Cora Stephan / 14.03.2024 / 10:00 / Foto: Pixabay / 46 / Seite ausdrucken

Toxische Weis(s)heit: Auf die Medien ist immer Verlass!

Die Deutschen sind bekannt dafür, sich selbst die Schuld zu geben und der medialen Berichterstattung blind zu vertrauen. Auch, wenn sie sich als große Ente heraustellt.

Die Enten tummeln sich im Teich und werden immer mehr. Früher hießen sie Zeitungsenten, heute könnte man sie Medienenten nennen – oder Fake-News. Und im Unterschied zum Federvieh werden die steinalt. Sie wissen doch gewiss, wie es zum „Aufstand der Anständigen“ gekommen ist, damals, unter Bundeskanzler Gerhard Schröder, im Herbst 2000? Genau: Nach einem Brandanschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge sei „Wegschauen nicht mehr erlaubt“. Solche Anschläge begingen nur deutsche Rechtsradikale, gegen die man Lichterketten und Demonstrationen organisierte.

Als sich herausstellte, dass die beiden Täter aus Marokko bzw. Jordanien stammten, wurde der Kampf gegen Rechts nun erst recht weitergeführt. Fünfzehn Jahre später meinte Anja Reschke, es sei längst wieder an der Zeit für einen „Aufstand der Anständigen“ gegen Hetze auf Ausländer. Die nicht gerade biodeutschen Täter waren längst vergessen.

„Die Tat ist dem Angeklagten zuzutrauen“, urteilte einst ein Richter. Zuzutrauen ist es einem Deutschen. Wer es einem Nichtdeutschen zutraut, ist des Generalverdachts und der Ausländerfeindlichkeit schuldig.

Dass es in Chemnitz im Sommer 2018 zu „Menschenjagden“, zu „Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens und anderer Herkunft“ gekommen ist, wird noch heute in den Medien kolportiert, schließlich ist der damalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen entlassen worden, weil er das bestritt – bestritten wurde das auch vom sächsischen Generalstaatsanwalt, von der Chemnitzer Freien Presse und vom sächsischen Ministerpräsident Michael Kretschmer. (Vom Opfer eines Totschlags, der dem voranging, ist nur noch selten die Rede.)

Die Deutschen trauen sich alles zu

Später ruderte die Bundesregierung zurück, sie habe sich auf die Berichterstattung der Medien verlassen. Nun, wir wissen ja, wie es in „Dunkeldeutschland“ (Joachim Gauck) so zugeht. Den Ossis ist beinahe alles zuzutrauen. Etwa, dass sie ungerührt zusehen, wenn ein kleiner Junge im Schwimmbad ermordet wird. „1997 soll der 6-jährige Josef Kantelberg-Abdullah im städtischen Freibad von Rechtsradikalen ermordet worden sein. Am hellichten Tag, in aller Öffentlichkeit. Ein Aufschrei geht durch Medien und Politik.“

Nicht nur die Medien, auch die Staatsanwaltschaft hielt für glaubhaft, dass zwei Männer auf den Jungen eingeschlagen, ihn zu einem Kiosk geschleppt, etwas eingeflößt und mit dem Elektroschocker traktiert hätten, bevor sie ihn ins Wasser warfen und auf seinen Körper gesprungen seien. Die Obduktion fand nichts dergleichen. Das Kind ist an Herzversagen gestorben. Solche Horrornachrichten setzen sich fest. Die Deutschen trauen offenbar vor allem den Deutschen alles erdenklich Schlechte zu.

Und so wird jedes Jahr in Hanau an die Opfer eines rassistischen Attentats gedacht. Neun Menschen mit Migrationshintergrund habe der 43-jährige Tobias Rathjen am 19. Februar 2020 erschossen, aus rassistischen und rechtsextremen Motiven. (Dass das 10. Opfer die Mutter des Täter war, wird meist unterschlagen.) Eine zentrale Trauerfeier im Kongresszentrum am 4. März 2020 mit den Hinterbliebenen, dem Bundespräsidenten und der Bundeskanzlerin wurde auf Großbildleinwänden in der Innenstadt übertragen. Rechtsextremismusforscher sehen eine Mitverantwortung der AfD für die Radikalisierung des Täters.

Vernebelte Urteilskraft

Bitte, das passt doch! Nun handelte es sich beim Täter um einen schwer an Schizophrenie erkrankten Menschen, eine Diagnose, mit der landläufig auf Schuldun-fähigkeit erkannt wird. Wie kann es sein, dass ein schuldunfähiger Schizophrener „sich gleichwohl wesentlich oder gar überwiegend von nicht-krankhaften, sondern rassistischen Motiven bei seiner Tat hat leiten lassen?“, fragt Wolfgang Meins, Arzt für Psychiatrie und Neurologie.

So geht es zu, wenn Gesinnung die Urteilskraft vernebelt. Während weder Bundespräsident noch Kanzlerin es nötig fanden, den zwölf Opfern eines islamistischen Attentäters auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz im Dezember 2016 eine zentrale Trauerfeier mit Übertragung in der ganzen Stadt zu bescheren, pflegt die Stadt Hanau Jahr um Jahr die Sage vom rassistischen und rechtsradikalen Anschlag.

