Ungefähr 2.000 Migranten sollen die türkischen Behörden am Wochenende aus dem Internierungslager in Osmaniye abtransportiert haben, um sie an die ungefähr 1.100 Kilometer entfernte Mittelmeerküste zu bringen, berichtet die Welt. Der Startort unweit der Grenze zu Syrien war eigens von der verhängten Ausgangssperre ausgenommen worden. Die Busse fuhren nach Izmir oder andere Küstenorte. Videos auf Twitter würden beispielsweise dutzende von jungen Männern in Kücukkuyu zeigen, einem beliebten Ferienort mit Sandstränden, von denen gewöhnlich Schmugglerboote auf die nahegelegene griechische Insel Lesbos auslaufen würden.
Die Türkei sei dabei, mitten in der Corona-Krise eine neue „Flüchtlingskrise“ zu inszenieren, schreiben die Berichterstatter der Welt.
Bereits im Februar hatte Ankara mit dem Versprechen offener Grenzen zu Griechenland und damit zur EU mehr als 20.000 Flüchtlinge an die Landgrenze gebracht und zum Sturm auf griechische Grenzposten animiert. Einen Monat lang hatten sie immer wieder versucht, den Grenzfluss Evros zu überqueren, oft unterstützt von der türkischen Armee. Aber Griechenland hatte es geschafft, seine Landesgrenze gegen die permanenten Angriffe dicht zu halten.
Alarmstimmung in Griechenland
Jetzt bringen Busse die Migranten kostenlos ans Mittelmeer, damit sie von dort auf eine der griechischen Inseln übersetzen. Die Türkei versuche jetzt, auf dieser neuen Route Druck auf die Europäische Union auszuüben. Dabei hatte die EU Präsident Recep Tayyip Erdogan im März bereits zusätzliche Finanzhilfen für die Migranten zugesichert. Aber die Türkei wolle „noch mehr Gelder erpressen“, wie griechische Medien dieser Tage spekulieren würden.
In Griechenland herrsche Alarmstimmung. Küstenwache und Marine hätten ihre Patrouillen intensiviert, nachdem Geheimdienste und Satellitenbilder den Aufmarsch von Migranten auf der türkischen Seite der Grenze dokumentierten. Die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln sind bekanntlich schon lange hoffnungslos überfüllt.
Am Wochenende soll die griechische Küstenwache bereits einige Migrantenboote zur Umkehr in türkische Gewässer gezwungen haben. Aber die Zahl der Boote könnte jetzt schnell wachsen.