Ulli Kulke / 02.12.2020 / 15:00 / Foto: pixabay / 88 / Seite ausdrucken

Rundfunkgebühr: Die rotgrünen Sheriffs sind von der Rolle

Wenn es nur um die Frankfurter Rundschau ginge, wäre es sicher nicht der Rede wert. Doch die reichlich eigenwillige Meinung (um es vornehm auszudrücken), die das Blatt in seinem Leitartikel vom 2. Dezember kundtut – sie steht einfach für eine allzu populäre Sichtweise, mit der allzu viele Journalisten heute meinen, Haltung zeigen zu müssen, dabei die Logik über Bord werfen, und die demokratischen Grundsätze gleich mit.

Bekanntlich lehnt die CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt die geplante Erhöhung der Rundfunkgebühren ab. Bleibt sie dabei, wird nichts aus den Mehreinnahmen für ARD, ZDF und Deutschlandfunk, weil auch die dort sehr starke AfD-Fraktion dagegen stimmen wird, damit eine Mehrheit der Abgeordneten nein sagt, und deshalb die für eine Erhöhung erforderliche Zustimmung aller Landtage der Republik nicht zustande kommt. Dies, obwohl die beiden Koalitionspartner der CDU im Magdeburger Parlament, SPD und Grüne, für die Erhöhung sind – es reicht nicht.

Im Leitartikel der FR heißt es dazu: „Der Preis dafür wäre hoch: Sollte die CDU mit der AfD dafür sorgen, dass die aktuelle Erhöhung der Rundfunkgebühren nicht durchkommt, wäre das ein politischer Sündenfall. Knapp zehn Monate vor der nächsten Bundestagswahl gemeinsame Sache mit dieser radikalisierten AfD zu machen, würde der CDU erheblich schaden.“

Man kann der Autorin nur entgegenhalten: Die FR begeht mit ihrer Behauptung einen eklatanten Sündenfall in Sachen Demokratie, und der Preis dafür könnte ein noch größerer Schaden für die Frankfurter Rundschau sein, der die Zeitung noch weiter in die Bedeutungslosigkeit treibt, wenn das überhaupt noch möglich ist. 

Plötzlich falsch, weil die AfD dasselbe fordert?

Die CDU ist in Sachsen-Anhalt mit der Forderung in die letzte Wahl gegangen, sich für die Stabilität des Rundfunkbeitrags einzusetzen. Sie hat diese Position im Koalitionsvertrag zur Sache für die ganze Dreiparteienregierung gemacht. Sie hat nie etwas anderes gefordert. Jetzt aber fordern SPD, Grüne und eine ganze Reihe von Medien, sie solle von dieser ihr angestammten Forderung plötzlich abrücken, und zwar allein deshalb, weil die AfD dasselbe fordert. Und ausgerechnet dieses Wort halten der CDU, die Erfüllung ihrer eigenen Wahl- und Koalitionsversprechen – ein Sündenfall? Und die anderen Regierungsfraktionen, die den Koalitionsvertrag brechen, behalten den Heiligenschein? Hier scheinen einige zu vergessen: Die CDU hat Wähler, die AfD übrigens auch.

Wie absurd doch der Standpunkt des rotgrünen Parteiblattes inzwischen im Banne der AfD ist, wenn es jetzt auch noch dumpf dräuen lässt: Dieser Akt politischer Glaubwürdigkeit werde der CDU sicherlich bei der nächsten Wahl schaden. Verkehrte Welt.

Dass die ARD aufgrund einer von ihr selbst in Auftrag gegebenen Umfrage mit der These hausieren geht, die Mehrheit sei für die Gebührenerhöhung, kann man bei ihrer Betroffenheit fast schon nachsehen. Wenn sie dabei allerdings sogar mit der Frage in dem Tonfall Alle in Deutschland wollen die Gebührenerhöhung, soll die CDU in Sachsen-Anhalt dann nicht bitteschön und unbedingt deswegen auch zustimmen? nur eine ziemlich knappe Mehrheit zustande brachte, die das mit Ja beantwortete, da sollte das nicht nur den betroffenen Öffentlich-Rechtlichen zu denken geben, sondern erst recht einer Presse, die sich unabhängig nennt.

