Manfred Haferburg / 13.10.2020 / 06:25 / Foto: VOA / 147 / Seite ausdrucken

Paris: Drei Szenen aus der Stadt der Liebe anno 2020

Eine erste Szene... 

... aus dem Prozess gegen die Attentäter von Charly Hebdo. Richter: „Angeklagter, welchem Beruf gehen sie nach?“. Angeklagter: „Spinnst du, ich habe noch keinen einzigen Tag in meinem Leben gearbeitet. Ich bin Drogenhändler“.

Eine zweite Szene... 

... auf einer leeren Straße am frühen Samstagmorgen mitten in der Stadt. Kaum Menschen unterwegs. Als einsamer Jogger mache ich auf einem Anstieg eine Geh-Pause, als ein Polizeiwagen vor mir scharf einbremst und zwei Beamte herausspringen. „Monsieur, ihren Ausweis bitte. Sie haben gegen die Maskenpflicht verstoßen“. Der Jogger: „Hier ist mein Ausweis. Aber beim Joggen gibt es doch keine Maskenpflicht“. Die Polizistin: „Sie sind aber ein Stück gegangen, wir haben sie 200 Meter lang beobachtet“. Der Jogger setzt seine Maske auf: „Madam, ich habe bereits sechs Kilometer hinter mir und habe auf dem Anstieg eine kleine Gehpause gemacht, weil ich außer Puste war. Ich bin 73 Jahre alt. Wird nicht wieder vorkommen“. Der zweite Polizist ermahnt nebenbei einen vorbeiradelnden Radfahrer ohne Maske: „Auf dem Fußweg dürfen sie nicht Radfahren“. Die Polizistin notiert die Personalien des Joggers. 

Die Polizistin streng zu dem Jogger: „Sie bekommen eine Strafe von 135 Euro wegen Verstoßes gegen die Maskenpflicht im Freien“. Der Jogger: „Das meinen Sie nicht ernst?“. Die Polizistin wiederholt ihre Ansage nachdrücklich. Der Jogger: „Bravo, Madam“. Die Polizistin zum Jogger: „Einen schönen Tag, mein Herr“. Der Jogger zu den Polizisten: „Einen schönen Tag, meine Dame und mein Herr“. 

Eine dritte Szene... 

... aus dem Pariser „sensiblen“ Vorort Sergy-Pontoise, Gemeinde Herbley in der vergangenen Woche. Zwei Zivilpolizisten sind in ihrem Wagen unterwegs, als sie von drei „Männern“ angepöbelt und als „fahrendes Volk“ beschimpft werden. Die Polizisten machen die „Männer“ auf ihren Beruf aufmerksam. 

Die drei Täter zerren sie daraufhin aus dem Auto und „massakrieren“ (Ausdruck des Polizeipräfekten) sie regelrecht. Sie werden zusammengeschlagen und getreten, mit ihren eigenen Waffen mehrfach angeschossen, „in klarer Absicht, zu töten“ so Innenminister Darmanin. Ein lebensgefährlich verletzter Polizist wurde von vier Schüssen in den Unterleib und ins Bein getroffen und erlitt zudem einen Schädelbruch. Er schwebt in Lebensgefahr. Sein Kollege wurde von zwei Kugeln am Bein verletzt. Die Täter, dem Erscheinungsbild nach Einwanderer, sind flüchtig.

Sollten Sie, werter Leser, die Absicht hegen, in die Stadt der Liebe zu reisen, müssen Sie die folgenden Regeln des Maskentragens im Freien kennen und beachten: Es gilt im Zentrum von Paris eine generelle Maskenpflicht. Sie gilt nicht für Kinder unter 12 Jahren. Sie gilt nicht für Jogger beim Joggen. Sie gilt nicht für Radfahrer beim Radfahren, aber sie gilt für Rollerfahrer beim Rollerfahren. Sie gilt nicht, wenn Sie gerade rauchen, trinken oder essen, auch im Gehen. 

Die Maskentragepflicht gilt auch in den „sensitiven Vororten“, aber dort hat die Kontrolle der Einhaltung der Corona-Regeln „keine Priorität“, so der Staatssekretär Laurent Nuñez schon im März dieses Jahres. Außerdem sind solche Banlieues oft keine „roten Bereiche“, da dort das Testen von Personen erhebliche Schwierigkeiten bereitet.

Wenn ich darüber nachdenke, dass wir in Europa genau vor einem Jahr erbittert darüber gestritten haben, ob Frauen gezwungen werden dürfen, in der Öffentlichkeit ihr Gesicht mit einem Tschador verhüllen zu müssen, weil das ihre Menschenrechte beeinträchtigt, dann bekomme ich selbst in meinem Alter noch Angst vor der Zukunft.

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Steffen Rascher / 13.10.2020

Freiheit ist toll, sie sorgt für Glücksgefühle, gibt dem Leben einen Drive, aber nur denen die sie gerade gewonnen haben, die Anderen werden schnell satt und etwas behäbig, streiten sich untereinander, vermehren sich schlecht und nicht zuletzt dadurch werden sie weiger und verschwinden. In dieser Phase sind wir jetzt.

