Nicht, dass Österreich im Augenblick Unterstützung auf rechtspopulistischem Felde bräuchte- die FPÖ hat in Wien bei den Gemeinderatswahlen gerade fast 27 Prozent der Stimmen geholt. Aber vielleicht würde sich Horst Seehofer (CSU) in der österreichischen Hauptstadt ja wohlfühlen. Die Donau, gern als blau besungen, ist derzeit rot, nicht politisch; wegen des Chemieunfalls in Ungarn. Sie fließt jetzt lustigerweise an einer ziemlich „blauen“ Stadt vorbei. Vorschlag zur Güte: Horst Seehofer zieht nach Wien - und Angela Merkel hätte ein Problem weniger.
Der Streit über Zuwanderung in Deutschland zieht Kreise, Angela Merkel hält ihre schützende Hand über Seehofer, die Opposition ist empört, Horst Seehofer sieht keinen Grund, sich zu entschuldigen. Er hat ja auch „nur“ einen Zuwanderungsstopp für Türken und Araber gefordert. Und sei missverstanden worden. Schön, dass Angela Merkel von Bulgarien aus mitteilen lässt: „Deutschland ist und bleibt ein weltoffenes Land.“
Wien gibt sich auch gern als weltoffen. Besonders dann, wenn es um Dirigenten, Tenöre oder Literaten geht. In Wien wäre Seehofer gut aufgehoben. Ich kann das beurteilen, ich bin dort aufgewachsen. Es ist eine wunderschöne Stadt, tolle Museen, herrliche Kaffeehäuser, viel Grün, gutes Essen, exzellenter Wein, Menschen mit goldenen Herzen (erzählt man sich). In Wien werden die großen und kleinen Liebschaften, Gspusis genannt, der Politiker, auch großzügiger übersehen als im rauen Berlin, aber dies nur nebenbei. Ein weicher Standortvorteil, sozusagen!
Wien ist schön. Nur darf man bei manchen Themen nicht allzu genau hingucken. Für Menschen, die nicht gelernt haben, sich klar auszudrücken, ist es allerdings ein herrlicher Aufenthaltsort. Heute ein bisserl so, morgen ein bisserl anders, das gehört an der Donau seit jeher zum Lebensgefühl. Und ist tatsächlich gemütlich und schön, wenn es um positive Dinge geht. Ein Paradies für Politiker! Da muss man sich für Seehofersche Missverständnisse bei ähnlichen Äußerungen schon lange nicht mehr entschuldigen. Ausländerfeindlichkeit ist in Wien mittlerweile salonfähig geworden. Hamma alles nicht so gemeint!
Die Sozialistische Jugend hat in Wien heute vor dem Rathaus ein riesiges Transparent mit Heinz-Christian Strache – er führt das rechte Lager an – enthüllt. So lange es solche jungen Leute gibt, muss einem um die Zukunft Wiens und Österreichs trotz aktueller Sorgen nicht bange sein. Straches Kopf ist durchgestrichen, daneben steht: „Ich muss draußen bleiben“. Nix mit Rathaus! Traditionell ist dieser Spruch in Wien an Geschäfts- oder Kaffeehaus-Eingängen zu lesen. Er gilt für Hunde. Silvia Meixner ist Wienerin, Journalistin und Herausgeberin von http://www.good-stories.de
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