Rot-Grün hat immer recht?

In einem anderen Beitrag zum selben Thema merkt dieselbe Zeitung mit erhobenem Zeigefinger gegenüber der CDU an: „Es ist nicht üblich, gegen den Koalitionspartner zu stimmen“. Ein Satz, der zeigt, für wie dumm, oberflächlich, ignorant und vor allem einseitig die Rundschau ihre eigenen Leser hält. Ich maße mir hier nicht an, zu entscheiden, ob zu recht oder unrecht, aber jeder, der lesen kann, darf sich doch selbst die Frage beantworten: Wer stimmt da eigentlich gegen wen? Wer ist die Koalition? Automatisch etwa der kleinere Partner? Rot-Grün hat immer recht? Bricht etwa die CDU, die sich weiter an den von allen dreien unterzeichneten Koalitionsvertrag halten will, aus der Koalition aus oder sind es nicht vielleicht doch die Grünen und die SPD, die sich von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten stets gut behandelt fühlen, die deshalb ihre verbindlich getroffenen Vereinbarungen über den Haufen schmeißen – und dann lauthals schreien: „Haltet den Dieb“.

Jetzt ist – nicht nur in der Frankfurter Rundschau – vielfach zu lesen: Die CDU gehe in ein Bündnis mit der AfD. Ein Unfug, der geradezu den Verstand quält. Wenn zwei bei der Frage „dafür oder dagegen“ im selben Moment den Arm heben, ist dies noch lange kein Bündnis. Ein Bündnis dagegen ist eine Koalition, mit einem Koalitionsvertrag. In Magdeburg zum Beispiel zwischen CDU, SPD und Grünen vor vier Jahren geschlossen – und nun von den beiden letzten gebrochen. Dass die Ausbrecher daraus auch noch ihre eigene Drohung ableiten, das Bündnis aufzukündigen, wenn ihnen die CDU nicht folgt, ist dann die Spitze auf all diesem Lug und Trug.  

Eigentlich, so sollte man nach all ihren permanenten Proklamationen annehmen, würden alle Linken und Grünen dafür eintreten, den Einfluss der rechten Partei zu minimieren. Die Art und Weise, wie sie tatsächlich dagegen scheinbar gesetzmäßig fordern, alle anderen Parteien im Parlament hätten wie selbstverständlich ihre Meinung von derjenigen der AfD abhängig zu machen und immer gegen sie auszurichten, macht diese eher allmächtig. Die Art und Weise zeigt, bei Licht betrachtet, auch, dass es SPD und Grüne samt der ihnen gewogenen Presse eher um das Aufrechterhalten von Feindbildern geht, um weiteren Zündstoff für ihre Propaganda. Auch wenn dabei zutiefst demokratische Grundsätze über Bord gehen – egal.

Foto: pixabay

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Gabriele Klein / 02.12.2020

Könnte es sein dass AFD Politiker sich die waschen? Solange dies der Fall ist, sollten CDU und Konsorten sowas unbedingt unterlassen damit wir alle wissen wer (rot)braun ist und stinkt.

P. Wedder / 02.12.2020

Bereits vor knapp 17 Jahren konnte man im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zusehen wie die Gebühren verschwendet wurden. Als irgendeine königliche Hochzeit gefeiert wurde, lief dies live auf mehreren öffentlich-rechtlichen Kanälen. Muss ich wirklich erwähnen, dass damals jeder Sender sein eigenes Team vor Ort hatte?? Inzwischen sind sie ja um ein vielfaches expandiert. Freiwillig werden sie sich niemals auf die eigentlichen Ursprungsaufgabe besinnen. Die Gebühren zahle ich unter Vorbehalt und per Überweisung. Manchmal in mehreren Raten.

