr doch verstehen! - lassen wir es einfach gleich bleiben. Seht zu wie ihr klar kommt. Ihr seid das ja gewohnt. Wir drücken euch trotzdem ganz fest die Daumen. Viel Glück! Und wenns nicht klappt, hilft vielleicht der tröstende Gedanke, dass Demokratie und Menschenrechte eh nichts für euch sind. Ihr wisst ja: amerikanische Arroganz, westliche Sichtweise und so… Ihr habt doch sicher auch den Michael Moore gelesen, ist wirklich schöner ohne Kapitalismus und Parteiengezänk.
Ach so! Sagt das doch gleich! Ihr habt weder vom Irak noch von der Realität geredet, das sind ja kolonialistische, bzw. postmoderne Diskurskonstrukte. Ihr wolltet einfach nur Bush kritisieren. Und da dachtet ihr: doppelt gemoppelt hält besser! Wenn die Demokraten sagen: Raus da! Nichts wie weg. So schnell wie irgend möglich. Viel zu viele unserer Jungs sterben, sagt ihr: Genau, böser, ganz böser Bush! Und wenn Leclerq sagt: Rein da! Mehr Engagement!, sagt ihr auch: Genau, böser, böser, furchtbar böser Bush, ab in die Ecke!
Das ist natürlich eine sinnvolle Strategie. Noch cooler wäre jetzt noch die dialektische Vermittlung beider Bush-Kritiken. Nein, keine Angst, kein Hegel, einfach der gute alte Dreischritt, kann wirklich jeder. Aufgepasst, liebe Tagesschau:
These: Sofort raus! Besatzung beenden! Kein Blut mehr für Öl!
Antithese: 500 000 Mann. Buchstäblich volle Kanone! Überflutet das Land mit unseren Marines!
Soweit konntet ihr folgen, ja? Und jetzt kommts!
Trommelwirbel!
Synthese: 20 000 zusätzliche Mann.
Ach so, entschuldigt, wäre zwar immerhin logisch, aber das war ja nicht der Sinn der Übung.
Quelle:
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6289804_TYP_THE_NAV_REF3,00.html