Thomas Schmied / 13.10.2020

Wenn man zynisch wär, könnte man sich darüber freuen, dass in den spezialmigrantischen Gebieten auf ehemals französischem Gebiet bald eine Art Herdenimmunität erreicht ist, weil für die dortigen Bevölkerungsteile die Maskenpflicht ja „keine Priorität“ hat. Außerdem kann im französischen Teil von Paris über Corona-Strafen Geld eingenommen werden, welches man dann zum Beispiel “für die Integration” einsetzen kann. Man muß ja nicht immer alles negativ sehen.

marc vom aberncrone / 13.10.2020

Aehm. Kleine Anm. : Der « Vorort » heisst Cergy-Pontoise, der ueberfall auf die Polizisten in Zivil ereignete sich in der « Gemeinde » Herblay …. Der Tatverdaechtige, der sich gestellt hat, (bzw. sein Anwalt) behauptet, er u. seine beiden stark alkoholisierten Kumpels haetten die Zivilstreife fuer « Zigeuner » gehalten, die einen Einbruch in dem Gewerbegebiet etc. … tatsaechlich soll er einen dokumentierten Notruf abgesetzt haben … die Toetungsabsicht habe aber auch nach Erkenntnis des Personenirrtums weiterhin bestanden … Tja, die Abschaffung der (staatlichen) Territoralhoheit oder so. Daran arbeiten « die » Deutsch*innen unter den kabinetten Merkel u. zahlreichen landesregierungen ja auch ganz intensiv :-D

Sabine Schönfelder / 13.10.2020

Ja, Volker @Kleinophorst, Frau Johnson stellt sich in einer gewissen Ambivalenz dar. Einerseits sehe ich Ihre mittlerweile kritische Haltung gegenüber der inszenierten Pandemie und Ihr fleißiges Engagement, diese Fehlentwicklung unermüdlich mit Quellennachweisen aus dem Internet zu belegen. Andererseits besteht Ihre unverhohlene Bewunderung für die Verursacher-und Förderinnen dieses Corona-Hypes. Für zwei linke, abgewrackte, fanatisch-eindimensionale Propagandistinnen***** namens Merkel und Pelosi. Ein Paradoxon, das Sie uns sicher gerne erklärt.

RMPetersen / 13.10.2020

Paris ist also auch nicht besser als Berlin. Zum Kotzen.

Frances Johnson / 13.10.2020

Nachsatz: Die Mode boykottiere ich ebfs. zugunsten von Italien und Japan.

Frances Johnson / 13.10.2020

Die Frage ist, ob die Politik das so will. Söder klingt so. Und wenn sie das nicht so will, müsste sie Polizisten mal klar machen, dass sie in einer sensiblen Situation nicht ein Bußgeld wegen Bagatellen verhängen sollte. Wir hatten hier diese Eisgeschichte. Die Polizei selbst hat nichts davon, wenn sie dann noch mehr Bürger gegen sich hat. Im Prinzip hat sie es schon schwer genug, gerade in Paris. Aber wenn die Politik das unbedingt so will, steht die Polizei irgendwann allein auf weiter Flur. Wenn Sie das aushalten, bleiben Sie noch bis Mitte 2022. Ich glaube und würde darauf wetten, dass Macron abgewählt wird, auch wegen solcher Dinge. Seine Wähler haben ihn nicht für sowas gewählt. Aber im Süden ist es schöner. Die Menschen sind weicher, sie sprechen ja auch etwas anders und haben oft eine italienische Einmischung. Nizza ist eine italienisch anmutende Stadt, Cannes französisch. Ich mag die kleinen Orte bis hoch nach Dieulefit. Trotzdem habe ich mich schon so oft über die Franzosen geärgert nach einem Fass voller Frankophilie aus der Schule, dass ich ihre Weine boykottiere. Roter kommt aus Valpolicella (bezahlbarer als Montalcino) und Weißer aus dem Trentino. Die Spanier kann ich auch nicht verknüsen, aber die Gran Reserva von Conde di Valdemar (Rioja) ist schon gut. Schicken Sie doch diese Geschichte an Mme Macron, vielleicht liest sie sie ja. Bonne soirée.

Volker Kleinophorst / 13.10.2020

@ F. Brömmer “Ich bin zwar nur eine Frau und habe als solche zum MANSPLAINING einfach nicht die E*er, aber wie man Texte weiterleitet, HAT MIR MEIN MANN SCHON VOR JAHREN ERKLÄRT”. Merken Sie es selbst oder muss ich “mansplainen”? Und weil es so gut passt: Werte @ F. Johnson Zu Nancy Pelosi gehen Sie null auf das ein, was ich geschrieben habe, finden Pelosi aber toll, weil sie (ich denke doch mal angeblich) eine gute Mutter und Omi ist? Was hat das mit Pelosis politischen Leistung zu tun. Auch Ihr zweites “Argument” Pelosi wäre besser als Obama gewesen zu dessen Steigbügelhaltern Pelosi ja gehörte. Hat sie damals überhaupt kandidiert? Meines Wissens nach nicht. Das ist rückwärtsgewandte Kaffesatzleserei. Was keine ist, wie es im Wahlkreis den Pelosi seit 1987 inne hat, aussieht. Das kann sich jeder im Netz anschauen. Frau Johnson da bin ich von Ihnen doch Reflektierteres gewohnt.

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