Von der Mär einer angeblichen Geheimveranstaltung in Potsdam, wo über die Deportation deutscher Staatsbürger geredet worden sei, ist mittlerweile nichts mehr übriggeblieben, es hat sich als Schmonzette der selbsternannten Faktenchecker von Correctiv erwiesen. Doch die Vorlage ist zu gut, um sie nicht zu verwenden. Olaf Scholz hat das verstanden. Er zeigt sich besorgt nach „Berichten über rassistische Deportationspläne Rechtsextremer“. Gemeint ist eben dieses private Treffen in Potsdam, an dem neben AfD-Mitgliedern auch CDU-Mitglieder teilgenommen haben. Aber egal: Die Nazikeule trifft immer die Richtigen. Und so schwirren die Fake-News als Untote durch Politik und Medien, sie sind zu schön, um ungenutzt zu bleiben.

 

Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Ihr aktueller Roman heißt „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“.

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Rainer Niersberger / 14.03.2024

Ein wichtiger, weil entscheidender Aspekt : Die Deutschen, die Mehrheit, traut sich selbst Alles zu. Da ist mehr dran, als manche glauben. Die “toxische” Frage ist, warum ist das so.  Nun koennte man fruehere Jahrhunderte oder auch den Protestantismus bemühen, um eine Erklärung zu finden. Immerhin loest dieses “Zutrauen” ja noch viel mehr aus, als die hier genannten Beispiele. Geradezu Existentielles oder besser Suizidales.  Ich neige dazu, die Geschichte nach 1945 zu bemühen, genauer das, was da ueber und zum Deutschen ” festgestellt” wurde. Auch und nicht zuletzt von Deutschen selbst. Deshalb ja auch die “Reedukation” und das GG oder die Demokratie, die keine ist. Und selbst Kohl bat Mutterland um europäischer Einhegung und Schutz vor dem deutschen Volk. Ohne diese Kontrolle wacht das Boese wieder auf.  Die Ironie der Geschichte ist, polit psychologisch aber natuerlich leicht erklärbar, dass nun tatsaechlich der totalitaere, welteerziehende, opferbereite Geist wieder aus der Flasche kommt, genauer gesagt, gerade deshalb.  Bevor wir anderen, zur Weltrettung, an die Gurgel gehen, eine typische Eigenschaft des Deutschen, killen wir uns lieber selbst. Da liegt jedenfalls im Westen der Republik nicht nur eine Konditionierung, sondern eine massive Neurose ( oder mehr) vor. Heilung nicht in Sicht. Alles ist besser als “rechts”, selbst wenn es nicht einmal rechts ist.

Helmut Driesel / 14.03.2024

  Ja, offenbar kann man von und mit Zeitungsenten gut leben in diesem Land. Ente gut, alles gut. Aber normalerweise braucht der gewöhnliche Unterhaltungssüchtige immer wieder neue Abwechslung im Programm. Ich vermute mal, mit “gegen rechts” kann man bald keinen linken Kauz mehr hinterm Ofen vor locken. Dann wird es das Problem geben, dass viele ihren Frust nicht mehr auf etwas projizieren können, das historisch schon als Fußabtreter daliegt. Wenn dann noch herauskommt, dass man uns mit dem Klimaschwindel bloß an der Nase herum geführt hat, um den hiesigen Lebensstandard herunter zu drücken… Mir graut schon vor den möglichen Wahlerfolgen der CDU und dem Erstarken christlich dominierter, traditionell russenfeindlicher Strukturen. Da geht es auch um politische Enten und anderes Wassergeflügel.

Wilhelm Rommel / 14.03.2024

Auf manche Medien ist ganz besonders Verlass: Zu nennen an erster Stelle der ‘Kölner Stadtfunk’: Schon zum Frühstück eine den flächendeckenden Polizei-Rassismus beklagende Beauftragte für Irgendwas, dann der liebreiche Mihigru-Nachbar. Ich habe dann per Knopfdruck die Reissleine gezogen, um dem zu erwartenden Bericht aus dem hinterletzten Eck Nordrhein-Westfalistans über den voller Inbrunst fastenbrechenden Bundes-Uhu aus Bellevue zu entgehen. Trockene Anmerkung aus der familiären Frühstücksrunde: Noch kannst Du ausschalten, aber warts nur ab, bis draußen an allen möglichen Masten Lautsprecher installiert werden, aus denen dann in Endlosschleife die gesammelten Reden unserer ‘Geliebten FührerInnen’ hervorquellen wie die (ähem) aus dem (räusper)”. Unterbrochen nur vom Gebetsruf des Muezzins und frommen Gesangseinlagen eines gewissen ‘Ehrensöldners’ aus Großburgwedel…

Peter Holschke / 14.03.2024

Ach was? Die Medien lügen wie gedruckt? Das hätte ich nun nicht erwartet! Ich dachte die freie Presse und der unabhängige Rundfunk sind nur der Wahrheit verpflichtet und nun sowas! Nebenfrage, muss man das eigentlich lesen, hören, anschauen? Nicht? Man wird nicht gezwungen? Na also, wo ist das Problem?

Frank Box / 14.03.2024

ZITAT: “Die Deutschen sind bekannt dafür, sich selbst die Schuld zu geben und der medialen Berichterstattung blind zu vertrauen. Auch, wenn sie sich als große Ente heraustellt.” - So ist es! - Daher kann man die Wichtigkeit der alternativen Medien, zu denen auch Achgut gehört nicht oft genug betonen! Habe durch Zufall auf einem amerikanischen Radioportal jetzt noch ein zweites Kontrafunk-Programm entdeckt, als ich “Kontrafunk” in die Suche eingegeben habe. (Sonst findet man den Sender nicht!)

S. Andersson / 14.03.2024

Auf Propaganda Medien immer. Gestern bei Kaffee trinken gehört: ” ... alle Politiker haben sich mit Anti Corinna impfen lassen. Komisch nur das keiner von denen plötzlich & unerwartet ...” Man kann halt nicht alles über die Verblödungsindustrie vertickern.

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