Maxeiner & Miersch / 11.08.2013 / 12:01 / 4 / Seite ausdrucken

Peterchens Talfahrt

Es gibt unter deutschen Managern die unstillbare Sehnsucht, auch einmal zu den Guten zu gehören. Es macht sich beim Abendessen mit Freunden nicht so gut wenn man zur Atom-, Pharma-, oder Gentechnik-Branche gehört. Und der bequemste Ausweg lautet: Einfach wegducken vor harten Auseinandersetzungen. Das verwechseln sie mit gesellschaftlicher Verantwortung und vergessen dabei, dass es auch zur Zivilcourage gehört, Panikmache in der Öffentlichkeit entgegen zu treten.

Stattdessen werden die Floskeln der Anti-Technik und Anti-Markt Ideologen übernommen. So tat das auch Ex-Siemenschef Peter Löscher. Wer seine Hauptversammlungsrede von 2010 liest, entdeckt das gesamte Vokabular grünen Gutsprechs. „Es hat sich eine Kasino-Mentalität breit gemacht“...die Welt braucht eine Zivilisation der Nachhaltigkeit“...„wir überfordern die Natur“...„wir nehmen künftigen Generationen eigene Entwicklungschancen“. „Vom „Ende der westlichen Vormacht“ sprach Löscher ebenso, wie von seiner Enttäuschung über das „Unvermögen der Staatengemeinschaft ein eindeutiges Bekenntnis zum Klimaschutz zu geben“.

Das darf ein Manager alles meinen und glauben. Er sollte es allerdings nicht mit einer Unternehmensstrategie verwechseln. Und das tat Peter Löscher. Er - wie auch sein Nachfolger - vollzogen willig den Ausstieg aus der Atomkraft - und verloren das gesamte Geschäft und Knowhow an die ehemaligen Partner in Frankreich, hohe Strafzahlungen wegen Vertragsbruchs von über eine halbe Milliarde Euro eingeschlossen.

Sie übersahen darüber hinaus, dass Frau Merkel faktisch auch den Stecker für Gaskraftwerke zog, denn die müssen gegenüber Wind- und Sonnenkraft zurücktreten und können im Standby Betrieb nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden.

Selbst die mit Staatsknete gepäppelten „Erneuerbaren“ entpuppen sich als Debakel. Die für eine Milliarde eingekaufte Siemens-Solarsparte ist pleite. Nicht funktionierende Offshore Windparks verursachten bislang 500 Millionen Verlust, brechende Windradflügel in USA bis 100 Millionen Schaden. Aus dem einst gehypten Solarkonsortium Desertec, das Strom aus der Sahara liefern sollte, hat sich das Unternehmen verabschiedet. Löschers Nachfolger „Joe“ Kaeser beweist derweil politisch korrekte Kontinuität: Joschka Fischer wird Siemens künftig in Umweltfragen beraten.

Erschienen in DIE WELT am 09.08.2013

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Wolfgang Meister / 13.08.2013

Ich fasse es nicht.. Was kann Josef Fischer, was Siemens nicht kann. Offenbar sitzen in diesem Weltkonzern Leute, die diesem hochgekommenen Proleten ein kleines Zubrot zukommen lassen wollen. Das Know how eines Außenministers wird zu diesen Zwecken grandios überschätzt.

Engelbert Gartner / 12.08.2013

Zur Erinnerung : Joschka Fischer war in seiner Amtszeit Außenminister. Die Tatsache, dass er nun Siemens berät, könnte daher auch so interpretiert werden, dass sich Siemens in Zukunft von Deutschland abwenden und neue Geschäftsfelder im Ausland aufbauen wird. Auch kein besonders beruhigender Gedanke für die Zukunft der BRD meine Ich.

Robert Bacherfeldt / 11.08.2013

Nein! Ist das wahr, dass jetzt Joschka Fischer Siemens beraten soll? Es wird ja immer schlimmer.

Gerhard Sponsel Lemvig / 11.08.2013

Wenn sie dem allwissenden Rotweintrinker die hochsubventionierten Solardächer deutscher Arbeitsämter zeigen, dann kann sich der Joscka besser in sein nues Aufgabengebiet einarbeiten. Von Desertec zum Desaster war es ein relativ kurzer Weg für den von Korruptionsaffären arg gebeutelten deutschen Vorzeigekonzern.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Maxeiner & Miersch / 24.11.2014 / 22:19 / 4

Cash fürs Gucken

Die kulturelle Innovation des Jahres kommt aus Hamburg und wurde von einem Veganer erdacht, der seinen Mitmenschen das Fleischessen abgewöhnen möchte. Dafür hat er einen…/ mehr

Maxeiner & Miersch / 16.11.2014 / 10:00 / 6

Kuscheln im Schoße des Staates

Einst waren sie groß und mächtig: Energiekonzerne wie RWE, Eon und Vattenfall verdienten Milliarden, ihre Aktien galten als sichere Bank. Dann kam die Energiewende. Atomkraftwerke…/ mehr

Maxeiner & Miersch / 08.11.2014 / 19:43 / 8

Orientalische Nostalgie

Der Früher-war-alles-besser-Mythos gedeiht in Deutschland in allen Schichten. Viele glauben, Omas Welt sei sicherer, gesünder und gemütlicher gewesen. Die Grünen und die AfD leben von…/ mehr

Maxeiner & Miersch / 04.11.2014 / 14:00 / 5

Alles grün und gut im Taz-Café

Einladung zur Buchpremiere und Podiumsdiskussion am 6. November im taz.Café in Berlin »ALLES GRÜN UND GUT? Eine Bilanz des ökologischen Denkens« (384 Seiten, erschienen am…/ mehr

Maxeiner & Miersch / 26.10.2014 / 06:00 / 1

Die Träumer waren Realisten

Nachher ist man immer klüger. Auch wir haben manchmal das Gefühl, irgendwie hätten wir den Mauerfall kommen sehen oder zumindest so ein bisschen geahnt. Gedächtnis…/ mehr

Maxeiner & Miersch / 18.10.2014 / 19:31 / 13

Die Einsamkeit des Carnivoren

Das feuilletonistische Segment der globalisierten Gesellschaft zieht es jedes Jahr zur Frankfurter Buchmesse. Es versammeln sich sehr belesene und sehr schwarz gekleidete Menschen, die am…/ mehr

Maxeiner & Miersch / 15.10.2014 / 12:03 / 9

Neo-Multikulti

Vor ein paar Jahren wurde der Multikulturalismus von seinen Kritikern für tot erklärt. Der sympathische Gedanke, eines friedlichen Miteinanders, in dem jeder in seine kulturelle…/ mehr

Maxeiner & Miersch / 08.10.2014 / 10:24 / 1

Wir sehen uns in Frankfurt

Noch fünf Tage, dann liegt „Alles grün und gut?“ in jedem Buchladen. Wer vorher schon mal reinschauen möchte, kann dies am KNAUS-Stand auf der Buchmesse…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com