Und pünktlich zum UN-Gedenktag wird in einer der letzten Raucherzonen Europas, in der Tschechei, das Rauchverbot in der Gastronomie eingeführt. Die letzten Lücken in der geistigen Mauer der europäischen Bürgerbevormundung werden geschlossen. Dabei geht es auch anders, wie die entsprechende Kennzeichnung von Lokalen in Rheinland-Pfalz (zumindest noch Herbst 2015 festgestellt) zeigt, wo der Bürger entscheidet, ob er in einer Raucher- oder Nichtraucherkneipe konsumieren möchte.
Da schmeckt die Kippe nochmal so gut, und der Wodka geht runter wie Öl. Niemals werde ich einknicken. Ich werde die Stellung halten, so wahr mir die höchste Macht helfe!
Die Literatur muß auch vom Tabak gesäubert werden. Heinrich Böll und Thomas Mann auf den Index. Sofort.
Das ist nur ein weiteres Beispiel für den Zwiespalt des Systems: Einerseits verteufelt die Politik das Rauchen, andererseits nehmen die etablierten Parteien die direkten Spenden, Zuwendungen wie gemietete “Infostände” auf Parteitagen der Tabakkonzerne, dankend an. Komplette Werbeverbote für Tabakwaren kommen auch nicht, Minister Schäuble bucht dankend die Milliarden an Tabaksteuer + MwSt. im Haushalt ein. Vor Jahren gab es für die Tabakbauern in Deutschland (ja, die gibt es) sogar auch noch Agrarsubventionen…. Ob das aktuell noch so ist, weiß ich allerdings nicht.
Jeder möge seinem privaten Lebensstil frönen, wenn er andere, hier Nichtraucher, nicht belästigt. Als Nichtraucher bin ich froh, dass es in Gaststätten jetzt ein Rauchverbot gibt: Gerne trinke ich dort mal alkoholische Getränke. Diese in Kombination mit Tabakrauch verschafften mir immer Kopfschmerzen, sodass mein Lebensstil und Genuss sehr behindert waren. Auch habe ich den tagelangen Gestank von kaltem Rauch in der Kleidung nach einem längeren Aufenthalt in einer Wirtschaft als sehr lästig in Erinnerung.
Hätten die Raucher mal ganz allgemein gesprochen ihr Rauchen in den Jahrzehnten vor der Verbotswelle als privaten Lebensstil zelebriert anstatt diejenigen, die nicht rauchen, systematisch zu terrorisieren, wäre es wohl kaum zu Verboten in diesem Stil gekommen. Würden sich Raucher nicht systematisch wie Schweine benehmen, was die horrenden Kosten für die Kippenbeseitigung beispielsweise aus dem Gleisbett von Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen (vor entsprechenden Rauchverboten) belegen. wäre das Rauchen vielerorts noch erlaubt. Rauchverbote haben mithin mit Paternalismus und Gesundheitspuritanismus wenig zu tun. Sie sind a) Notwehr einer von Rauchern tyranisierten Mehrheit und b) rein ökonomischen Gesichtspunkten bei Unternehmen und staatlichen Stellen geschuldet. Aus ähnlichen Gründen ist es im Übrigen verboten, an Hauswände zu pissen und in Parkbüsche zu kacken. Oder ist DIESES Verbot vielleicht auch paternalistisch?
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