Karsten Dörre / 02.12.2020

Herr Kulke, so wie Sie beschreiben, steht es nicht in der Frankfurter Rundschau. Dort wird auch auf den Koalitionsvertrag eingegangen, SPD und Grüne interpretieren die Beitragsstabilität beim Rundfunkbeitrag anders als die CDU. Ich sehe den Rundfunkbeitrags-Hickhack in Sachsen-Anhalt als Landtagswahlkampf. Die CDU braucht noch paar mehr Prozentpunkte für die kommende Landtagswahl, um gestärkter als 2016 in die Koalitionsverhandlungen zu gehen. Wie es aussieht, profitieren alle Parteien in Sachsen-Anhalt bei den Umfragen von der Schwäche der AfD. Was nicht wundert, mit Corona-Leugnung wird AfD verbunden. Die hinteren Listenplätze der AfD werden kaum unterstützt, um auch 2020 ein ähnlich starkes Wahlergebnis wieder zu erlangen. Das Wählerpotenzial ist da, die Bindung hapert, das KnowHow fehlt, nicht populistischen sondern gesellschaftspolitischen Wahlkampf rüberzubringen.

Esther Burke / 02.12.2020

“I have a dream…” dass die Sachsen-Anhalt-CDU NICHT UMFALLEN möge, und auch Ungarn und Polen nicht im EU Parlament. Es wäre zu schön , aber ich traue mich kaum, eine solche Hoffnung zu haben. Mit meinem inneren Ohr höre ich die Winterreise :”...ich träumte von bunten Blumen…und lustgem Vogelgeschrei…doch als die Hähne krähten, da ward mein Auge wach, da war es kalt und finster, es schrieen die Raben vom Dach…”  Soo bitter.

R. Bunkus / 02.12.2020

“Alle in Deutschland wollen die Gebührenerhöhung, soll die CDU in Sachsen-Anhalt dann nicht bitteschön und unbedingt deswegen auch zustimmen?” SED ... wozu braucht es Parlamente, wozu Abstimmungen? Wenn so viele dafür sind, können sie doch freiwillig dem ÖR spenden. Die 500 Millionen extra müssten doch in Nullkommanix zusammen kommen.

Helmut Kassner / 02.12.2020

Die CDU befindet sich bereits im freien Fall in Richtung einer Blockpartei wie sie unter den Kommunisten in der Nationalen Front der „DDR“  vegetiert hatte.  Und wieder dominieren die Kommunisten/Sozialisten die sich jetzt die Linken nennen. Selbst da wo die CDU die stärkste Fraktion bildet wird sie von Kommunisten/Sozialisten dominiert, schlottern und katzbuckeln die CDU Leute vor einer Funktionärin der kommunistischen FDJ.  Dazu, als Blockflöten, gesellen sich die FDP und die CSU. Die Grünen die ja vor Kraft kaum laufen können werden sich noch wundern wie sie ebenfalls zurück gestutzt werden. Und die SPD ? Vergesst es.

Werner Gottschämmer / 02.12.2020

Mafiöse Verbindungen!! Ich bin mir sicher, dass hier nur eine Verweigerung von Gesellschaft/Bürgertum hilft. Wenn beste Argumente aus Böswilligkeit ignoriert werden, man kann ja wirklich sagen, komplett ignoriert werden, dann hilft halt ab einem bestimmten Moment nur der Widerstand.

Marcus Kowalsky / 02.12.2020

Also langsam zweifle ich wirklich am Geisteszustand unserer politischen Führungskräfte. Da beschließen CDU, SPD, Grüne im Koalitionsvertrag, dass eine Gebührenerhöhung schlecht sei. Und nun findet die AfD, dass dies ebenfalls schlecht ist. Doch nun sagt die CDU, “wenn die AfD das auch schlecht findet, dann müssen wir es gut finden.” Jenseits jeglicher Sachargumente. Haben unsere politischen Führungskräfte eigentlich noch alle Tassen im Schrank?

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